AboAbonnieren

Stalker in Köln vor Gericht„Ich sehne mich so sehr nach Deiner Liebe“

Lesezeit 3 Minuten
Das Landgericht Köln (Archivbild)

Das Landgericht Köln (Archivbild)

Ein 50-jähriger Mann steht in Köln wegen jahrelangem Stalking, Betrug und Urkundenfälschung vor Gericht.

Der Stalking-Fall vor dem Landgericht mutet beispiellos an: Über ein Jahrzehnt lang soll ein 50-Jähriger einer Frau nachgestellt haben. Trotz mehrfacher Wohnungswechsel und Sperrvermerken beim Einwohnermeldeamt, soll der Angeklagte dennoch immer wieder die neuen Wohnanschriften und auch gewechselte Telefonnummern herausgefunden haben.

Seit Dienstag steht der Mann nun vor dem Landgericht. Dort legt ihm die Staatsanwaltschaft Nachstellung in mehreren Fällen, aber auch Betrug und Urkundenfälschung vor. Im Jahre 2008, so die Anklage, habe der 50-Jährige an der Universität Bonn gearbeitet und dort sein erstes Stalking-Opfer kennengelernt. Die Frau habe dort im Bereich Humanmedizin studiert. Doch erst nach der Entlassung des Mannes aus unbekanntem Grund, habe er per Mail Kontakt zu ihr aufgenommen und ihr mitgeteilt, „er habe sich in sie verliebt“.

Die Frau habe die Mail ignoriert, nach weiteren Mails aber bekundet, kein Interesse zu haben. Das habe den Angeklagten aber nicht abgehalten, der Frau weiter nachzustellen: Er sei ihr in Vorlesungen gefolgt, habe einen Handyvertrag in ihrem Namen abgeschlossen, ohne diesen zu bezahlen, was für sie ein schlechtes Ranking bei der Schufa nach sich gezogen habe. Einstweilige Verfügungen der Frau seien ins Leere gelaufen. Zog die Frau um, wie 2011 nach Köln, habe der Angeklagte rasch die neue Adresse herausgefunden. Er sei vor ihrer Wohnung aufgetaucht; 2017 und 2018 soll sie mit mehr als 200 E-Mails bombardiert worden sein.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Stalker in Köln: Große Schäden angerichtet

Auch nachdem die Frau geheiratet hatte, endeten die Nachstellungen nicht. In den darauffolgenden Jahren soll sich der Angeklagte auch als Anwalt der Frau ausgegeben haben. In einer SMS habe er geschrieben: „Ich hoffe, dass wir uns bald wieder treffen. Ich will in Deine dunklen Augen schauen“, so die Anklage. 2021 sei die Frau nach München gezogen. Trotz Sperrvermerks beim Einwohnermeldeamt habe der Angeklagte ihre Adresse herausgefunden und ihr Pakete mit Rosen und Pralinen geschickt. Auch die immer wieder geänderte E-Mai-Adresse der Geschädigten soll der Angeklagte ermittelt haben. Im Februar 2022 habe er geschrieben: „Bitte lauf nicht weg. Ich sehne mich so sehr nach Deiner Liebe.“

Erst mit der Festnahme des Angeklagten im April 2024 endeten die Nachstellungen. Im Jahr 2019 sei dann auch ein Arzt ins Visier des Angeklagten geraten, weil er in einem Prozess gegen den Angeklagten ausgesagt habe. In der Folge sollen dann auch die Eltern des Arztes mit Telefonanrufen und E-Mails belästigt worden sein, obwohl sie den 50-Jährigen überhaupt nicht gekannt hätten. Den Arzt soll der Angeklagte versucht haben, auf dessen Arbeitsstelle schlecht zu machen. Und auch persönlich soll der Mediziner massiv bedroht worden sein: „Wir kriegen Dich! Du hast nur noch wenig Zeit“, habe es in einer E-Mail geheißen.

Weiter wird dem 50-Jährigen Betrug zur Last gelegt: Immer wieder soll er sich in Hotels in Köln und im Umland eingemietet haben, ohne die Rechnung zu bezahlen. Die Zimmer habe er regelmäßig verwüstet, Toiletten verstopft, Badezimmer unter Wasser gesetzt und Mini-Bars geleert. Unter anderem soll er im November 2022 im Grand Hotel Schloss Bensberg binnen einer Nacht einen Schaden von rund 3600 Euro verursacht haben. Der Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen. Der Prozess wird fortgesetzt.