Lena Meyer-Landrut im Interview„Prominente müssen öfter den Mund aufmachen“
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Vor acht Jahren hat Lena Meyer-Landrut als erste ESC-Gewinnerin versucht, ihren Titel direkt zu verteidigen.
Die Sängerin ist für viele Menschen zur Ikone auf Instagram geworben. Sie selbst zieht auf Social Media aber klare Regeln in Sachen Privatsphäre.
Im Interview spricht die Sängerin über Klimaschutz, Fridays for Future und regt sich über Sexismus auf.
Düsseldorf – Frau Meyer-Landrut, haben Sie ein Ritual, bevor Sie auf die Bühne gehen?
Wenn wir große Konzerte haben, stellen wir uns wie im American Football in einen Kreis, ich schrei dann ,One, Two, Three’, alle brüllen ,Go!’. Es ist wichtig, sich ein bisschen hochzupushen.
Vor acht Jahren sind Sie in Düsseldorf zum zweiten Mal beim Eurovision Song Contest angetreten nach Ihrem Sieg in Oslo. Denken Sie noch oft daran zurück?
Klar, denke ich daran. Mit dem ESC wurde ich als Künstlerin geboren. Gerade wenn ich neue Leute treffe, begegnet mir das immer wieder, weil sie mir erzählen, mit wem sie wo vor dem Fernseher saßen, als ich gewonnen habe.
Sie sind durch eine Casting-Show berühmt geworden und geblieben. Heute sitzen Sie selbst bei „The Voice Kids“ in der Jury. Haben Sie einen Tipp für junge Talente?
Ach, bei „The Voice Kids“ geht es ja gar nicht darum, berühmte Personen zu kreieren. Die Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, auf einer Bühne zu stehen und zu zeigen, was sie drauf haben. Hauptsächlich geht es da um Spaß. Man wirft Neunjährige nicht ins Rampenlicht und vermarktet sie.
Und wenn sie älter sind?
Wenn sie alt genug sind und es da draußen wirklich probieren wollen, kann jeder seine Karriere in die eigene Hand nehmen. Und es gibt ja auch viele, die es geschafft haben, wie Noah Levi, Mike Singer und Lukas Rieger. Die waren übrigens alle in meinem Team. (lacht)
Stefan Raab hat Ihnen geraten, Ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit rauszuhalten. Wie einfach ist das heute im Social-Media-Zeitalter?
Manchmal echt schwierig. Ich bin ihm dankbar für diesen Rat. Dass ich in Klatsch- und Tratsch-Magazinen stattfinde, kann ich aber nicht zu 100 Prozent unterbinden.
Aber es ist schon nervig, am Kiosk immer neue Gerüchte auf den Titeln zu lesen, oder?
Es ist nicht immer toll, aber solange sich das in einem halbwegs normalen Rahmen bewegt, ist es okay. Ich gebe eigentlich viele private Sachen preis, aber immer nur über mich selbst. Über meine Familie und eventuelle Partner nicht, das ist meine Grenze. Aber ich sag niemals nie.
Wenn Sie im Netz ein neues Bild posten, gibt es viele Kommentare zu Ihrem Aussehen. Wie wichtig ist es heute, schön zu sein?
Ich finde es wichtig, dass man sich selbst schön findet. Ich sag meinen Fans auch: Es geht nicht darum, dass ihr dem Schönheitsideal dieser Gesellschaft folgt. Seid so, wie ihr seid. Mir macht Beauty zwar Spaß, aber der hört auf, wenn die Wertigkeit zu hoch ist und man sich komplett davon abhängig macht.
Anfang des Jahres haben Sie die Fridays-for-Future-Proteste gelobt. Müssen sich Prominente für die Umwelt mehr einsetzen?
Klar, Prominente sollten viel öfter den Mund aufmachen und für ihre Werte einstehen. Dafür braucht man aber Mut und muss auch den Gegenwind aushalten können, wie jetzt bei Fridays for Future: Nur wenige sagen ,Ach cool, dass du das so siehst’, sondern direkt: ,Aber Fliegen, Lena!’. Das stimmt auch. Wir können nicht alle alles richtig machen. Ich mache überhaupt nicht alles richtig. Aber ich versuche, daran zu arbeiten. Leute, die wie ich ein Sprachrohr sind, müssen sich für Dinge einsetzen.
Für was denn noch?
Wir müssen nachhaltiger leben. Wir müssen Plastik reduzieren. Diese Sexismus-Scheiße muss aufhören. Wir müssen gegen Rechtsextremismus aufstehen. Viele Leute haben leider Angst davor, dann Fans zu verlieren.