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Interview mit Kölner Kinderpsychiater„Corona-Tests belasten Kinder meistens nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Lollitest in Kita

Symbolbild 

  1. Stephan Bender ist Direktor der Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie in Köln.
  2. Martina Windrath hat mit ihm über die Belastungen durch Corona gesprochen.

Sie haben eine Studie der Unikliniken Köln und Freiburg zu den psychischen Auswirkungen der Corona-Tests in Kitas und Schulen geleitet. Vor der Auswertung: Welche Folgen gibt es?

Sicher ist schon jetzt: Die Tests werden von den Kindern und Jugendlichen größtenteils nicht als belastend wahrgenommen. Das ist ein Ergebnis, das uns ein wenig überrascht hat, aber natürlich sehr beruhigend ist.

Gilt das durchweg für alle Altersgruppen?

Da gibt es Unterschiede. Während für Kita-Kinder in der Mehrzahl die Tests kein Problem darstellen, ändert sich das Bild etwas, wenn die Kinder älter werden. Besonders in der Grundschule, dann wieder weniger in den weiterführenden Schulen. Da gibt es durchaus Kinder und Jugendliche, die die Tests belasten. Bei den Kita-Kindern haben wir ausschließlich Eltern befragt. Sie fühlen sich weitgehend durch die regelmäßigen Tests entlastet.

Macht es einen Unterschied, welche Testmethode angewandt wird?

Durchaus. Lollitests sind für die Kinder wesentlich angenehmer als Antigen-Tests. Das hat mit der Methode zu tun - auf etwas zu kauen empfinden sie angenehmer als sich ein Stäbchen in die Nase zu stecken. Hinzu kommt, dass beim Lollitest ja nicht unmittelbar ein Ergebnis zu sehen ist. Sollte der Test positiv ausfallen, erfährt ein Kind das erst zuhause. Beim Antigen-Test ist das Ergebnis sofort da.

Macht das nicht Stress, dass alle sehen könnten, wenn man positiv getestet wäre?

Dadurch, dass die Tests oft wiederholt werden und in der Regel negativ ausfallen, sind sie meist kaum mit Angst besetzt. Die Kinder können damit in der Regel gut umgehen.

Das gilt aber nicht für alle.

Stimmt. Wir haben auch Hinweise darauf, dass es empfindliche Gruppen gibt, die nicht gut damit umgehen können. Wer ohnehin stark unter psychischem Stress steht, den stressen die Tests zusätzlich. Wer sagt, dass er oder sie nicht bereit ist, sich impfen zu lassen, der empfindet auch die Tests stärker als Belastung oder Ärgernis. Sehr häufig könnte das bei Kindern und Jugendlichen der Fall sein, bei denen die Eltern eine abweisende Haltung gegenüber den Coronamaßnahmen haben. Die Studie hat deutlich gezeigt, dass Kinder häufig mit der Bewertung der Eltern übereinstimmen. Das dürfte zumindest zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass gerade jüngere Kinder die Einstellung der Eltern übernehmen.

Das heißt, dass Eltern einen wichtigen Einfluss auf ihre Kinder haben?

Ja. Ihre Haltung hat Vorbildfunktion. Das gilt nicht nur beim Testen, sondern auch beim generellen Umgang mit der Pandemie und den Corona-Maßnahmen.

Was sollten Eltern ihren Kindern am besten über Corona vermitteln?

Realistische, dem Alter angemessene Informationen sind das A und O. Man sollte die Krankheit ernst nehmen, aber keine Katastrophe an die Wand malen. Ruhig sagen, das ist ernst. So kannst du dich schützen. Aber keine Panik machen. Aufklärung ist ein ganz wesentlicher Punkt. Wir erleben, dass Kinder, vor allem, wenn sie jünger sind, mit der Pandemie sehr unbekümmert umgehen können. Voraussetzung ist allerdings immer die Vorbildfunktion der Eltern.