Kölner PhilharmonieComedian Rainald Grebe über Corona-Schulden und elf Schlaganfälle
Köln – Rainald Grebe gastiert Pfingstmontag in der Philharmonie mit seinem Soloprogramm „Das Münchhausenkonzert“. Susanne Schramm sprach mit dem 51-Jährigen über alte Schmöker, Corona-Schulden und sein Leben mit elf Schlaganfällen.
Warum ausgerechnet ein Programm über Münchhausen?
Grebe: Ich habe mit dem „Robinson Crusoe Konzert“ schon mal ein Programm gemacht, das auf einem alten Schmöker basiert. Beides kann man gut ansehen, ohne die Vorlage gelesen zu haben. Dass es gut kommt, ist mein Ur-Impuls. Ich mache keine aktuellen Programm, ich komme ja vom Theater her. Hier geht es darum, Lüge und Wahrheit von allen möglichen Seiten auszuleuchten. Um am Ende festzustellen, dass Wahrheitsfindung nicht immer so wichtig ist.
Sie touren derzeit mit mehreren Programmen gleichzeitig, kommt man da nicht durcheinander?
Das ist schon hart im Moment, dass man, ohne große Vorbereitung, die ganzen Sachen wieder hoch holen muss. Einige Termine sind, wegen Corona, fünfmal verschoben worden. Aber: Am Theater werden manchmal sechs Stücke parallel inszeniert. Von Juli bis September habe ich zwei Monate Tour-Pause, da bereite ich ein neues Programm für meine Band, die Kapelle der Versöhnung, vor und ein Theaterstück über Münchhausen, ich muss in Krankenhäuser, ich fahr’ auch mal weg. Ich brauche jetzt mehr Zeit für Tour-Termine als früher, wenn man nicht mehr gesund ist… Ich stottere das, was nachzuholen ist, ab.
2017 hatten Sie, aufgrund einer Gefäßerkrankung, einen Schlaganfall, Anfang 2022 einen zweiten…
Inzwischen sind es elf. Ich sammel' die richtig. Das erste Mal ist es während eines Auftritts passiert, wo ich nichts mehr wusste. Das andere waren kleine Blackouts, wie Stromausfälle im Oberstübchen, bis ich mich davon erholt habe, dauert es in der Regel eine Woche. Anfang des Jahres war ich noch am Rollator, mittlerweile trete ich wieder auf. Ich rappel' mich hoch. Das macht mir zwar Angst, aber ich bin nicht so wie der Darmkrebspatient, dem das so eine Panik gemacht hat, dass er in der Psychiatrie gelandet ist.
Was hat sich durch die Erkrankung bei Ihnen verändert?
Ich rauche nicht mehr. Ich gehe die Dinge etwas langsamer an, ich bin mehr in mir selbst. Ich bin aber nicht esoterisch geworden oder religiös. Ich habe die Sehnsucht, den Alltag so leben zu können, wie er vorher war. Früher habe ich mir Gedanken übers Dahinsiechen im Alter gemacht, aber da denk’ ich nicht mehr dran. Ich sterb’ ja eigentlich vorher, es kommt ja früher für mich. Was gut ist: Ich bin noch relativ jung, im Alter wird das Immunsystem schwächer. Im Krankenhaus bin ich immer „der junge Mann“. Ich hoffe, dass ich Pfingstmontag die Kraft haben werde, den Kölnern einen schönen Abend zu machen.
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Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, Sie seien Autor, Dramaturg, Regisseur, Schauspieler, Comedian, Komponist, Liedersänger und Obstbauer. Wie passt der Obstbauer da rein?
Ich lebe ja in Berlin und in der Uckermark, auf dem Land. Da baue ich Äpfel an. Nichts Ausgefallenes, keine alten Sorten, sondern ganz normale, zum Beispiel Boskop.
Ist das lukrativ?
Ich verkaufe die Äpfel nicht. Ich verschenke sie.
Sie waren auch mal, ganz am Anfang, Straßenkünstler…
Da habe ich Straßentheater gemacht. Für einen Tag. Das war finanziell ein Desaster, Ich hatte vor, mit dem Bulli rum zufahren und an verschiedenen Orten aufzutreten. Aber ich habe schnell gemerkt, nachdem ich mit dem Hut rum gegangen bin: Die Straße ist hart.
Sind Sie noch oft in Köln?
Für Auftritte regelmäßig, aber privat eigentlich nie. Ich fahre noch immer regelmäßig nach Frechen, meine Eltern leben noch dort.
„Das Münchhausenkonzert“, 6. 6., 20 Uhr, Bischofsgartenstr. 1. Kartentel.: 0221 280 280.