Die 24. Ausgabe der lit.Cologne im März 2024 widmet sich weiterhin großer Literatur und will einmal mehr politische Zeichen setzen.
Glamour und gute GeschichtenDas erwartet Besucher der lit.Cologne im März
Sie ist umfangreicher als die letzten Ausgaben, sie ist sogar einen Tag länger als gewöhnlich: Die 24. lit.Cologne vom 5. bis 17. März umfasst 107 Veranstaltungen, hinzukommen knapp 80 Lesungen der lit.kid.Cologne. Axel Hill hat einen ersten Blick auf das Programm geworfen.
Gegen Antisemitismus
„Fakten, Einordnung und sachorientierte Debatten“ sind für Geschäftsführer Rainer Osnowski ein Markenzeichen des Literaturfestivals, schon mit dem Eröffnungsabend wolle man „Position beziehen“ – wie schon in diesem Jahr, als man die Frauenproteste im Iran thematisierte. Am 5. März werden sich nun Michel Friedman und Robert Habeck mit dem neu aufflammenden Antisemitismus beschäftigen.
Am 17. März stellt der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor sein neues Buch „Bedrohtes Israel“ vor. Deborah Feldman wurde bekannt mit ihrer von Netflix verfilmten Autobiografie „Unorthodox“, in ihrem neuen Werk „Judenfetisch“ setzt sie sich mit ihrem kulturellen Erbe ein (10.3.).
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Zeitgeschehen
An vielen Stellen des Programms ist die Grenze zum Schwester-Festival phil.Cologne wieder einmal fließend. So sprechen Miriam Meckel und Léa Steinberger über Künstliche Intelligenz (6.3.). Can Dündar macht sich Gedanken über die Zukunft seiner türkischen Heimat, in der er als „Terrorist“ gesucht wird (12.3.). Joschka Fischer und Herfried Münkler erörtern die Geopolitik künftiger Jahrzehnte (14.3.).
Frank Schätzing spricht mit der Militärstrategin und Zukunftsforscherin Florence Gaub über deren Buch „Zukunft: Eine Bedienungsanleitung. Die Autorinnen und Juristinnen Asha Hedayati und Christina Clemm beschäftigten sich mit der alltäglichen Gewalt gegen Frauen im privaten Umfeld (15.3.).
Internationale Literatur
Dass Corona ein Ende hat, macht Eva Schuderer vom Programmteam daran fest, dass die internationalen Autorinnen und Autoren ihre Lesereise-Tätigkeit wieder aufgenommen haben.
So kommt der Franzose Didier Eribon („Rückkehr nach Reims“) nach Köln, der in „Eine Arbeiterin“ seine Mutter porträtiert (8.3.). Die Koreanerin Han Kang („Vegetarierin“) lässt in „Griechischstunde“ einen Fast-Blinden und eine Frau, die ihrer Sprache verloren hat, aufeinandertreffen (12.3.). Aus Kanada reist Louise Penny mit ihrem nächsten Gamache-Krimi an (17.3.), aus den USA Barbara Kingsolver („Demon Copperhead“, 12.3.) und Nathan Hill an.
Letzterer hat sieben Jahre nach seinem fulminanten Debüt „Geister“ mit „Wellness“ einen laut US-Kritiken zweiten großen Wurf gelandet (15.3.).
Die wohl längste Zeit im Flieger nach Deutschland dürfte Suzie Miller verbringen. Die Australierin stellt die Romanfassung ihres Stücks „Prima Facie“, das sowohl am Broadway als auch an einer Reihe von deutschsprachigen Bühnen zu sehen ist (7.3.). Ihr Thema: das von Männern geschaffene (und bearbeitete) Justizsystem.
Fast ein Katzensprung ist der Weg für die beiden Briten Bernadine Evaristo („Zuleika“, 15.3.) und John Niven („O Brother“, 17.3.) sowie den Iren Paul Murray („Der Stich der Biene“, 17.3.).
Bekannte Gesichter
Einen Schwung Promi-Glanz versprechen die Auftritte von Uschi Glas („Ein Schätzchen war ich nie“, 14.3.) und Designer und TV-Allzweckwaffe Guido Maria Kretschmer, der mit „19521 Schritte“ sich erstmalig als Erzähler versucht (10.3.). Eine eingeführte lit.Cologne-Reihe wird 2024 mit Atze Schröder fortgeführt, der dann von den „Büchern meines Lebens“ berichtet (13.3.).
Andrea Petković hat den Tennisplatz hinter sich gelassen und verarbeitet diese einschneidenden Veränderungen in „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“ literarisch (8.3.).
Der „Dortmunder ,Tatort'-Kommissar“ Jörg Hartmann erzählt in seinem Debüt „Der Lärm des Lebens“ von einer Ruhrpott-Familie (16.3.).
Nachschlag und Appetizer
Schon am 1. Februar stellt Zeruya Shalev zusammen mit Maria Schrader ihr Buch „Nicht ich“ vor, das 30 Jahre nach seinem Erscheinen zum ersten Mal auf Deutsch übersetzt worden ist.
Nach dem Festivalende stehen drei Lesungen an: am 26. März mit Jussi Adler-Olsen, am 15. Mai mit Karl Ove Knausgård und schließlich am 11. Juni mit Saša Stanišić. Er liest dann aus seinem neuen Buch mit dem Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“.