Surfen in KölnStart-up macht Wellenreiten auf dem Rhein möglich
Leger bekleidete Menschen sind unterwegs in der Bahnlinie 16, unter ihren Armen haben sie Surfbretter geklemmt. Tickets nach Hawaii lassen sich in der Bahn hier nicht ziehen, auch zur Mitnahme der Sportgeräte macht der Fahrscheinautomat keinen vernünftigen Vorschlag. Das Ziel der Sportler ist das Rheinufer in Rodenkirchen und das Versprechen eines noch jungen Unternehmens: die perfekte Welle.
Die Idee entstand bei einer Weltreise
Noch wirkt das Bild von Surfern in Rodenkirchen etwas fremd. „Wir hoffen, dass das irgendwann normal sein wird“, sagt Ben Ickenroth. Er gehört zum Team von „surft.kologne“ . Der 29-Jährige hat zusammen mit seinen gleichaltrigen Freunden Lukas Staallekker und Surfmode-Designerin Romi Zöllkau ein Start-up gegründet, das Surfen auf dem Rhein und von einem sogenannten „Wavemaker“-Boot gezogen, möglich machen kann. Er betont: „Wir wollen kein Jochen Schweizer-Extremsportanbieter sein, sondern ein Lebensgefühl vermitteln.“
Der Anbieter „Surftkologne“
64 Euro kostet ein zweistündiger Einsteiger-Kurs. Hierzu gehören Surf-Unterricht an Land und auf dem Rhein von der Rodenkirchener Brücke an südwärts. Die Ausrüstung mit Schwimmwesten ist inbegriffen. Für Fortgeschrittene (ebenfalls 64 Euro) wird die vom Boot erzeugte Welle entsprechend angepasst. Zum Angebot gehört ein professionelles Video von den Surf-Versuchen.
Im Internet können die Kurse gebucht werden. Das Surfen auf dem Rhein war bisher vor allem außerhalb Kölns am Bornheimer Steg9 möglich. Auch auf dem Bleibtreusee in Brühl oder den Seen in Langenfeld, Düren und Dormagen werden künstliche Wellen erzeugt. (alw)
Die Idee kam dem Trio aus dem Großraum Köln schon 2018, nachdem sie zurück von ihren Weltreisen , die sie durch Australien und die USA führten, wieder in der Domstadt vereint waren: „Wir haben das Leben am Beach zu schätzen gelernt und wurden dann von der Stadt zurückgerufen“, erinnert sich Ickenroth. „Wir haben uns also gedacht, warum in die Ferne schweifen, wenn man auch hier Surfen, Grillen und Biertrinken kann.“
Zunächst traten die Freunde diesen Beweis nur privat an der Deutzer Werft und am Rodenkirchener Rheinstrand an. „Wir haben uns am Anfang in einer WhatsApp-Gruppe mit zwölf Leuten verabredet“, erzählt der Gründer, „dann wurde die Idee immer größer und ist quasi aus der Community herausgewachsen.“ Angeblich sind jetzt schon mehr als 300 Surf-Freundinnen und Freunde digital vernetzt und fiebern dem Business-Start von „surft.kologne“ entgegen. Wegen Corona musste dieser von vor anderthalb Jahren in den aktuellen Sommer verschoben werden.
Partyboot „RheinRoxy“ als „Base-Camp“
In Kooperation mit Frank Engels haben sich die Surfer dessen Partyboot „RheinRoxy“ als „Base-Camp“ mit Außengastronomie ausgeguckt. Stilecht mit Blick über den Rhein bis rüber zum Dom. Die Surfer sind allerdings in der anderen Richtung gen Süden unterwegs. Angeleitet von Surflehrern, die die Grundlagen an Land vermitteln, ehe es aufs Wasser geht, werden die Wassersportler von einem speziellen „Wellenmacher“-Boot gezogen. Dieses ist nicht nur tonnenschwer, sondern auch 400 PS stark. „Die neuste Technik aus den USA, mit Roboterarmen, die eine künstliche Welle erzeugen“, wirbt Ickenroth.
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Weil zum potenziellen Kundenkreis nicht nur fortgeschrittene Wassersportler, sondern auch Anfänger gehören sollen, wurden weitere, besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Die Welle kann entsprechend an das Können des Surfers angepasst werden und die Wasserski-Strecke von der Rodenkirchener Brücke südlich bietet sich auch an“, erklärt der 29-Jährige. Auf den 3,5 Kilometern sei die Schiffsfahrtrinne auf dem Rhein tief und die Unterströmung gering genug. Normalerweise hat der Rhein eine Fließgeschwindigkeit von 8 bis 15 km/h. „Wir bieten zertifizierten Wassersport an und haben auch einen guten Draht zur Wasserschutzpolizei“, stellt Ickenroth die Sicherheit in den Vordergrund. Schließlich sollen Gedanken an Unglücke im Rhein gar nicht erst aufkommen. „Wir wollen vor allem das Lebensgefühl der Surfer in unserer Heimatstadt erlebbar machen“, betont Ben Ickenroth.