Mit „Queen Charlotte“ erzählt Shonda Rhimes eine Vorgeschichte zum Netflix-Erfolg „Bridgerton“.
Neu bei Netflix„Queen Charlotte“ hebt Bridgerton auf eine neue Ebene
Mit der Serie „Bridgerton“ konnte Netflix sich in Sachen Zuschauerzahlen gleich zweimal selber übertrumpfen. Keine Frage, dass die Staffeln drei und vier gesetzte Sache sind, eine davon sogar schon abgedreht. Doch nun startet mit „Queen Charlotte“ am 5. Mai eine Geschichte, für die Serienerfinderin Shonda Rimes bekannte Figuren aus den Romanen von Julia Quinn aufgreift und dabei viel mehr verhandelt als das bisherige charmante „Wie finde ich den richtigen Mann?“-Geplänkel.
Die Vision eines Englands
Denn was in der Serie bislang nur in einem Nebensatz Erwähnung fand, wird in diesem Spin-Off zum großen Thema: das Nebeneinander unterschiedlicher Hautfarben und die daraus resultierenden rassistischen Verhaltensmuster.
Zur Erinnerung: Während in den Romanvorlagen das Personal durch und durch weiß ist, setzte Shonda Rhimes für die Verfilmung nicht das mittlerweile überall übliche „farbenblinde Casting“ an. Stattdessen schuf sie ein England, in dem Schwarze und Weiße in allen Schichten vertreten sind – ein ziemlicher Schritt für eine im Regency spielende Geschichte.
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Die titelgebende Hauptfigur kennen wir als strenge Regentin schon aus „Bridgerton“, die neue sechsteilige Serie erzählt nun davon, wie sie als junge Frau nach England kommt, um dort den König George III zu heiraten – jenen Monarchen, dessen Geisteskrankheit unter anderem Thema des Films „The Madness of King George“ (1994) war.
Shonda Rhimes nimmt sich nicht nur mit der historischen Chronologie und Fakten gelungene Freiheiten. Die Meckpomm-Herzogsfamilie, aus der Charlotte stammt, ist wie selbstverständlich schwarz. Diesem Umstand ist es geschuldet, dass zur Hochzeit mit George auch Familien ihrer Hautfarbe eingeladen werden sollen. Diese sind zwar reich, aber bislang ohne Adelstitel. Nun wagen Krone und Parlament „das große Experiment“: Nominell sind die Schwarzen also ab sofort „von Stand“, viele Türen, sowohl wortwörtliche als auch sprichwörtliche bleiben verschlossen.
Kampf gegen das Establishment
Auch ist nicht geklärt, ob die neuen Titel vererbt werden können. Als ihr Ehemann stirbt, fährt Lady Danbury ihre intriganten Kompetenzen hoch und die Krallen aus, mit denen sich ihr älteres Gegenstück schon in der Original-Serie nicht immer beliebt gemacht hat.
So kämpfen die beiden jungen Frauen gemeinsam gegen Ressentiments des Establishments, in manchen Moment meint man die Klagen von Meghan Markle über das britische Königshaus zu vernehmen.
Auf einer zweiten Erzähl-ebene ziehen die in die Jahre gekommenen Matriarchinnen ihre Fäden: Während Queen Charlotte versucht, ihre ausgiebige Kinderschar zu Heirat und Nachwuchserzeugung zu bewegen, kümmert sich Lady Danbury mit handfesten Vorschlägen um die frisch verwitwete Lady Bridgerton, die hier so gar nichts vom toughen Familienoberhaupt hat, als das wir sie bisher kennengelernt haben.
Und so verpasst Rhimes dem Sechsteiler die nötige Portion Herz-Schmerz, thematisiert aber auch nicht nur optisch Dinge, die Jane Austen nicht aus der Feder geflossen wären.
Apropos Optik: Die Ausstattung ist genauso farbenfroh und formidabel, wie man das vom Produkt „Bridgerton“ erwartet – da wir uns aber meistens bei Hofe tummeln, durfte es sogar ein bisschen mehr sein: Die Vorhänge bauschen so viel üppiger, die Haptik der Stoffe, ob an Wänden oder Menschen, bricht sich fast durch den Bildschirm ihre Bahn. Vasen, Kandelaber, überbordende Blumenbouquets, reich gedeckte Tische: Hier wird ein Fest für die Augen ausgerichtet – und das nicht nur für die von Antiquitätenhändlern.
„Queen Charlotte – eine Bridgerton-Geschichte“, sechs Folgen, ab 5. Mai bei Netflix.