„Es versteht kein Mensch“Wie Kölns Bauaufsicht fast das Weißer Herbstfest verhinderte
Weiß – Ähnlich polternd und mit Getöse wie das Grauvieh jedes Jahr beim Weißer Almabtrieb am zweiten Samstag im Oktober auf die heimischen Wiesen getrieben wird, lief wie ein Lauffeuer das Gerücht durch’s Dorf, dass das Weißer Herbstfest dieses Jahr nicht stattfinden kann. Eigentlich sollte alles so sein wie immer: mit Oldtimerparade der Traktoren, Almabtrieb und anschließendem Wiesenfest mit Live-Musik im Reitstall, der alljährlich zum Festzelt umfunktioniert wird.
Seit zehn Jahren kommt zum Mini-Oktoberfest dafür die befreundete Allgäuer Radler-Band angereist, im 15. Jahr hat sich sonst rein gar nichts am Ablauf geändert. „Die Feuerwehr war auch schon hier und hat sich, wie jedes Jahr, alles angeschaut. Es lagen auch schon alle Genehmigungen vor“, erklärt Landwirt Bernd Lorbach und zeigt sämtliche Unterlagen. Doch das mit dem Festzelt, wie es auf dem Plakat seit 15 Jahren steht, das stimmt eben nicht so ganz.
Die Stadt erteilte im 15. Jahr plötzlich keine Freigabe für das Festzelt
Daran störte sich dann auch eine städtische Mitarbeiterin der Bauaufsicht, die hierin ein Hindernis ausgemacht hat. Das angepriesene Festzelt, in dem auch in diesem Jahr das 15. Wiesenfest gefeiert werden sollte, sei schließlich eine Reithalle und eben kein Festzelt.
Das, so heißt es in dem städtischen Anschreiben, bedarf einer Nutzungsänderung und diese, so schreibt die städtische Mitarbeiterin dann weiter, könne kurzfristig nicht erteilt werden. „Ich kann doch für sechs Stunden Fest keine Nutzungsänderung beantragen. Für was? Neben der geprüften Statik hat die Halle sogar eine Wassersprinkleranlage. Was soll ich denn ändern?“ Bernd Lorbach war ratlos.
Auch Licht, Strom und Wasser – es ist alles vorhanden. Entnervt wollte Lorbach schon alles hinschmeißen, sein Geschäft ist schließlich der Hof und nicht das Wiesenfest. Doch seine Frau Anne hat ihn überzeugt, einen anderen Weg einzuschlagen.
Keine Lösung brachte auch eine kurzfristige Konsultation einer Rodenkirchener Anwaltskanzlei. Diese konnte bei der Stadt genauso wenig erreichen wie ein Jurist der Landwirtschaftskammer. „Es versteht wirklich kein Mensch. Weder die Anwälte, die Kammer, aber auch hier die Bevölkerung nicht. So macht man einfach nur jedes Fest kaputt. Wenn das rechtens ist, dann dürfte im Rhein-Erft-Kreis und in anderen ländlichen Gegenden nicht ein einziges Scheunenfest mehr stattfinden“, sagt Lorbach, der diese Argumentation der Landwirtschaftskammer teilt.
Auf den Kosten für das angemietete Zelt könnte der Landwirt jetzt sitzen bleiben
Für eine Durchführung des Festes in der Reithalle ließ sich in diesem Jahr schlussendlich schon wegen der Kürze der Zeit keine Lösung mehr finden. Die Lorbachs haben jetzt kurzerhand ein beheizbares Festzelt angemietet, das am Freitag geliefert wird. Es ist mit 20 mal 40 Metern genauso groß wie die Reithalle. „Wenn es stürmt, wären wir in der Halle sicherer, da stimmt zumindest die Statik“, sagt Lorbach kopfschüttelnd. 14 000 Euro netto muss er für das angemietete Zelt bezahlen. „Ich war über den Preis geschockt und hoffe, dass die Rechnung aufgeht. Normalerweise sind die Einnahmen aus dem Fest nicht so hoch“, sagt der Landwirt, der befürchtet, auf den Mehrkosten sitzen zu bleiben.
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Das Zelt für das Hof-Fest wird jetzt wahrscheinlich genau neben der Reithalle aufgebaut, während die Halle leer bleibt. Die Unterstützung vor Ort ist jedenfalls groß. Die Bühne für die Band steuert ein Karnevalsverein aus dem Süden bei.
Gaffel als Ausschank-Brauerei hat eine finanzielle Unterstützung zugesichert. Wie es im kommenden Jahr weitergeht, weiß Lorbach nicht. Er hofft, dass bis dahin die Reithalle als Scheune für das Fest wieder genutzt werden kann.
15. Almabtrieb in Weiss
Nicht nur im Alpenland, sondern auch in Köln-Weiß gibt es den Almabtrieb. Auch hier werden Grauvieh und Pferde festlich geschmückt. Dann geht es zwar nicht von der Alm herunter, sondern nur von den umliegenden Weiden Richtung Hof Lorbach. Doch das Spektakel, das sich dieses Jahr zum 15. Mal jährt, zieht hunderte Besucher zu den Lorbachs, wo Bauer Bernd und seine Frau Anne am 8. Oktober zum Weißer Herbstfest einladen.
Das Programm wird traditionell um 12 Uhr mit einer Oldtimer-Traktorfahrt durch das Dorf eröffnet, bei der meist weit über 50 alte Schätzchen zu bewundern sind. Um 15 Uhr beginnt der traditionelle Almabtrieb und im Anschluss heizt die Allgäuer Radlerband im tatsächlichen Festzelt neben der Reithalle auf Hof Lorbach, Am Treidelweg 1, ein. (sam)