Wegfall der PCR-Tests für GrundschülerKölner Lehrer und Eltern sind verunsichert
Köln – „Wenn ein Coronatest positiv war, müssen wir in der Klasse den Nasentest machen.“ Hans ist zwar erst sechs, aber er weiß ganz gut Bescheid. Was sich bei ihm so einfach anhört, bringt Lehrkräfte und Eltern von Grundschülern derzeit an ihre Grenzen. Grund: Die Landesregierung hatte am Dienstag das Ende der PCR-Tests für Grundschüler beschlossen .
„Wir hatten gestern drei positive Pools“, sagt Birger Heusinger, Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Nesselrodestraße. Die Konsequenz: „Drei Klassen schnellgetestet, niemanden gefunden.“ Da macht sich Ratlosigkeit breit. Allerdings waren auch nicht alle Kinder, die am Pooltest teilgenommen hatten, zum Nachtesten in der Schule.
Inzidenz bei 5- bis 9-Jährigen über 3000
1448 beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz mittlerweile für den vergangenen Sonntag. Der Wert ist aktuell aufgrund vieler Nachmeldungen erst mehrere Tage im Rückblick aussagekräftig.
Die höchste Inzidenz verzeichnet das Landeszentrum Gesundheit NRW bei den Fünf- bis Neunjährigen – die Altersgruppe also, in die der Großteil der Grundschüler einzuordnen ist. Der Höchstwert lag in dieser Altersgruppe rückblickend am Sonntag bei 3248.
Weiterführenden Schulen bietet die Stadt weiterhin PCR-Pool-Testungen an. Die Testung ersetzt eine der drei vom Land verpflichtenden Schnelltestungen. 60 der 133 weiterführenden Schulen nehmen das Angebot laut Stadt wahr. (sim)
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Noch irritierender war es am Tag zuvor. Da gingen Eltern wie vorgeschrieben mit ihrem Kind, das in der Schule per Schnelltest als positiv eingestuft wurde, zum Bürgertest – und erhielten das Ergebnis „negativ“. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragt sich nicht nur Heusinger, „Es gibt eine große Verunsicherung bei den Lehrkräften und den Eltern.“
Eine Einschätzung, die weitere Schulleiter der 146 Kölner Grundschulen bestätigen. Auch wenn manche, wie Uta Krüger, Konrektorin der GGS Müngersdorf, Verständnis dafür aufbringen, dass die Laborkapazitäten erschöpft sind, stellt auch sie fest: „Die Eltern sind das letzte Glied in der Kette.“ Viele Eltern seien „sehr selbstverantwortlich“, wenn sie gebeten werden, ihr Kind nach einem positiven Pooltest die nächsten fünf Tage täglich zu testen. „Es gibt aber auch Eltern, die sich verweigern“, sagt die Konrektorin.
„Wie soll man das schaffen?“
Von einigen Schulleitern werden die Eltern gebeten, morgens an der Schule zu warten, bis das Schnelltestergebnis für ihr Kind vorliegt.„Wie soll man das schaffen, wenn man berufstätig ist?“, fragt Cate Nitsch, Mutter einer Erstklässlerin. Alternativ könnte sie im Fall des Falles vor Schulbeginn einen Bürgertest bei ihrer Tochter machen. „Längst nicht alle Teststationen haben aber auch schon um 7.30 Uhr auf“, sagt sie.
Die Regelung an ihrer Schule: Nach einer positiven Pooltestung dürfen Kinder mit negativem Bürgertest morgens direkt in die Klasse gehen, während die anderen in der Pausenhalle getestet werden.
Verständnis hat die Mutter für die Absetzung der PCR-Tests nicht. „Warum wird jetzt ausgerechnet bei der vulnerablen Gruppe angesetzt?“, fragt sie - und glaubt die Antwort zu kennen: „Kinder haben einfach keine Lobby.“
Schulen waren eine der größten Leidtragenden von Corona
Dass gerade Schulen in den knapp zwei Jahren der Pandemie besonders gebeutelt waren, wird im Gespräch mit Schulleitungen deutlich. „Was von uns verlangt wird, ist ein Unding“, sagt eine Schulleiterin. Bis spät abends erhielte sie die Ergebnisse von Pooltests auf ihr privates Handy.
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Dabei war Anfang Januar erst eine Vereinfachung eingeführt worden. Gab es einen Pool mit positivem Befund, untersuchte das Labor automatisch per PCR-Test alle mitgelieferten Rückstellproben sämtlicher Kinder. Die Eltern wurden per Sms informiert. „Ich hatte gerade erst aufgeatmet, weil das so gut lief“, erzählt die Mutter von Hans.