AboAbonnieren

Spektakuläre Übung am Kölner FlughafenÜber 300 Retter trainieren Ernstfall

Lesezeit 4 Minuten

Die Einsatzkräfte haben bei der Übung ihre Feuertaufe bestanden

Ein Feuerball am Flughafen - doch kein Grund zu Sorge. Denn der Ernstfall war nur ein Übungsszenario.

Die morgendliche Stille des Flughafens Köln/Bonn wird plötzlich durch einen ohrenbetäubenden Knall jäh unterbrochen: Eine Explosion hat sich mitten auf dem Flughafengelände ereignet. Meterhoch steigen die Flammen über den beiden Flugzeugen auf, die offensichtlich gerade kollidiert sind. Nur drei Minuten dauert es, da rücken schon die ersten Einsatzkräfte der Werkfeuerwehr des Flughafens an. Auch ihre Kollegen der Bundeswehrfeuerwehr, der Feuerwehr Köln, der Bundespolizei und Landespolizei sind sofort informiert. Innerhalb weniger Minuten treffen von der Feuerwehr Köln weitere 55 Einsatzkräfte ein. Sie kommen aus verschiedenen Kölner Stadtteilen unter anderem auch aus dem nahegelegenen Urbach ein.

Über 300 Einsatzkräfte übten den Ernstall.

Was ist passiert? Kleinflugzeuge kollidieren Glücklicherweise wurde nur der Ernstfall am Flughafen geprobt: Während ihrer Rollvorgänge sollen zwei Kleinflugzeuge – eine Fokker 27 und eine BAE 146 – zusammengestoßen sein, so wird es am Samstagmorgen auf dem Vorfeld „Alpha“ mitten auf dem Flughafengelände simuliert. In der BAE sitzen 25 Fluggäste und eine vierköpfige Crew. Die Fokker 27 ist mit 22 Fluggästen und vier Crewmitgliedern besetzt. Die Tragflächen beschädigen jeweils die Kabinen beider Flugzeuge. Es entsteht ein Brand, Feuer und Rauch breiten sich aufgrund austretenden Treibstoffs sowohl außerhalb beider Maschinen, als auch in der Kabine der BAE aus. Die Einsatzkräfte löschen den Brand innerhalb von zwei Minuten, trotz Nebel und starker Rauchentwicklung.

In einiger Entfernung wird zeitgleich ein Busboarding für eine Eurowings-Maschine, dargestellt durch einen zweiten Bus, durchgeführt. Aufgrund des Unfalls geraten mehrere Fluggäste in Panik und rennen in andere Vorfeldbereiche. Schnell und strukturiert handeln die Einsatzkräfte und bringen die Menschen in Sicherheit sowie zu den Behandlungszentren. Sowohl im Flugzeug als auch auf dem Vorfeld werden Personen unterschiedlich schwer verletzt, die Schwerstverletzten werden zügig behandelt. Auch um die vielen, unter Schock stehenden Menschen wird sich schnell gekümmert.

Wasser marsch: Die Flughafenfeuerwehr zeigte sich Einsatzbereit.

Das Ausgangsszenario der Übung ist ähnlich spektakulär wie die Durchführung: Anlässlich einer angeblichen Nato-Übung wurde ein Teil des Vorfelds Alpha für die Dauer einer Militärübung in Betrieb genommen. Die Unfallursache soll starker Nebel sein – ein Zusammenprall der beiden Maschinen war die Folge. Gut zu beobachten ist die Routine und Klarheit, mit der die Feuerwehrleute und Statisten ihren Job ausüben. Noch vor zwei Jahren hatte es eine ähnliche Übung auf dem Gelände gegeben, während welcher ein Terroranschlag auf eine Maschine simuliert wurde.

Die regelmäßige Übung für den Ernstfall ist gesetzlich vorgeschrieben, so verlangt es die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO): „Ziel der ICAO-Notfallübung ist es, die eingeübten Prozesse des Notfall-Managements für Krisenfälle zu überprüfen. Es ist wichtig, dass die Einsatzkräfte unter möglichst realistischen Bedingungen verschiedene Krisenszenarien regelmäßig proben können. Die Abläufe der Übung werden anschließend ausgewertet“, erklärte Thilo Schmid, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, am Samstagvormittag.

Rund 350 Menschen waren am Samstag auf dem Flughafengelände im Einsatz, darunter auch ein Special Assistance Team des Flughafens, Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger der Stadt Köln sowie zahlreiche Komparsen. Der reguläre Flugverkehr wurde dadurch nicht eingeschränkt. Die gesamte Übung verlief reibungslos - kaum zu glauben, dass die Einsatzkräfte auch in einer realen Situation derart routiniert und strukturiert vorgehen können.

Mit vereinten Kräften wurde die Rettung von Menschenleben geprobt.

Auch wenn glücklicherweise ein solches Horrorszenario auf deutschen Flughäfen noch nicht vorgekommen ist, sind die Übungen unerlässlich. Ulrich Laschet, Pressesprecher der Feuerwehr Köln, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf an diesem Tag: „Wir sind für den Ernstfall gut gerüstet. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir weiterhin auf viele ehrenamtliche Helfer bei der Feuerwehr Köln bauen können. Mit mehr als 800 Einsatzkräften ist die Freiwillige Feuerwehr ein zentrales Element der Kölner Gefahrenabwehr, die gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr wichtige Dienste leistet. Dabei haben wir vor allem in den Kölner Randbezirken - wie Urbach oder Porz in der Nähe des Flughafens – mit sehr vielen Freiwilligen eine verlässliche Stütze, auf die wir uns auch im Ernstfall voll verlassen können.“