Keiner feixt so schön wie erJack Nicholson wird 85
Köln – Es ist sein Grinsen. Das breite Lächeln, das aussieht, als könne er prima Werbung für Zahnpasta machen, trägt Jack Nicholson in wirklich jeder seiner Filmrollen sowie auch abseits der großen Leinwand zur Schau. Der dreifache Oscarpreisträger, der am 22. April seinen 85. Geburtstag feiert, passt dieses Grinsen perfekt an die verschiedensten Rollen an. Ob als axtschwingender Mörder in „The Shining“, gerissener Verführer in „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ oder aufmüpfiger Krimineller in „Einer flog über das Kuckucksnest“ – die beiden Reihen strahlend weißer Beißerchen sind einfach unverwechselbar.
Als Jack Nicholson 1937 in Neptune City, New Jersey als uneheliches Kind zur Welt kommt, scheint er allerdings noch nicht viel zu lachen zu haben. Um die bei der Geburt erst 17 Jahre alte Mutter June zu schützen, gibt sich Großmutter Ethel auch ihm selbst gegenüber als Jacks Mutter aus. Erst im Erwachsenenalter erfährt Nicholson schließlich die Wahrheit.
Nach kleineren Film- und Fernsehauftritten gelingt ihm 1969 mit seiner Rolle als dauerbetrunkener Anwalt George Hanson in „Easy Rider“ der Durchbruch – Nicholsons Laufbahn als vielseitiger Charakterdarsteller beginnt. Die 70er-Jahre bringen ihm sowohl Höhen (der erste Oscargewinn für die Rolle im Kultfilm „Einer flog über das Kuckucksnest“) als auch kleine Tiefen (Auftritte in einigen schnell in Vergessenheit geratenen Western). Dann castet Visionär Stanley Kubrick Nicholson für die Hauptrolle des Jack Torrance im Gruselklassiker „The Shining“. Der ist ein Meilenstein des (Horror-)Kinos und bietet Filmfans mit seiner Produktionsgeschichte einen großen Vorrat an unnützem Wissen. So zum Beispiel, dass der legendäre Satz „Heeere’s Johnny!“, als Jack den Kopf durch die in mörderischer Absicht zertrümmerte Badezimmertür steckt, von Nicholson improvisiert war. Oder dass die Szene, in der Jack seine verängstigte Frau die Treppe hoch verfolgt, angeblich satte 127 Mal gedreht werden musste.
Ein paar Jahre später, 1989, glänzt Nicholson als clownhafter Bösewicht Joker in „Batman“. „Haben Sie jemals im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt?“, fragt er dort – und da ist es wieder, sein (diesmal diabolisch anmutendes) Grinsen.
Aber Jack Nicholson mimt nicht nur den Psychopathen, sondern auch den charmanten Verführer in denkwürdiger Weise. So etwa als der Leibhaftige in „Die Hexen von Eastwick“,wo er trotz früh zurückgewichenem Haaransatz und kleinem Wohlstandsbauch gleich drei hübsche Frauen (gespielt von Cher, Michelle Pfeiffer und Susan Sarandon) abschleppt. Auch jenseits der Leinwand führt Nicholson ein turbulentes Liebesleben: Er hat fünf Kinder mit vier Frauen, wird nie wirklich sesshaft. Seine Ehe mit der Schauspielerin Sandra Knight scheitert in den 60ern nach wenigen Jahren, auch die lange Beziehung mit Hollywood-Größe Anjelica Houston zerbricht letztendlich – nicht zuletzt, weil er immer wieder Affären hat.
2010 beendet Nicholson seine rund ein halbes Jahrhundert andauernde Filmkarriere mit seinem Auftritt in „Woher weißt du, dass es Liebe ist?“. Er geht als Legende – nicht viele Schauspieler haben so viele Auszeichnungen und Preise eingeheimst wie er.
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Doch anstatt sich vom Erfolg blenden zu lassen, bleibt Nicholson erfrischend selbstironisch: „Ich hatte mal Cholesterinwerte, die waren so hoch, dass man mich hätte aufs Brot schmieren können“, sagte er einst. Auch zum Nikotingenuss hat er eine lockere Einstellung: „Kennen Sie die Gesundheitsstudie, wonach Rauchen das Sterberisiko um die gleichen 0,3 Prozentpunkte erhöht wie die Tatsache, dass jemand Linkshänder ist? Vielleicht sollte man darum kein so großes Aufheben machen“, erklärte er 2008.
Gesunder Lebensstil? Strenge Diät und Training, um als gut gealterter Hollywood-Herzensbrecher gelten zu können? Das scheint Nicholson fern zu liegen. Aber vielleicht macht genau das seine Anziehungskraft aus.