„Es wird nicht einfach!“Gürzenich-Orchester stellt Programm der neuen Spielzeit vor
Köln – „Das müssen wir sehr laut verkünden: Wir werden in der größten Sicherheit in der Philharmonie spielen, es gibt keine Gefahr!“ So feuerte der Gürzenich-Chef und Generalmusikdirektor François-Xavier Roth aus seiner Montmartre-Wohnung in Paris ganz am Ende einer digitalen Pressekonferenz zur kommenden Saison des Gürzenich-Orchesters. „Ich bin total fasziniert von all den Regeln, die die Kölner schaffen. Das ist auch für einen Franzosen sehr imposant.“
Regeln müssen noch sein. Auch für den Start in die nächste Saison rechnen die Veranstalter in der Philharmonie mit halber Besetzung, also rund tausend möglichen Besuchern. Das reicht natürlich im Falle der Gürzenich-Konzerte selbst bei den zwei gewohnten Wiederholungen nicht für die etwa 4000 Abonnenten. Deshalb werden zunächst bis zum Jahresende die Abos zurückgestellt und nur Einzelkarten verkauft – mit gewissen Vorrechten für das Stammpublikum.
Erinnerung an große Traditionen
Noch wichtiger für die unpandemisch geplanten Projekte wird die Entwicklung der Auflagen für die Bühne sein. Unter dem Motto „Wiederbegegnung“ schärft das Orchester sein Profil, erinnert programmatisch an große Traditionen in der eigenen Geschichte mit Brahms und Richard Strauss, gipfelnd in einer halbszenisch inszenierten Fassung für den Konzertsaal der Bernd-Alois-Zimmermann-Oper „Die Soldaten“, ebenfalls einst uraufgeführt vom Gürzenich-Orchester. Das geschieht nicht nur mit Beteiligung der Oper Köln, sondern baut auch auf die Fantasie des katalanischen Skandal-Regisseurs Calixto Bieito. Dieser imposante Mix sucht nicht nur in Köln sein Publikum, sondern reist in die spektakulären philharmonischen Bauten in Hamburg und Paris. „Da sind wir sehr stolz. Zimmermann ist unser Held.“
Alles zum Thema Netflix
- 120 Millionen Zuschauer bei Netflix So lief der Kampf zwischen Mike Tyson und Influencer Jake Paul
- Rücktritt von Schauspiel-Rente Trailer zu Cameron Diaz' Comeback-Film „Back in Action“ erschienen
- Comeback von Box-Ikone Mike Tyson bekommt Vermögen für Kampf gegen verschmähten Influencer
- Hollywood-Star Lady Gaga steigt wohl in TV-Horrorserie ein
- „Eintauchen“ in Serien Netflix kündigt Erlebniswelten in zwei US-Einkaufszentren an
- Filme, Serien, bald auch Sport? Netflix trotzt Prognose – neun Millionen neue Abos
- So teuer sind die Abos jetzt Streaming-Anbieter Netflix erhöht Preise in Deutschland
Musikalisches Neuland betreten die Musiker mit der Uraufführung einer Musik zu Fritz Langs Stummfilm-Klassiker „Metropolis“, die man bei dem argentinischen Komponisten Martin Matalon „für großes Orchester“ bestellt hat: Metropolis rebooted, ein großformatiger Leckerbissen für Musikfreunde und Cineasten.
Lust auf vollen Orchesterklang
Großbesetzt sind viele Werke von Richard Strauss. Die Lust auf den vollen Orchesterklang zeigt Spuren im Programm. In fünf Sinfoniekonzerten erklingen Tondichtungen, aber auch das 2. Hornkonzert (mit Stefan Dohr), die Burleske mit dem Pianisten Francesco Piemontesi und das Oboenkonzert mit der französischen Bläserlegende Francois Leleux.
„Don Quixote“ schickt den Cellisten Jean-Guihen Queyras nicht nur als liebenswürdigen Titelhelden ins Rennen. Ihn ernennt das Orchester für die Saison zum Residenz-Künstler. Seine Liebe auch zu neuen Klängen zeigt er in Ligetis Cellokonzert und im für ihn geschriebenen Konzert von Vito Zuraj. Laut wird es beim Besuch von James Conlon, der Zemlinskys 150. Geburtstag feiert. Bahnbrechend wirkten seine Zemlinsky-Einspielungen mit dem Gürzenich-Orchester. Auch GMD Roth kaufte damals direkt die CDs, und schwärmt heute noch.
Sagenhafte Solisten am Start
Publikumsliebling Kitajenko kehrt zurück und auch der vertraute Michael Sanderling. Mehrere Dirigenten debütieren, darunter der Pultstar Pablo Heras-Casado.
Sagenhafte Solisten werden aufgeboten, von Sol Gabetta am Cello über Anna Vinnitskaya bis Altmeister Rudolf Buchbinder am Klavier. Viele Freunde in Köln besitzt Martin Grubinger. Ihn präsentiert Dirigentin Elim Chan in einem für den Schlagzeuger von Friedrich Cerha komponierten Konzert: Da dürfen auch die Schlagwerker des Orchesters auftrumpfen. Als Kontrast wirkt da ein Konzert im Dom: Raphael Pichon leitet dort Haydns „Schöpfung“.
Einem Schöpfungsakt gleich die Aufgabe, die Roth einfordert: „Die Monate, wo die Leute zu Hause bleiben sollten, nur Pizza essen und Netflix gucken, das geht nicht. Konzert, Kultur, das muss wieder im Zentrum unseres Lebens stehen. Wir müssen alle den Schwung, den diese Rückbesinnung benötigt, tatkräftig unterstützen. Und das wird nicht einfach sein.“