Nach den jüngsten Verzögerungen bei der Sanierung der Kölner Bühnen lautet die bange Frage, ob der Eröffnungstermin nach 2015 ein zweites Mal platzt. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Schlüsselübergabe März 2024Ist der Eröffnungstermin der Bühnen noch zu halten?
Vor zwölf Jahren begann die Stadt Köln, die Bühnen am Offenbachplatz zu sanieren. In knapp fünf Monaten, am 22. März 2024, sollte alles fertig sein. Das Drama neigt sich also dem großen Finale zu. Doch nun gibt es auf der Zielgeraden erhebliche Probleme. Wie berichtet, ist die Baustelle in Verzug, der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger hat eingeräumt, dass der Termin zur Schlüsselübergabe gefährdet ist. Die bange Frage lautet: Schafft Köln es im zweiten Anlauf? Oder platzt der Eröffnungstermin ein weiteres Mal? Fragen und Antworten.
Worum geht es bei dem Projekt?
2012 startete die Sanierung von Oper (1957) und Schauspielhaus (1962). Sie sollte ursprünglich drei Jahre dauern und umfasst auch den Bau des Kleinen Hauses (in den ehemaligen Opernterrassen) sowie der unterirdischen Kinderoper. Die Sanierung des denkmalgeschützten Opernhauses von Wilhelm Riphahn stellte sich als technisch und organisatorisch äußerst komplex heraus und scheiterte im ersten Anlauf spektakulär.
Was passierte im Jahr 2015?
Als Eröffnungstermin des gesamten Ensembles am Offenbachplatz war der 7. November 2015 geplant. Im Sommer wurde bereits der Spielplan für die Spielzeit 2015/16 vorgestellt, die Programme waren gedruckt, doch wenige Wochen später, am 23. Juli, mussten die Bühnen einräumen, dass der Termin nicht zu halten war. Auf der Baustelle herrschte Chaos. Kabel und Leitungen passten nicht in die vorhandenen Schächte, es gab massive Mängel etwa beim Brandschutz. Der Versuch, mit mehr Arbeitern auf der Baustelle den Termin zu halten, hatte die Probleme noch vergrößert. Das Projekt musste völlig neu aufgesetzt werden, dafür wurde 2016 der frühere Kölner Baudezernent Bernd Streitberger geholt.
Wie sieht die aktuelle Situation aus?
Es gibt Verzögerungen im Bauablauf, dadurch verspätet sich die Inbetriebnahme technischer Anlagen. „Die Durchführung der baurechtlichen Abnahmen sowie die anschließende Schlüsselübergabe im März 2024 sind deshalb gefährdet“, heißt es im Monatsbericht September der Bühnen. Im September konnten nur sieben von 312 Bereichen auf der Baustelle fertiggestellt werden. Bisher sind erst in 70 Bereichen die Arbeiten abgeschlossen – weniger als ein Viertel. Man sei mit dem Baufortschritt der letzten Monate nicht zufrieden, so Streitberger.
Was wird getan, um die Arbeiten zu beschleunigen?
Für den Endspurt haben die Bühnen fünf zusätzliche Ingenieure aus München geholt, die Experten im Abschluss von Großprojekten sind. „Ihre Aufgabe ist die Terminkontrolle, die Unterstützung der Objektüberwachungen Gebäude und Haustechnik und die effizientere Verzahnung der Abläufe. Das Büro hat sich auf solche Prozesse spezialisiert“, sagte Streitberger der Rundschau. Ihr Arbeitsschwerpunkt liege auf der „strukturellen Unterstützung “ von Objektüberwachung und Projektsteuerer „und nicht bei konkreten Baumaßnahmen. Terminpläne liegen bereits vor.“
Ist der Eröffnungstermin im September noch zu halten?
Weder Streitberger noch Kulturdezernent Stefan Charles wollten sich auf Anfrage dazu äußern, ab welchem Zeitpunkt eine verspätete Fertigstellung dazu führt, dass die Eröffnung verschoben werden muss. Ein Sprecher der Bühnen sagte, Zieltermin für die Schlüsselübergabe sei weiterhin der 22. März 2024. Laut Streitberger wird die komplette Bühnentechnik bis Ende 2023 abgenommen sein. Charles betonte: „Für die Eröffnung gibt es bislang keine bestätigten Termine, sondern lediglich Zieltermine zur Ausschreibung der Kommunikationskampagne. Uns liegen keine Informationen vor, dass sich hier Änderungen ergeben.“
In der Ausschreibung hatte die Stadt ein großes Eröffnungsfest für 13. bis 15. September 2024 vorgesehen. Die ersten Premieren im Schauspielhaus sollen demnach am 27. und 28. September stattfinden, in der Oper am 5. und 6. Oktober.
Wie lange soll der Umzug der Bühnen dauern?
Laut Charles steht dafür der Zeitraum von der geplanten Fertigstellung im März bis Mitte August zur Verfügung. „In diesem Zeitraum liegen auch die Theaterferien, es ist also nicht die Netto-Dauer des Umzugs.“ Zur Frage, ob Teile der Bühnen vorab in bereits fertiggestellte Räume umziehen können, wollte sich Streitberger nicht äußern.
Gibt es einen Plan B für den Fall der Fälle?
Ja. Sowohl Schauspielintendant Rafael Sanchez als auch Opernintendant Hein Mulders haben in Interviews mit der Rundschau betont, dass sie einen Plan B in der Schublade haben, falls der Offenbachplatz nicht rechtzeitig fertig wird. Die Oper könnte dann fürs erste weiterhin das Staatenhaus in Deutz nutzen, das Schauspiel weiterhin im Depot in Mülheim inszenieren. Unter anderem hat Sanchez die Theaterregisseure angewiesen, bei ihren Inszenierungen vorerst noch nicht mit der Drehbühne zu planen, die künftig am Offenbachplatz zur Verfügung steht.
Die Politik ist irritiert
140 Tage bleiben noch bis zur geplanten Schlüsselübergabe der Bühnen am 22. März 2024. Die Ankündigung von Bernd Streitberger, dass dieser Termin wegen Bauverzögerungen gefährdet ist, sorgt für Stirnrunzeln in der Politik. Grünen-Ratsfrau Brigitta von Bülow sagte der Rundschau: „Wir erwarten, dass die getroffenen Maßnahmen der Stadt greifen und der Eröffnungstermin eingehalten werden kann. Sollte sich daran etwas ändern, braucht es Transparenz, damit rechtzeitig reagiert werden kann und Alternativen gefunden werden können. Für den Fall erwarten wir, dass ein Plan B unter Einbezug der Interimsspielstätten erarbeitet wird, damit sich die Probleme von 2015 nicht wiederholen.“
Auch Ralph Elster (CDU) ist irritiert, dass der Terminplan wackelt, betont aber: „Anders als 2015 befinden wir uns diesmal in einem geordneten Prozess.“ Es sei richtig, die Baustelle durch mehr Koordination zu beschleunigen. Im März müsse man „mit kühlem Kopf“ entscheiden, ob eine Eröffnung im September Sinn mache. Falls nicht, könnten die Interimsstätten Staatenhaus und Depot zunächst weitergenutzt werden.
Maria Helmis (SPD) sagte, die Verzögerung habe sich schon länger angedeutet. Bei Nachfragen hätten die Bühnen aber stets betont, alles im Griff zu haben. „Jetzt stellt sich die Situation plötzlich anders dar.“ Sie forderte Bühnen und Stadtspitze auf, „Verlässlichkeit in der Kommunikation und Planung wiederherzustellen“. Hingegen meinte Ralph Sterck (FDP), Streitberger habe die aktuellen Probleme offen kommuniziert. „Das ist gut so.“ Er habe großes Vertrauen in den Betriebsleiter. Die Situation sei mit 2015 überhaupt nicht vergleichbar. (fu)