Ob die Sanierung am Offenbachplatz tatsächlich bis Ende Juni 2024 abgeschlossen wird, ist offen. Klar ist hingegen, dass der Betriebskostenzuschuss der Stadt wegen der Kostenexplosion in den nächsten Jahren steigt.
Oper und Schauspiel in KölnWas die Bühnensanierung die Stadtkasse kostet
Die 2012 begonnene Sanierung der Bühnen am Offenbachplatz ist das teuerste und komplizierteste Kulturprojekt der Stadt Köln und eines der aufwendigsten in Deutschland. Die Kosten werden den städtischen Haushalt auf Generationen belasten. Mit der geplanten Rückkehr in die sanierten Häuser zur Spielzeit 2024/25 steigt der jährliche Betriebskostenzuschuss der Stadt für die Bühnen stark an. Ein detaillierter Blick auf die Zahlen.
Wie teuer wird die Sanierung?
Nachdem sich der Termin der Schlüsselübergabe vom 22. März auf den 28. Juni 2024 verschoben hat (wir berichteten), will Chef-Sanierer Bernd Streitberger derzeit noch keine aktualisierten Zahlen nennen. Ende Oktober bezifferte der Technische Betriebsleiter die Baukosten mit 686 Millionen Euro bei Eintritt aller bekannten Risiken. Dazu kommen 317 Millionen Euro für die Finanzierung des Bauvorhabens über 40 Jahre sowie bislang 130,8 Millionen für die Interimsspielstätten. Seit 2015 spielen Oper und Schauspiel im Staatenhaus und im Depot in Mülheim. Unterm Strich sind das 1,13 Milliarden Euro.
Wie valide ist diese Prognose?
Klar ist: Die Baukosten steigen generell, und je länger gebaut wird, desto teurer wird es. Das Interim ist bis Dezember 2024 finanziert. Sollte sich der Umzug an den Offenbachplatz ins Jahr 2025 verschieben, wird es teurer. Die Finanzierungskosten sind teilweise durch Darlehen mit langer Laufzeit gesichert. Streitberger betonte am Dienstag im Rechnungsprüfungsausschuss seinen Transparenzanspruch. Die Kölner Bühnensanierung sei vielleicht das einzige kommunale Bauvorhaben, bei dem auch die Kreditkosten öffentlich gemacht werden. Vorige Woche erklärte er im Betriebsausschuss Bühnen: „An dieser Baustelle wird die Stadt Köln noch bis zum Jahr 2062 jedes Jahr 25 Millionen zu bezahlen haben. Das ist eine hohe Last für die Stadt. Und glauben Sie mir, das empfinde ich selber auch als hohe persönliche Bürde.“
Wie lange reichen die bisherigen Mittel noch?
Laut Streitberger stehen aus dem vom Stadtrat bewilligten Budget derzeit noch rund 16 Millionen Euro zur Verfügung. Das werde für etwa drei Monate reichen. Dann muss der Rat einer erneuten Kostenerhöhung zustimmen. Wie berichtet, wurden fünf Ingenieure aus München geholt, um während der Endphase die Koordination auf der Baustelle zu verbessern. Wie Streitberger im Rechnungsprüfungsausschuss erläuterte, kosten diese Spezialisten bis Januar rund 200 000 Euro. Der Auftrag müsse verlängert werden, das werde zu Kosten in ähnlicher Größenordnung führen.
Wie läuft es im Spielbetrieb der Bühnen?
Vorige Woche legte die Betriebsleitung den vierten Quartalsbericht und vorläufigen Jahresbericht für die Spielzeit 2022/23 vor. Demnach wurden vom 1. September 2022 bis 31. August 2023 Umsatzerlöse von 15,0 Millionen Euro erzielt. Das waren 436 900 Euro weniger als geplant, ein Minus von 2,8 Prozent. Davon stammten 9,1 Millionen Euro aus Kartenverkäufen (minus 6,5 Prozent) und 5,9 Millionen Euro aus sonstigen Erträgen wie Zuschüssen des Landes, Erstattungen und Spenden. Dem stand ein Aufwand von 75,9 Millionen Euro gegenüber, davon waren 50,3 Millionen Euro Personalkosten (Löhne und Gehälter, Sozialabgaben und Altersversorgung) sowie 14,6 Millionen Euro Materialaufwand.
Wie verhält es sich mit den einzelnen Sparten?
Hier zeichnen sich weiterhin große Unterschiede ab. Die vergleichsweise kleine Tanz-Sparte konnte den positiven Trend fortsetzen und übertraf laut Bericht der Bühnen die geplanten Umsatzerlöse um 86 Prozent. Dagegen seien die Oper mit einem Minus von 3,9 Prozent und das Schauspiel mit minus 21,4 Prozent hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Wie hoch war der Betriebskostenzuschuss?
Den Spielbetrieb in der Spielzeit 2022/23 unterstützte die Stadt Köln mit 65,1 Millionen Euro. Dazu gab es laut Bericht 8,4 Millionen Euro Zuschüsse zur Sanierung, für die neuen Werkstätten und anderes. Die Interimsspielstätten kosteten weitere 10,5 Millionen Euro. Macht zusammen 84,0 Millionen Euro.
Wie sieht das in der aktuellen Spielzeit aus?
Laut dem Wirtschaftsplan der Bühnen für 2023/24 wird der Spielbetrieb von Oper, Schauspiel und Tanz mit 70,0 Millionen Euro bezuschusst. Hinzu kommen 10,2 Millionen für das Interim und 17,4 Millionen für die Sanierung. Unterm Strich sind das 97,6 Millionen Euro – etwas weniger als das für 2023 erwartete Defizit der städtischen Kliniken in Höhe von 104,9 Millionen.
Wie entwickeln sich die Besucherzahlen?
Hier ist nach dem Corona-Knick ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Kamen in der Spielzeit 2021/ 22 nur 135 034 Besucher zu 517 Aufführungen, was seinerzeit bezogen auf die verkäuflichen Plätze einer Auslastung von 73 Prozent entsprach, so wurden in der Spielzeit 2022/23 bei 577 Aufführungen insgesamt 184 478 Besucher gezählt. Das entspreche 80 Prozent Auslastung, so die Bühnen. Zum Vergleich: In der Spielzeit 2007/08 hatten die Bühnen am Offenbachplatz 312 958 Besucher bei 658 Aufführungen.
Bezogen auf den erwähnten Betriebskostenzuschuss der Stadt von 84 Millionen Euro wurde 2022/23 bei 184 478 Besuchern also jede Eintrittskarte im Schnitt mit rund 455 Euro subventioniert.