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Angriff auf PolizistenRechtes US-Portal spricht von „Mob“ in Dortmund

Lesezeit 4 Minuten
Silvester Dortmund

Dortmund – So schnell kann es gehen: Aus einer „aggressiven Grundstimmung“ von jungen Männern „mit und ohne Migrationshintergrund“ wird ein „Mob“ von 1000 Männern – größtenteils Migranten -, der die Polizei attackiert. Aus einem kleinen Feuer an einem Fangnetz einer Kirche – ausgelöst durch eine Silvester-Rakete – wird ein ausgewachsener „Kirchenbrand“.

Opfer dieser Fake-News sind nun die „Ruhrnachrichten“ geworden. Die Journalisten hatten die Silvester-Feierlichkeiten in Dortmund verfolgt und in einem Live-Ticker im Internet festgehalten. Die Berichterstattung schaffte es in ausländische Medien, jedoch überdreht, aufgebauscht und mit der Folge, dass der Reporter der „Ruhrnachrichten“ Fotos von Galgen und abgetrennten Köpfen per Twitter erhielt.

Nüchterne Lokal-Berichterstattung

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Reporter Peter Bandermann war in der Silvesternacht in Dortmund unterwegs und berichtete mit Fotos, Videos und Texten über die Geschehnisse. Doch seine relativ nüchterne Berichterstattung wandelte sich beim rechtskonservativen US-Portal „Breitbart“ zu einem überdrehten Bild einer chaotischen Silvesternacht.

Das Nachrichtenportal, das in den vergangenen Monaten mitunter dadurch bekannt wurde, weil Donald Trump dessen Chef Steve Bannon zu seinem Chef-Strategen gemacht hat, schmückte sich mit einer „Enthüllung“: Am Silvesterabend in Dortmund hätten syrische Männer „Allahu Akhbar“ („Gott ist groß“) gerufen, Polizisten mit Raketen beschossen und eine Kirche in Brand gesetzt.

Obdachloser durch Rakete verletzt

Tatsächlich war es so, dass die Polizei rund 1000 feiernde Menschen zählte – und vereinzelte „Allahu Akhbar“-Rufe hörte. Reporter Bandermann sprach zudem davon, dass viele Syrer den Waffenstillstand in ihrer Heimat feierten.

Am Montag hakten die Journalisten abschließend bei der Bundespolizei nach, die von einer unruhigen Nacht am Hauptbahnhof sprach. Unter anderem wurden Raketen in eine Gruppe Obdachloser geschossen, ein 32-jähriger Mann wurde dabei schwer verletzt. Zudem feuerte eine Gruppe von Männern – nicht diejenige des so genannten „Mobs“ – Raketen auf den Hauptbahnhof und in Richtung Bundespolizisten, die sie auch beleidigten. Bei den Ruhrnachrichten war von einer „aggressiven Grundstimmung“ zu lesen, die die Bundespolizei empfang. „Kein Kindergeburtstag“ resümiert auch Bandermann später. Doch die ausländischen Medien und die sozialen Netzwerke nutzen diese Informationen für falsche Nachrichten, Hass und Propaganda, so der Journalist.

Kleines Feuer wird zu „Kirchenbrand"

Auch das österreichische Medium „Wochenblick“, das sich selbst als Plattform für kritischen Journalismus bezeichnet, griff die Ereignisse von Dortmund auf. Dort wurde geschrieben, dass ein „Mob von mehr als 1000 Männern“ Pyrotechnik „auf die Polizei gefeuert haben“ soll – und die Feuerwehr einen Kirchenbrand löschen musste. Die Situation drohte laut Wochenblick zu eskalieren. Immerhin würde der „Allahu Akhbar“-Ruf vor allem von Terroristen genutzt. Für das österreichische Medium steht demnach fest: Die Ruhrnachrichten seien bemüht, die Geschehnisse nicht aufzubauschen. Der Artikel wurde im Netzwerk Facebook mehr als 800 Mal geteilt, in den Kommentaren ließen indes Leser ihre Hetze und Wut heraus.

Auch der Dortmunder CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Hoffmann sprach schlussendlich von einem „Beschuss“ der Kirche.

Eskalation, Wut und Hass

Der Dortmunder Fall zeigt nicht nur eine Eskalation einer nüchternen Lokal-Berichterstattung, sondern wie Wut, Hass und Fake-News gemeinsam gegen einen Einzelnen gerichtet werden: Reporter Peter Bandermann erhielt in der Folge Fotos von Galgen, aber auch „Bilder von abgetrennten Köpfen“ per Twitter. Dort äußerten sich auch Nutzer, vermutlich aus den USA, wegen der verbreiteten Fake-News, dass die „verräterische“ Bundeskanzlerin Merkel gelyncht werden solle.

Fake-News kursierten auch in Köln

Auch in Köln waren im vergangenen Jahr einige Fake-News im Umlauf. So wurden im Oktober viele Nutzer von Facebook auf eine Meldung aufmerksam, in der es hieß, dass es einen Bombenanschlag auf den Kölner Hauptbahnhof gegeben haben soll. Die Meldung war schlicht nicht wahr. Es handelte sich um eine Masche von Internet-Kriminellen, die mit der Meldung Klicks generieren wollten. Der Eintrag bei Facebook wirkte jedoch so, als sei er ein Video, das durch einen Klick gestartet wird. Sobald Nutzer darauf klickten, wurden sie auf ein Gewinnspiel weitergeleitet. Die Falschmeldung führte zu zahlreichen Notrufen bei der Kölner Polizei.

Geheime Flüge von Flüchtlingen

Auch Flüchtlinge wurden bereits für falsche Nachrichten missbraucht. So war im Sommer 2016 unter anderem beim umstrittenen Kopp-Verlag die Meldung öffentlich geworden, dass tausende Flüchtlinge per geheimer Nachtflüge aus der Türkei zum Flughafen Köln/Bonn gebracht werden. Die Quellen: angebliche Insider und Beobachter. Sowohl das Bundesinnenministerium und der Flughafen dementierten diese Meldung.

Ersteres sprach von einer möglichen Verwechslung mit bestehenden und öffentlich bekannten Aufnahmeprogrammen innerhalb der EU – immerhin habe sich auch Deutschland im Jahr 2015 dazu verpflichtet, Flüchtlinge aus Italien und Griechenland aufzunehmen. Der Flughafen erklärte, dass es sich bei den nächtlichen Flügen aus der Türkei um herkömmliche Touristen-Flüge handelt.

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