Hamburg – Die Aussagen von Robert Habeck im ARD-Talk „Maischberger“ sorgten unter der Woche für eine riesige Welle der Entrüstung. Im ZDF erhielt nun Steffi Lemke (Grüne), Bundesministerin für Umwelt, bei Markus Lanz die Chance, die Aussagen des Bundeswirtschaftsministers zur Insolvenz zu erklären und die Energiepolitik der Grünen der Krise zu begründen. Mitdiskutieren außerdem Unternehmer Frank Thelen und Journalistin und Autorin Ulrike Herrmann, die Politikexpertin der „taz“.
Zunächst aber ist Lemke gefragt, sie muss für ihren Parteikollegen Robert Habeck in die Bresche springen. Dessen Aussagen bei Sandra Maischberger hatten für ein gewaltiges Echo gesorgt, Habeck war nach irritierenden Erklärungen zum Thema Insolvenz in den sozialen Medien sowie von politischen Gegnern hart angegangen worden und der Ahnungslosigkeit bezichtigt worden.
Lemke erklärt Habecks Aussagen zu Inflation
„So, wie ich es verstanden habe, wollte er den Unterschied zwischen Insolvenz und Pleite erklären. Vielleicht ist eine nächtliche Talkshow dafür nicht der richtige Ort“, wagt Lemke bei Lanz einen Erklärungsversuch. Die Entscheidung, zwei Atomkraftwerke als Reserve über das Ende des Jahres in Betrieb zu halten, verteidigt sie. Wenn die Situation es nötig mache, werde man sie mit genügend Vorlauf anschalten und dann auch laufen lassen.
Den Unternehmer und „Höhle der Löwen“-Juror Frank Thelen ist angesichts der Gaskrise trotz der Maßnahmen der Bundesregierung in Sorge um die Wirtschaft. „Ohne Energie gibt es keine Produktion“, warnt er. Auch die hohe Inflation sei ein großes Problem, so Thelen, der am Ende seines Vortrages ein dramatisches Fazit zur aktuellen Lage in Deutschland zieht: „Der Patient ist fast tot.“
Journalistin kritisiert Unternehmer Frank Thelen
Über Thelens Aussagen muss „taz“-Journalistin Ulrike Herrmann lachen. Die Inflation könne man nicht – wie Thelen argumentiert – allein der Politik in die Schuhe schieben, explodierende Energiepreise und gestörte Lieferketten seien die Gründe. Thelen unterstellt sie Ahnungslosigkeit: „Wenn Sie wirklich Unternehmer sind und investieren, und auf der falschen Basis einer Geldtheorie, dann sehe ich da ein Problem. Ganz im Ernst, es wundert mich nicht, dass Sie schon mehrfach pleite waren!“
Es sei peinlich, dass Thelen überholte Theorien zur Inflation vertrete. Der Unternehmer kann die Journalistin auch in der Folge nicht überzeugen, ganz im Gegenteil. Herrmann amüsiert sich über die Ausführungen Thelens, was dieser allerdings gar nicht lustig findet. „Da lachst du jetzt, aber das ist nicht witzig“, sagt Thelen. Dass er Herrmann versehentlich duzt, später aber wieder zum „Sie“ zurückkehrt, bemerkt auch der Moderator. „Wieder beim Sie, wird frostiger“, kommentiert Markus Lanz salopp.
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Die Vorwürfe möchte Thelen nach der Sendung nicht so stehen lassen und führt die Debatte über Twitter weiter. Dort weist er die Vorwürfe, er vertrete eine „überholte Theorie“, entschieden zurück.
„Gestern Abend bei Markus Lanz hat die taz Redakteurin Ulrike Hermann (sic) sehr selbstsicher Falschaussagen zum aktuellen Thema Inflation verbreitet. Das ist ein sehr gefährliches Spiel“, so Thelen, der in einem Clip die Bundeszentrale für politische Bildung zitiert, um seine Aussage zu stützen.
In der Sendung formuliert der Unternehmer auch Lösungsansätze zur Energiekrise, es brauche Innovationen. In diesem Punkt stimmt Grünen-Politikerin Lemke mit dem 46-jährigen Bonner überein. Man werde in vielen Bereichen Lösungen brauchen, „die wir heute noch nicht kennen“, sagt sie.