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Durchtrieben und machtbewusstAutorin Karen Duve schreibt Buch „Sisi“

Lesezeit 2 Minuten

Autorin Karen Duve.

Wien – Dass die reale Kaiserin Elisabeth von Österreich wenig mit der in den Heile-Welt-Filmen der Fünfziger Jahre kolportierten Figur gemeinsam hatte, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Spätestens, wenn man Karen Duves neuesten Roman gelesen hat, wird man sich wohl für immer von dem durch Romy Schneider verkörperten Bild verabschieden.

In „Sisi“, so der schlichte Titel, begibt Duve sich auf die Spuren der legendären Monarchin. Die Handlung setzt Mitte der 1870er Jahre ein. Elisabeth ist inzwischen 38 Jahre alt und hat mit der 15-jährigen Braut von einst nicht mehr viel gemeinsam. Ihre Entwicklung wird jedoch nicht von allen gutgeheißen. Auf das Repräsentieren an der Seite ihres Gatten, Kaiser Franz Joseph I., hat Sisi nämlich so gar keine Lust. Offiziellen Anlässen bleibt sie, unter fadenscheinigsten Begründungen, immer öfter fern. Ihr Lebensinhalt wird bestimmt von zwei Leidenschaften: dem zeitaufwendigen Erhalt ihrer Schönheit und dem Jagdreiten.

Historischer Roman, aber neues Bild der Kaiserin

Letzteres bildet auch den Handlungsrahmen. Kein Wunder, wenn man weiß, dass auch Duve eine leidenschaftliche Reiterin ist. Ursprünglich, offenbart der Klappentext, habe sie ohnehin ein Buch über Pferde schreiben wollen, doch dann sei eines über Kaiserin Elisabeth herausgekommen.

„Sisi“ spielt überwiegend während der Jagdsaisons, die Elisabeth entweder auf Einladung eines befreundeten Lords in England oder auf ihrem eigenen Jagdschloss im ungarischen Gödöllő verbringt. Dass sie eine hervorragende Reiterin war, ist historisch belegt – wie so ziemlich jedes Detail in Duves Buch. Auch die handelnden Personen haben alle tatsächlich existiert – vom englischen Jagdreiter Bay Middleton, mit dem Sisi eine Affäre gehabt haben soll, über ihre Hofdamen und Bediensteten bis hin zu der jungen Anna Heuduck, mit der sich wiederum Kaiser Franz Joseph heimlich vergnügte.

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Duve entwirft ein Bild von Sisi als durchtriebene, machtbewusste und stets auf den eigenen Vorteil bedachte Person. Das macht sie allerdings mit einer feinen, geradezu liebenswürdigen Ironie. Dadurch wird einem die Kaiserin zwar nicht direkt sympathisch, aber in ihrer Haltung glaubhaft und damit auch nachvollziehbar.

Karen Duve: Sisi, Roman, Galiani Berlin, 416 Seiten, 26 Euro.Am 16. November stellt die Autorin ihr Buch im Kölner Literaturhaus vor.