Auf einer historischen Führung durch das queere Köln, gibt es vieles zu Entdecken.
Besondere StadtführungZu Fuß durchs queere Köln
Damit keine Missverständnisse aufkommen, erklärt Stadtführerin Ulla Mialkas zu Beginn, was die Führung durch das queere Köln nicht ist: Kein Abklappern der Orte, an denen sich die Szene trifft, und erst recht kein Voyeurismus - sondern eine durch und durch historische Führung. auf Dem Spaziergang durch das „queere Köln“ erzählt Ulla Mialkas deshalb also unweigerlich auch die Geschichte von der Verfolgung und der Ächtung von Homosexuellen in Köln. Vom 18. Jahrhundert bis heute.
Erster Stopp ist das Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus in Köln, das seit 1995 unterhalb der Hohenzollernbrücke steht, gestaltet aus rosa und grauem Granit. „Der ‚Rosa Winkel‘ war ein Symbol, um männliche Häftlinge in Konzentrationslagern zu identifizieren, die wegen ihrer Homosexualität dorthin verschleppt wurden“, erklärt Stadtführerin Ulla Mialkas und weist die Teilnehmenden auf die Inschrift hin: „Totgeschlagen – Totgeschwiegen“ steht dort. „Wir glauben oft, das sei alles weit vor unserer Zeit gewesen, aber noch bis 1994 waren sexuelle Handlungen zwischen Männern nach Paragraf 175 in Deutschland strafbar.“
Von Kameradschaftsehen und Missbrauch
Bei dem zweistündigen Spaziergang vom Dom, am Rheinufer entlang durch die Altstadt gibt es nicht nur für Touristen, sondern auch für Kölnerinnen und Kölner einiges zu entdecken. Knapp 20 Menschen nehmen an diesem Freitagabend teil, alle haben über die Freizeit-App „Meet5“ gebucht, über die Stadtführer und Gründer von „Echt Köln“, Markus Zens sehr froh ist, weil er über sie Kölner erreicht, die sich für Köln und die Stadtgeschichte interessieren. Einige sind einfach nur gekommen, um etwas mit anderen zu unternehmen oder weil sie neu in der Stadt sind. Trotzdem hören sie Ulla Mialkas gebannt zu: Es geht um „Kameradschaftsehen“ von Lesben und Schwulen in der Nazi-Zeit und wie diese in Zeitungsannoncen inseriert wurden. Oder um Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche.
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Vom Rheinufer, früher die „warme Meile“ Kölns, geht es in die Gassen der Altstadt. Hier kommt das Thema Karneval auf - ebenfalls spannend für die queere Geschichte Kölns. Allein durch die Wahl der Kostümierung war die Genderfrage leicht zu lösen. „Die Karnevalsvereine selbst haben ebenfalls zu größerer Offenheit beigetragen, sowohl durch die Veralberung des Militarismus und deren Männlichkeitsideale als auch durch die Akzeptanz schwuler Männer in ihren Führungsebenen“, sagt Mialkas am Rote Funken Plätzchen.
Der Fall des Regierungspräsidenten
Die Führung endet am Waidmarkt, wo einst die bekannte Barberina-Bar ein Treffpunkt für schwule Männer war. „Trude Herr hat hier gekellnert“, verrät Ulla Mialkas und schließt mit einer weiteren Geschichte. Am Waidmarkt stand in den 1960er-Jahren gegenüber des Polizeipräsidiums eine öffentliche Toilette, die auch Treffpunkt von Homosexuellen war. 1966 wurde der damalige Regierungspräsident Franz Grobben in der Toilette gesichtet und - was auch immer er dort tat - bedeutete dieser Gang sein politisches Ende. Man konnte dem CDU-Mitglied zwar nichts nachweisen, doch der Verdacht genügte. Grobben musste zurücktreten – aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß.
Die nächste queere Führung (15 Euro pro Person) findet am 2. August statt. Treffpunkt ist um 17 Uhr die Kreuzblume vor dem Dom. Buchungen und Informationen zu der Tour gibt es unter echt-koeln.de.