Köln – Angesichts der deutlich gesunkenen Nachfrage war das Kölner Impfzentrum in der vergangenen Woche erstmals gezwungen, Impfstoff in großem Umfang zu vernichten. Das teilte die Stadt auf Rundschau-Nachfrage mit. Bei 19.756 Impfdosen war das Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Dabei handelte es sich um 5340 Dosen Biontech, 13.431 Dosen Moderna und 985 Dosen des Vakzins von Johnson & Johnson.
Impfstoffe können nur unter gewissen Bedingungen an das Land zurückgegeben werden
Die Impfstoffe seien zwischen dem 30. Juli und dem 6. August „verworfen worden“, erklärte die Stadt. „Die Möglichkeit, Impfstoff an das Land zurückzugeben, wurde der Stadt Köln erstmals am 30. Juli eingeräumt, ist aber nur für Impfstoff möglich, der noch mindestens 14 Tage haltbar ist. Der im Kölner Impfzentrum verworfene Impfstoff konnte diese Bedingung nicht erfüllen“, sagte die Stadt.
Loswerden möchte die Stadt als Betreiberin des Impfzentrums zudem rund 17.000 Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca. „Diese Dosen sind allerdings noch bis zum 31. Oktober haltbar“, erläutert ein Stadtsprecherin. Das NRW-Gesundheitsministerium, das ein zentrales Lager für Impfstoffe betreibt und diese im Land verteilt, habe die Rücknahme des Astrazeneca-Impfstoffs vorläufig abgelehnt und auf eine gesonderten Rückholaktion des Landes in das Landeslager verwiesen.
Wie die Rundschau berichtete, musste das Land am vergangenen Wochenende erstmals 350 Dosen Astrazeneca vernichten. Bis vor wenigen Wochen war das Kölner Impfzentrum mit rund 7000 Impfungen täglich voll ausgelastet. Aktuell erfolgen dort aber nur zwischen 1000 und 2000 Erst- und Zweitimpfungen täglich. Gleichzeitig habe das Impfzentrum in den vergangenen Tagen eine große Zahl vom Verfall bedrohter Impfdosen von anderen Impfstellen erhalten.
Zehntausende Kölner wollen sich nicht impfen lassen
„Wir unternehmen weiterhin alle organisatorischen Anstrengungen und veranstalten überall in der Stadt niedrigschwellige Impfaktionen, um möglichst viele Impfungen vornehmen zu können. Dass wir nun erstmals Impfstoff vernichten mussten, weil sich Zehntausende Kölnerinnen und Kölner nicht zu einer Impfung durchringen können, ist für mich angesichts der Berichte von vielen Menschen in anderen Teilen der Welt, die sehnsüchtig auf die schützende Impfung warten, kaum auszuhalten. Ich begrüße die Entscheidung der Bundesregierung, in Deutschland nicht benötigten Impfstoff an Covax zu spenden“, sagt Krisenstabsleiterin Andrea Blome.
Voraussetzung für eine Spende vom Impfstoff in Drittländer ist allerdings, dass das Vakzin noch mindestens vier Wochen haltbar ist. Dass in den kommenden Wochen nochmals eine ähnliche Vernichtungsaktion notwendig ist, hält Stadtsprecherin Simone Winkelhog für unwahrscheinlich. Die Lager seien nun aufgeräumt. Sie appellierte erneut, sich impfen zu lassen. Der Impfbus ist auch in der kommenden Woche unterwegs – unter anderem am Donnerstag , 12. August, auf der Deutzer Kirmes.