Schwimmen im ContainerLehrschwimmbecken sollen auch an sozialen Brennpunkten stehen
Köln – Tausende Kinder haben durch die Pandemie keine Gelegenheit gehabt, am Schwimmunterricht teilzunehmen. Die Personalnot in den Schwimmbädern oder stillgelegte Lehrschwimmbecken sorgen nun dafür, dass der Rückstau noch lange nicht abgebaut ist. „Es kann im Moment keinem Kind in Köln garantiert werden, Schwimmen zu lernen“, sagt der Vorsitzende des Sportausschusses, Oliver Seeck, „Wenn die Wasserzeiten nicht mehr hergeben, muss man andere Lösungen finden.“ Martin Becker, Inhaber und Geschäftsführer der Schwimmschule Sharky mit Standorten in Lövenich, Marsdorf, Bayenthal und am Schloss Bensberg, hatte eine solche Idee und nahm Kontakt mit Seeck auf.
Sein Plan: Das Wasser zum Schwimmen lernen dahin bringen, wo es am dringendsten benötigt wird: an Schulen in sozialen Brennpunkten, die keine oder zu geringe Wasserzeiten in herkömmlichen Schwimmbädern haben. „Entweder gibt es keine Schwimmkurse, oder sie sind für viele zu teuer. Es kann nicht sein, dass nur privilegierte Kinder schwimmen lernen können“, sagt Becker. Abhilfe könnte in seiner Vorstellung zukünftig ein mobiler Schwimmcontainer schaffen. Die passende Anlage ist beim Aachener Unternehmen Swimming Spot bereits in Auftrag gegeben. In das acht mal drei Meter große Schwimmbecken passen sechs Kinder gleichzeitig. Die Anlage erfüllt alle Anforderungen an einen zugelassenen Pool. Teil des Containers sind auch Umkleidekabinen und eine Dusche, hochfahrbare Solarpanels dienen gleichzeitig als Überdachung und können das Wasser zusätzlich aufwärmen. Der Schwimmverband NRW und das Gesundheitsamt haben das Konzept bereits abgenickt. „Uns ist klar, dass die Container kein Ersatz für ein Schwimmbad sind“, sagt Seeck. Es gehe vor allem darum, Kinder mit erheblichen Defiziten, auch traumatisierte Kinder, ans Wasser zu gewöhnen und eine Erstsicherheit zu erreichen.
Stadt Köln soll Partner werden
Einen kleinen Haken gibt es aber noch. Die Finanzierung des Projekts wäre geklärt, doch Seeck und Becker suchen nun nach einem weiteren Partner, der im besten Fall die Stadt Köln sein sollte. „Wir kümmern uns um die Finanzierung, die Betreuung vor Ort, stellen oder bezahlen die Trainer und werten das Projekt aus“, erklärt Becker. „Die Stadt muss sich darum kümmern, die Standorte zu benennen und zu organisieren, dass die Kinder zu uns kommen.“
Seeck will nun bei der Stadt für das Projekt werben. Bis Mitte November müsse die Stadt ihre grundsätzliche Bereitschaft zusagen, sich um die Organisation der Standorte zu kümmern.
Geliefert wird der Schwimmcontainer so oder so. „Ich möchte, dass das Projekt hier stattfindet“, sagt Becker. „Aber wenn die Stadt Köln es nicht hinkriegt, dann machen wir es woanders.“
Gibt die Stadt ihre Zusage, soll die Aktion nach den Osterferien 2023 beginnen und zunächst bis zu den Herbstferien andauern. Zwei Wochen soll der Container dann an einem Standort stehen. Elf bis zwölf Standorte wären im angedachten Zeitraum möglich, überall könnten im Rahmen einer Projektwoche mit täglichen Wasserzeiten rund 700 Kinder erreicht werden. An den Wochenenden könnten zusätzlich Lehrer, Sozialarbeiter oder Eltern geschult werden. Für den Transport muss das Becken zur Hälfte entleert werden.
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Der Schwimmschule Sharky, einer der Investoren, bringe das Projekt nichts, sagt Becker. Geld verdienen könne man damit nicht. Es gehe darum, etwas zurückzugeben. Sollte die Aktion in Köln Erfolg haben, strebt Becker mit dem Schwimmverband NRW zehn bis 15 Projekte dieser Art in NRW an.