Starkregen steht vor der TürDie Gefahr für extreme Wetterereignisse steigt
Köln – Die Bedingungen sind leider optimal. „Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen“, erklärt Ingo Schwerdorf, Leiter der Abteilung wasserwirtschaftliche Grundlagen bei den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (Steb). Darum lässt die drückende Hitze in diesen Tagen nichts gutes ahnen. Schwerdorf rechnet mit Starkregenereignissen.
Die Statistik lässt wenig Hoffnung: „Das hat zugenommen, das können wir nachweisen.“ Ganz hilflos sind die Kölner den Wassermassen aber nicht ausgeliefert. Hauseigentümer können etwas unternehmen, und die Steb betreiben Prävention.
Bereits Anfang Juni gab es Starkregen in Köln
Den ersten Starkregen dieses Jahres in Köln hat es schon gegeben. „Es war am 4. Juni“, berichtet Schwerdorf. „Betroffen war vor allem der linksrheinische Norden. 60 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb anderthalb Stunden. Soviel, wie es statistisch im ganzen Juli regnet.“ Wer da unvorbereitet an einer ungünstigen Stelle wohnt, der hat den Schaden.
Ungünstig sind vor allem Wohnlagen in Mulden, zu denen noch ein breite Straße führt. Doch bevor nun Bürger verzweifelt versuchen, die Topographie ihres Wohnumfeldes zu lesen: Die Steb hat Gefahrenkarten auf ihrer Internetseite eingestellt. Sie zeigen auf einem Blick, wo das Wasser lang läuft.Doch was tun, wenn der Hausbesitzer mit Schrecken feststellt, er wohnt in einem der dargestellten blauen Flecken?
Betroffene können vorsorgen
Es gibt eine ganze Reihe möglicher Maßnahmen. Schwerdorf kann von einem Ehepaar berichten, dass sich sogar eine ausfahrbare kleine „Hochwasserschutzwand“ hat installieren lassen. Aber es müssen beileibe nicht immer Großinvestitionen sein. „Schon ein kleines Mäuerchen, eine Barriere um ebenerdige Lichtschächte kann viel bewirken. Das Mittel der Wahl hängt aber letztlich von der Bedrohungslage ab, muss individuell gewählt werden.
Damit ist der Ball aber nicht elegant aufs Feld der Eigentümer gespielt. Die Steb, als Experte für die Kölner Gewässer, nimmt sich selbst in die Pflicht. Es gibt ein großes Maßnahmenpaket zur Prävention. „Im kommenden Jahr werden wir den Schützenplatz in Eil um rund 80 Zentimeter absenken“, nennt der Abteilungsleiter nur eins der jüngeren Projekte. „So entsteht ein Retentionsraum von 500 Kubikmeter.“ Der fasst bei Starkregen Wasser, das dann nicht mehr in Keller laufen kann. „Zurzeit sind wir mit der Stadtverwaltung im Gespräch über das geplante Neubaugebiet Kreuzfeld.“
Geschäftsbericht Steb
801 Millionen Euro beträgt das Eigenkapital der Stadtentwässerungsbetriebe Köln laut dem nun veröffentlichten Geschäftsbericht 2020. Das vergangene Jahr brachte rund 213 Millionen Euro an Umsatzerlösen ein. Unter dem Strich ein Überschuss von rund 23 Millionen Euro. Die höchste Investition floss mit 17,5 Millionen Euro in die Erneuerung der Klärwerke.
Um ihre Klimaziele zu erreichen haben die Steb seit 2009 ihren Energieverbrauch um 18 Prozent gesenkt. Die Quote der selbst erzeugten Energie betragt 55 Prozent. Dazu trägt wesentlich die Energieerzeugung aus Faulgasen bei. Bis 2030 will der Stadtbetrieb klimaneutral arbeiten. Ein weiteres Ziel: Die Wasserstofferzeugung und -nutzung. Sollte der Gesetzgeber aber in den nächsten Jahren eine weitere Reinigungsstufe in den Klärwerken fordern, wird die Energiebedarf steigen. (ngo)
Schon vor der Bebauung wird festgelegt, welche Muldenlagen gemieden werden müssen, wo es flankierende Maßnahmen geben sollte. „Für das Wohnbauprojekt Parkstadt Süd planen wir einen Weiher“, nennt Schwerdorf eine weitere Präventionsmaßnahme. „Gewässer tragen maßgebend zur Verbesserung des innerstädtischen Klimas bei und helfen so, Extremereignisse zu verhindern.“ Die Entsiegelung von Hinterhöfen und Vorgärten, um Versickerungsflächen zu schaffen, ist ein weiteres Beispiel.
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Doch was, wenn es dann doch passiert, dass der Keller volläuft? Schwerbach hat einen ganz wichtigen, Leben rettenden Rat: „Gehen sie nicht in den Keller, um was auch immer zu holen.“ Schnell trete das Wasser durch ein geborstenes Kellerfenster ein und drücke die Tür zu. „Und es reicht ein Wasserstand von nur 30 Zentimetern und sie bekommen sie nicht mehr auf.“