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Kölner BühnenOper und Schauspiel sollen nun erst am 28. Juni fertig sein

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Opernbaustelle

Die Opernbaustelle am Offenbachplatz

Die Sanierung der Bühnen verzögert sich um rund drei Monate. Erst im Mai wird klar sein, ob die Wiedereröffnung 2024 klappt.

Das zeitliche Zitterspiel um die Neueröffnung der Kölner Bühnen am Offenbachplatz geht weiter. Als Reaktion auf den am Freitag veröffentlichten Monatsbericht zur Bühnensanierung nennt die Stadt nun den 28. Juni 2024 als Termin für die Schlüsselübergabe. Zuvor war die Übergabe für den 22. März geplant gewesen, Projektsteuerer hatten dieses Datum zuletzt bereits als „gefährdet“ eingestuft.

„Uns ist bewusst, dass dies eine in vielerlei Hinsicht schwierige Entscheidung ist“, sagt Bernd Streitberger, Technischer Betriebsleiter des Sanierungsprojekts. Da bereits jetzt absehbar sei, dass die Bauarbeiten Ende März 2024 nicht abgeschlossen seien, mache „eine Übergabe der Häuser mit so vielen Ausnahmen keinen Sinn, so dass wir hier leider keine andere Wahl hatten“.

Nun wird der Zeitpuffer für eine Rückkehr zum Offenbachplatz zum Start der Spielzeit 2024/25 immer enger. Ein Eröffnungsfest der Bühnen vom 13. bis 15. September ist wie die gesamte Inbetriebnahme der Spielzeit Ende September 2024 mit einem großen Fragezeichen versehen. Auch hier hatte die Stadt stets betont, mehrgleisig zu fahren. Denkbar sei auch, dass Schauspiel und Oper nacheinander eröffnet werden.

Im Monatsbericht ist nun von „zahlreichen Störungen im Bauablaufplan“ die Rede. So muss beispielsweise eine Decke im Foyer der Oper schon vor der Eröffnung erneut saniert werden. Laut Stadt sollen in den kommenden Wochen Szenarien für eine Eröffnung von Oper, Schauspiel und Kinderoper besprochen werden.

Ursprünglich sollten die Bühnen schon im Jahr 2015 wieder bespielt werden, die Generalsanierung hatte im Sommer 2012 begonnen. Mit der neuerlichen Verzögerung ist wieder eine Kostensteigerung verbunden, die prognostizierten Gesamtkosten liegen laut Stadt nun bei 686 Millionen Euro. Die ursprüngliche Kalkulation belief sich vor mehr als zehn Jahren auf 253 Millionen Euro.

Im Kölner Rathaus sprechen Vertreterinnen und Vertreter der Politik von einer „Tragödie“ und einer „bitteren Nachricht“ für die Bühnen. Ralph Elster (CDU) sprach sich gegen eine schrittweise Eröffnung der Bühnen aus. „Dann lieber ein Jahr warten.“

Die Intendanten von Oper und Schauspiel planen bereits seit Monaten zweigleisig. Die Inszenierungen für die Spielzeit 2024/25 sollen sowohl für den Offenbachplatz als auch für die Interimspielstätten im Deutzer Staatenhaus und im Depot in Mülheim konzipiert werden.

Reaktionen aus der Kölner Politik

Im Rathaus sorgte die erneute Verzögerung für Kritik. „Das ist ein schwerer Schlag für die Bühnen. Wir sind enttäuscht darüber, dass sich die Schlüsselübergabe schon wieder verschiebt. Dadurch scheint fraglich, ob die Eröffnung im September überhaupt noch stattfinden kann“, sagt Brigitta von Bülow, Kultur-Expertin der Grünen. Die Verwaltung müsse „sofort handeln und mit den Intendanten an Lösungen für die nächste Spielzeit arbeiten sowie eine mögliche Verlängerung des Interims vorbereiten. Für die Bühnen ist das eine bittere Nachricht, die auf jeden Fall Folgen für die nächste Spielzeit haben wird.“

„Es hat sich abgezeichnet. Und wenn die Risiken eintreten, muss man reagieren“, meint Ralph Elster (CDU). Aus seiner Sicht wäre es zwar schön, wenn es noch mit der Eröffnung im Herbst 2024 klappen würde. „Aber bitte nur dann, wenn auch alle Gebäude fertiggestellt sind und eine große Eröffnungsveranstaltung möglich ist. Die Wiedereröffnung muss strahlend sein.“ Von der Idee, man könne zum Beispiel mit einer Premiere im Schauspiel anfangen und später die Oper eröffnen, hält Elster nichts. „Man darf die Bühnen nicht tröpfchenweise eröffnen. Dann blamieren wir uns.“

„Ich bin enttäuscht über das erneute Plätzen des Termins, denn ich habe mich sehr auf die Eröffnung gefreut“, sagt die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Maria Helmis. „Die Unendliche Geschichte wird zur Tragödie. Oberbürgermeisterin Reker und Herr Streitberger müssen jetzt die Verantwortung für das erneute Scheitern übernehmen.“ Auch FDP-Fraktionschef Ralph Sterck ist nicht begeistert über die Verzögerung, betont aber, sein Vertrauen in Streitberger sei ungebrochen. Bei einer Baustellenführung habe er vor einer Woche gesehen, wie viel noch zu tun sei. Was ihn hoffen lässt: „Wir sind diesmal in einem geordneten Verfahren. Als ich die gleiche Führung 2015 erlebt habe, war das Projekt im Blindflug. Jetzt habe ich ein besseres Gefühl.“