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Drei Szenarien für den Neustart der Bühnen„Können auch im Dezember 2024 oder März 2025 eröffnen“

Lesezeit 4 Minuten
Baucontainer umhüllen das Opernhaus.

Verschwunden hinter Baucontainern ist das Opernhaus am Offenbachplatz. Die Baustelle ist, wie berichtet, in Verzug.

Trotz der erneuten Verzögerung bei der Sanierung der Kölner Bühnen hat Opernintendant Hein Mulders noch Hoffnung, dass die Wiedereröffnung im Herbst 2024 klappt. Er plant aber auch alternative Szenarien.

Wie belastbar ist der neue Termin 28. Juni 2024 für die Schlüsselübergabe bei der Bühnensanierung? Werden Opernhaus, Schauspielhaus, Kleines Haus und Kinderoper womöglich noch später an den Bühnenbetrieb übergeben? Und was bedeutet das für die Wiedereröffnung am Offenbachplatz? Wann und wie kann sie erfolgen?

Mit diesen und anderen Fragen setzte sich am Dienstagabend der Betriebsausschuss Bühnen des Stadtrats auseinander. Dabei zeigte sich Opernintendant Hein Mulders zuversichtlich, dass man eine Eröffnung im Herbst 2024 schaffen könne. „Ich bin noch immer hoffnungsvoll, dass wir das umsetzen können.“ Drei Dinge seien zentral: „Wir müssen proben können, wir müssen spielen können, und das Publikum muss reindürfen.“

Das Programm stehe, und man plane die Spielzeit längst parallel für beide Spielstätten, also Staatenhaus und Offenbachplatz, so Mulders. Dabei gebe es drei Szenarien. Variante eins: Die Bauten werden rechtzeitig fertig. Dann solle vom 13. bis 15. September ein großes Eröffnungsfest am Offenbachplatz stattfinden, die Opernpremieren folgen am 5. und 6. Oktober.

Der Betrieb steht natürlich unter Stress.
Patrick Wasserbauer, Geschäftsführende Direktor der Bühnen

Falls der Termin Anfang Oktober nicht zu schaffen sei, könne man Anfang Dezember mit einer „ganz großen Premiere, die auch sehr eröffnungstauglich ist vom Titel her“ am Offenbachplatz starten, so Mulders. Falls auch das nicht möglich sei, könne man die sanierten Häuser Anfang März 2025 eröffnen. Mulders betonte, dass es für den Bühnenbetrieb sehr problematisch sei, mitten in der Spielzeit umzuziehen. Er sagte: „Das ist nicht einfach, aber wir werden uns dieser Aufgabe stellen.“ Es sei verständlich, dass man, wenn die Oper noch zwei Monate später fertig würde, „nicht acht Monate lang das Haus leer stehen lassen kann“. Das würde, so Mulders, weder die Politik, noch die Bevölkerung akzeptieren. Doch er habe noch immer die Hoffnung, „weil wir so gut vorbereitet sind im Planungsteam“, dass man sich die Entscheidung , wann der Point of no Return erreicht sei, „sehr spät“ leisten könne.

Der Geschäftsführende Direktor der Bühnen, Patrick Wasserbauer, erklärte angesichts der Zitterpartie um den Umzug der rund 800 Beschäftigten: „Der Betrieb steht natürlich unter Stress.“ Das habe sich bei Mitarbeiterversammlungen gezeigt. Für die Kommunikationskampagne zur Rückkehr an den Offenbachplatz brauche man einen großen Vorlauf. „Das sind fast vier bis sechs Monate, von der Idee bis zu der Eröffnung, um auch einen Imagetransfer zu schaffen. Nicht nur hier in Köln und der Region, sondern auch in Deutschland“, sagte Wasserbauer. Entweder nehme man sich den Zeitraum, den man für die Kommunikation brauche, „oder wir machen es guerillamäßig. Ich glaube, das werden wir uns überlegen müssen, was uns wichtiger erscheint.“ Die Frage sei, wie man die Eröffnung nicht nur künstlerisch hinbekomme, sondern auch kommunikativ.

Chef-Sanierer Streitberger weist Vorwürfe zurück

Der Technische Betriebsleiter Bernd Streitberger musste sich im Betriebsausschuss bohrenden Fragen stellen. Er räumte ein, man habe bereits am 25. September erkannt, dass der geplante Termin zur Schlüsselübergabe am 22. März 2024 nicht zu halten ist. „28 Prozesse wären bis in den Mai gelaufen.“

Das brachte Streitberger den Vorwurf von Ratsmitglied Bärbel Hölzing (Grüne) ein, er habe dem Ausschuss Informationen verschwiegen. „Mir ist die Spucke weggeblieben“, sagte Hölzing. Als Politikerin sei man inzwischen an einem Punkt, wo man das Projekt Oper den Bürgern nicht mehr erklären könne angesichts der Kosten und Dauer der Baustelle. Jetzt sei die Zeit, „die Karten auf den Tisch zu legen“.

Streitberger wies die Kritik vehement zurück. Er habe den Ausschuss immer korrekt informiert. „Die Karten liegen auf dem Tisch.“ Jedoch hätten die fünf zusätzlichen Ingenieure, die er aus München geholt hatte, um die Koordination der Baustelle in der Schlussphase zu verbessern, damals geraten, den Fertigstellungstermin vorerst nicht zu kippen. Denn das führe erfahrungsgemäß dazu, dass sich die Baufirmen noch mehr Zeit ließen.

Die Spezialisten aus München könnten „keine Wunder vollbringen“, aber sie wüssten, „worauf es ankommt“ und hätten bisher sehr gute Arbeit geleistet, sagte Streitberger. Als Beispiel nannte er das auf der Baustelle neu eingeführte „Ständerling“. Das seien Treffen im Stehen, bei denen man morgens mit Verantwortlichen Arbeitsaufträge abspreche und abends berichtet werden muss, ob sie tatsächlich abgearbeitet wurden.

Streitberger betonte erneut, es gebe „keine Garantie“, dass die Sanierung am 28. Juni 2024 abgeschlossen sei. Ob dies gelinge, wisse man erst im Frühjahr. Zuvor müssten bestimmte Meilensteine erfüllt werden. Der erste sei am 8. Dezember, dann begännen die Sachverständigen-Abnahmen, so Streitberger. Die würden fünf Monate dauern bis zum 17. Mai 2024 und seien die Grundvoraussetzung für die baurechtliche Abnahme. Unverzichtbar für die Inbetriebnahme sei etwa die Rauchschutzdruckanlage (RDA) – „eine hochkomplizierte Anlage über 14 Ebenen“. Ein weiterer Meilenstein sei die staubfreie Übergabe der Räume am 30. April, danach würden die IT- und Mediengeräte eingebaut.

Die Verzögerung auf der Baustelle werde zu höheren Kosten führen, kündigte Streitberger an. „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Bis zu 686 Millionen Euro sind bisher veranschlagt, Wie viel teurer es jetzt wird, wollte er noch nicht sagen.