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Drama um Dianas Tod auf NetflixAuftakt der finalen Staffel „The Crown“ fesselt

Lesezeit 3 Minuten
Ein letztes Mal vereint: Queen Elizabeth (Imelda Staunton) und Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki).

Ein letztes Mal vereint: Queen Elizabeth (Imelda Staunton) und Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki).

Die ersten vier Folgen der finalen Staffel sind nun bei Netflix zu sehen. Dabei geht es zunächst vor allem um Diana. Nicht sehr gut weg kommt vor allem die Queen.

Wir alle wissen, was passiert ist. Kaum jemand, der sich nicht erinnern, wo er am 31. August 1997 war, als die Nachricht um die Welt ging, dass Prinzessin Diana und Dodi Al-Fayed in Paris bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Auf die Nachrichten folgten ungezählte Dokumentationen und nicht zuletzt 2006 der Spielfilm „The Queen“. Und dennoch: In der sechsten Staffel der Serie „The Crown“ schafft es das Team um Peter Morgan, dieser weitreichend bekannten Geschichte den einen oder anderen neuen Dreh zu geben.

Wie immer erweckt „The Crown“ dabei den Eindruck, eine Realität zu präsentieren. Doch was wirklich passierte, wissen nur die Beteiligten, von denen drei – auch der Fahrer starb bei dem Unfall – nicht mehr leben.

Die ersten vier Folgen dieser finalen Staffel, die jetzt bei Netflix zu sehen sind (die restlichen sechs stehen ab 14. Dezember zur Verfügung), stellen die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen der frisch geschiedenen Diana (Elizabeth Debicki) und dem durchs Leben trudelnden Dodi (Khalid Abdalla) in den Mittelpunkt.

Vater zieht im Hintergrund die Strippen

So wie Peter Morgan es erzählt, wird dieses zarte Pflänzchen zunächst von Vater Al-Fayed (Salim Daw) eingetopft und stetig gewässert. Hatte er zuvor schon erfolglos versucht, etwa durch den Kauf von Harrods, in den Dunstkreis der Royals zu gelangen, sieht er hier nun die Chance seines Lebens: sein Sohn als potenzieller Stiefvater eines zukünftigen Königs William.

Während der Geschäftsmann im Hintergrund die Beziehungsstrippen knüpft, kabbeln sich Diana und (damals noch) Prince Charles (Dominic West) um die Deutungshoheit bezüglich ihrer Relevanz in den Medien – und scheuen dabei nicht den Einsatz der Presse. Gerade Diana setzt so ihr fatales Katz-und-Maus-Spiel mit den Paparazzi fort, die ihr gnadenlos auf den Fersen sind.

Zu Fuß oder per Auto verfolgt zu werden, dürfte für sie zum Alltag gehört zu haben; die Hetzjagd per Motorroller in Paris stellt eine neue Dimension dar. Die Bilder von wild auf die Scheiben hämmernden Fotografen, das Gefühl des Gefangenseins im eigenen Auto, der ständige Druck, sich verstecken zu müssen oder permanente Planänderungen, um einen Hauch von Privatsphäre zu wahren – schon vom Zuschauen bekommt man Beklemmungen.

Die anderen Royals besetzen zunächst nur Nebenrollen

Fast ein wenig genüsslich wird dagegen das Jetset-Leben der Al-Fayeds ausgebreitet: Luxusjachten im Mittelmeer, Spontankäufe beim Juwelier, selbstverfasste Liebesgedichte, die auf Silbertafeln graviert werden, sind für Diana verlockend und abstoßend zugleich – aber vielleicht doch dem Tweed und fiesen Wetter des schottischen Sommers vorzuziehen?

Spielen die Rest-Royals in den ersten Folgen nur Nebenrollen, übernimmt vor allem Charles nach Dianas Tod das Ruder des Plots. Wenn man zuvor das Gefühl hatte, dass die Sympathien von Morgan und Co. bei Diana lagen, kann sich King Charles III. über die positive Darstellung seiner Person in dieser Staffel nicht beklagen. Die Emotionen, die Dominik West nach dem Unfall spielen darf, sind meilenweit entfernt von der außerhalb des Vereinigten Königreichs verpönten „stiff upper lip“.

Nicht ganz so gut kommt die Queen weg: Während Helen Mirren in „The Queen“ (Peter Morgan schrieb ebenfalls das Drehbuch) stets eine staatstragende Noblesse umgab, spielt Imelda Staunton sie verbissen und verbiestert, wie man es von ihr schon als Harry-Potter-Nemesis Dolores Umbridge gesehen hat. Der Königin hingegen gibt der Drehbuchautor (zumindest bis zum Ende von Folge vier) keinen Raum, um den Sinneswandel von „wir folgen den Regeln“ zu „wir zeigen uns menschlich“ nachvollziehbar zu spielen. Auch die ikonische Szene, wie die Queen vor dem Buckingham Palace mit den Trauernden spricht, wird nicht aufgegriffen. Keine gute Entscheidung.

„Das wird die größte Sache, die wir je erlebt haben“, lässt der Drehbuchschreiber Charles nach Dianas Tod orakeln. Fürwahr: In Sachen Dramatik werden die Folgen sechs bis zehn kaum mithalten können.