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Streit um DomradioJetzt zieht Woelkis „Führungsfrau“ Konsequenzen

Lesezeit 3 Minuten

Kardinal Woelki wird unterstellt, er wolle das Domradio auf seine Linie bringen.

Er wolle nur die Zukunft des Senders sichern, beteuert Kardinal Woelki. Doch das glauben selbst einst Getreue wie Petra Dierkes nicht mehr.

Mit ihr wollte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein Signal senden: Im April 2015 gab er bekannt, dass Petra Dierkes die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Generalvikariat des Erzbistums Köln übernimmt. Erstmals bezog damit eine Frau in der Männerwelt der Bistumsverwaltung einen so hohen Führungsposten. Und nun hat Petra Dierks wohl ihrerseits ein Signal gesendet. Denn in ihrer Funktion als Hauptabteilungsleiterin ist sie unter anderem geborenes Mitglied im Trägerverein des Katholischen Bildungswerkes Köln. Mehr noch: Sie hat dort sogar den Vorstandsvorsitz inne. Doch seit Mittwoch muss es heißen: sie hatte. Denn wie ein Sprecher des Erzbistums der Rundschau auf Nachfrage bestätigt, „hat Petra Dierkes ihr Amt als Vorstandsvorsitzende und ihre Mitgliedschaft im Vorstand des Bildungswerks der Erzdiözese Köln e.V. niedergelegt“. In einer internen Mail dazu heißt es: „aus persönlichen Gründen“.

Aus persönlichen Gründen

Dierkes selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Sie sei erst Montag wieder im Haus, berichten Mitarbeiter. Doch in ihrem Umfeld gibt es kaum Zweifel darüber, worum es sich bei den „persönlichen Gründen“ handelt, die sie in ihrem offiziellen Schreiben zur Amtsniederlegung zum 5. Juni angeführt hat. Es soll um das Domradio gehen. Den Sender des Erzbistums Köln also, dessen Träger das Bildungswerk ist – und der erst kürzlich für große Schlagzeilen sorgte. Der Grund: Das Erzbistum beabsichtigt laut Medienberichten, das Domradio aus der Trägerschaft des Bildungswerkes zu lösen und in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Als ersten Schritt dorthin wurde dem Führungsteam mit Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen und Geschäftsführer Carsten Horn praktisch über Nacht ein „Manager“ zur Seite gestellt.

Petra Dierkes zieht mit einem Rücktritt Konsequenzen

Petra Dierkes zieht mit einem Rücktritt Konsequenzen

Als „Handstreichverfahren“ wurde das im Programmbeirat des Senders gewertet, in dem auch Dierkes sitzt. Woelki wolle so mehr Einfluss auf die Berichterstattung nehmen, unterstellten Beiratsmitglieder. Denn das Domradio greift zwar vorrangig kirchliche Themen in seinem Funk-, Video und Internetbeiträgen auf – und das auf Rechnung des Erzbistums. Doch das Team richtet sich dabei durchaus nach journalistischen Standards aus. Die schließen auch schon mal kritischere Töne mit ein, die vielleicht nicht unbedingt auf der Linie des Kardinals liegen. Das Erzbistum versuchte, alle Bedenken beiseite zu wischen: Ziel der Strukturveränderung sei es, die Zukunft des Multimedialsenders mittel und langfristig zu sichern. Eine inhaltliche Neuausrichtung sei nicht beabsichtigt, wurde beteuert.

Brandbrief an Woelkis Bistumsleitung

Worte, die selbst im innersten Zirkel nicht verfingen. Ein Mitglied des Senderbeirates berichtet der Rundschau, der vom Erzbistum entsandte „Manager“ habe dort mittlerweile seinen ersten Auftritt gehabt. „Unsere Sorgen wurden dabei zu 99,9 Prozent bestätigt“, fasst er den Erstkontakt zusammen. Sorgen, die der Programmbeirat vor wenigen Tagen nochmals in einem Brief an das Generalvikariat zusammengefasst hat. „Der Programmbeirat setzt sich weiter mit Nachdruck für die professionelle und unabhängige Berichterstattung des Domradios ein“, heißt es dort.

„Die bisherige Anbindung an das Bildungswerk der Erzdiözese Köln ist geeignet, diese notwendige gesellschaftliche Vielfalt sicherzustellen. Sie war eine der wichtigsten Voraussetzungen bei der Frage der Erteilung einer Lizenz durch die Landesanstalt für Medien NRW“, ist in dem Brief zu lesen, mit dem sich der Programmbeirat ausdrücklich hinter Chefredakteur Brüggenjürgen und Geschäftsführer Horn stellt. Zwar ist der Brief alleine vom Vorsitzenden des Programmbeirates, Jürgen Wilhelm, gezeichnet, aber es heißt, Petra Dierkes habe das Schreiben mitformuliert und stehe zu 100 Prozent dahinter.

Was wird aus Dierkes?

Doch dass der Brief auch Wirkung entfaltet, daran glaubte Dierkes wohl nicht mehr. Im Programmbeirat, beim Bildungswerk und beim Domradio hat kaum einer Zweifel daran, dass Woelkis „erste Führungsfrau“ mit ihrem Austritt aus dem Vorstand des Bildungswerkes das Signal senden wollte, diesen Kurs nicht mehr mittragen zu können. Bleibt nur die Frage, wie es nun mit ihr als Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge weiter geht. Diese Funktion bleibe davon unberührt, sagt ein Bistumssprecher zu der Entwicklung.