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Rheinenergie in KölnSo viele Störungen wie nie – Stromausfälle nach Starkregen

Lesezeit 3 Minuten
Stromausfall im Westcenter

Das Westcenter war ohne Strom.

Köln – Mürrisch schiebt der Mann im schwarzen Poloshirt und mit schwarzer Käppi einen leeren Einkaufswagen in einen hippen Burgerladen in Bickendorf. Eigentlich würde er jetzt an der Fritteuse stehen und Fleisch auf heiße Platten werfen, doch der Laden ist dunkel und die Grillstation aus. Stattdessen schleppt er beutelweise Tiefkühlkost aus dem Lager und deponiert sie im Einkaufswagen. „Ein Kollege hat noch Platz im Kühlschrank“, sagt er und schiebt ab.

Stromausfälle schon am Mittwoch

Viele Gebiete in der Stadt sind seit den heftigen Regenfällen am Mittwoch von Stromausfällen betroffen. „Die Lage ist sehr angespannt. Das Unwetter hat eine Häufung von Störungen ausgelöst wie wir sie vielleicht noch nie erlebt haben“, sagt Rheinenergie-Sprecher Christoph Preuß. Zum Teil sind Netzstationen voll Wasser gelaufen. 35 Störungen im großräumigen Mittelspannungsnetz verzeichnet der Energieversorger, dazu noch 100 Störungen im Niederspannungsnetz, sprich in einzelnen Straßenzügen und Häusern. Und da liegt das Problem, denn bei übergeordneten Netzen kann der Strom umgeleitet werden, bei einzelnen Häusern ist das nicht mehr möglich.

Westcenter in Köln-Bickendorf ist ohne Strom

Das Westcenter in Bickendorf ist ebenfalls von dem Stromausfall betroffen. Am Donnerstagnachmittag rätseln viele Bewohner, wann bei ihnen wohl wieder das Licht angeht. „Gegen 19.30 Uhr am Mittwoch wurde es dunkel. Der Gefrierschrank tropft, ich kann alles wegwerfen“, erzählt eine Mieterin aus der zwölften Etage. Aus dem Keller dringt das monotone Dröhnen der Wassersauger. „Zum Glück gibt es ein Notstromaggregat im Haus, so dass zumindest die Aufzüge und das Treppenhauslicht funktionieren. Für die Mieter ist die Situation natürlich sehr ärgerlich“, sagt Marcus Kemmner, Mit-Eigentümer der Wertgrund Immobilien AG, der das Westcenter gehört. Er ist mit einem Team aus Frankfurt angereist und hat erstmal einen Abfallcontainer geordert, damit die Mieter all das entsorgen können, was in den Kellern beim Wassereinbruch kaputt gegangen ist. Ohnehin steht am Donnerstag in vielen Häusern der Sperrmüll vor der Tür – die Überbleibsel eines zerstörungsreichen Unwetterereignisses.

Im Keller des Gebäudes saugen Arbeiter das Wasser auf.

Über das Portal „nebenan.de“ werden bereits am Mittwochabend Hilferufe abgesetzt, weil der Strom plötzlich ausgefallen ist. „Hat jemand ein Stromaggregat? Unsere Wasserpumpen laufen nicht mehr, weil der Strom weg ist“, schreibt eine Nutzerin in Klettenberg. Ein anderer Nutzer teilt verzweifel mit, dass er gar nicht erst an die Pumpe gelabt, weil die in der Garage liegt – und die lasse sich nur elektronisch öffnen. Am Donnerstag sind vor allem Schmutzwasserpumpen gefragt. Weil die die Geräte in vielen Baumärkten vergriffen sind (siehe Kasten), versucht manch einer in der Nachbarschaft sein Glück.

Bedarf an Pumpen

In vielen Baumärkten der Stadt waren spätestens am Mittag Schmutzwasserpumpen ausverkauft. „Wir raten ausdrücklich vom Kauf von Garten- und Tiefbrunnenpumpen ab, weil diese absolut ungeeignet für das Absaugen von Kellern sind“, lautete der Hinweis in einem Baumarkt. Auch die Suche im Onlinehandel führte oft nicht weiter, denn die Lieferzeiten betrugen bei den meisten Geräten zwischen drei und fünf Tagen. (tho)

Um die Stromausfälle in der Stadt zu beheben, sind bis zu 180 Mitarbeiter im Einsatz. „Einige haben freiwillig ihren Urlaub unterbrochen, als sie von den vielen Einsatzorten gehört haben“, erzählt Preuß. Einige Teams seien zum Teil 18 Stunden im Dauereinsatz gewesen und dann zur Pause gezwungen worden. Am Donnerstagabend gab es im Stadtgebiet laut Rheinenergie noch immer 80 „kleinräumige Störungen“. Diese können erst dann behoben werden, wenn Keller von Wasser befreit sind.