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Reaktion auf Corona-KriseUni Köln startet Online-Semester – Viele Studenten in Not

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Das Albertus-Magnus-Denkmal vor der Uni.

Köln – In einer Live-Sendung werden die Studienanfänger am kommenden Montag von der Universität zu Köln begrüßt. Sie starten ihren ersten Vorlesungstag, auch wenn die Beschränkungen während der Corona-Krise verlängert werden sollten, digital mit einer Online-Premiere am PC, Laptop oder Smartphone. Der „Empfang“ für die Erstsemester, der normalerweise in der großen Aula stattfindet, soll trotz Kontaktverbot nicht komplett ausfallen. Studierende können in der Sendung Fragen rund ums Studium stellen, die live beantwortet werden.

Finden Prüfungen statt? Wo bekommt man Rat bei der Gestaltung des Semesterstundenplans? Was gibt es für Hilfen in finanziellen Notlagen? Fragen gibt es viele. Mit Hochdruck arbeiten die Hochschulen in Köln daran, dass auch weitgehend ohne persönlichen Kontakt das Semester beginnen kann – zumindest virtuell.

Digitalisierung im Schnellverfahren

Uni 4.0 – die Umstellung musste notgedrungen im Schnellverfahren stattfinden. Learning by doing ist angesagt. Forscherinnen und Forscher arbeiten wenn möglich im Home-Office. Auch die geplanten Lehrveranstaltungen mit Studierenden sollen bis auf weiteres in digitalen Fern-Formaten stattfinden. Lehrvideos, gestreamte Tutorials, in leeren Hörsälen aufgezeichnete Vorlesungen, Videokonferenzen, interaktive Seminare und Chats gehören zum didaktischen Werkzeug. Viele Schulungen werden angeboten.

„Ausgefallene Prüfungen werden im Laufe des Semesters nachgeholt“, verspricht die Universität. Bei nötigen Präsenzprüfungen werden die Hygieneregeln eingehalten. Außerdem führten die Fakultäten flexible Regelungen zu Prüfungen und Abgabefristen ein, um Nachteile für Studierende möglichst gering zu halten. In verschiedenen Szenarien bereitet sich die Hochschule darauf vor, in einen „eingeschränkten Präsenzbetrieb“ überzugehen, zunächst nur da, wo es nicht anders möglich ist, zum Beispiel in Laboren.

Hausverbot besteht weiter

Weiter besteht ein Hausverbot zur Verringerung der Infektionsgefahren. Dienstreisen und Exkursionen werden nicht genehmigt, der Präsenzbetrieb der Bibliotheken und der Unisport sind geschlossen, die Beratung auf Email und Telefon umgestellt. Die Bibliotheken bieten verstärkt Online-Service an.

Studenten in Not

Viele Anfragen erhält in diesen Wochen der Corona-Krise die Sozialberatung des Kölner Studierendenwerks. Viele Studierende haben ihre Nebenjobs verloren und sind in finanzielle Engpässe geraten. Die Psychologen im Werk melden gehäufte Nachfragen wegen Unklarheiten zu Prüfungen und Abschlussarbeiten.

Auch eine Häufung von psychischen Problemen verzeichnen die Berater. Angeboten werden allerdings weiterhin keine persönlichen Gespräche, sondern nur individuelle Online-Chats und Telefonberatung. Bei Anfragen zur Stundung von Mieten folgt das Werk den gesetzlichen Vorhaben. „Wir sind derzeit besonders entgegenkommend im Hinblick auf Corona-bedingte Vertragsauflösungen zum Beispiel wegen Einreiseverboten“, erläutert Dr. Klaus Wilsberg, Leiter der Unternehmenskommunikation. In allen Wohnheimen können zurzeit die Waschmaschinen kostenlos benutzt werden. Auch beim Bafög erreichen die Mitarbeiter sehr viele Nachfragen aufgrund geänderter Einkommensverhältnisse von Eltern und Studierenden.

Ansonsten bleibt es bis auf Weiteres dabei, dass alle Gastronomiebetriebe des Werks wie die Mensa (Foto) geschlossen sind, es gibt keine Verpflegungsangebote. Die Kitas laufen im Notbetrieb für Kinder „systemrelevante“ Personen. Das Info-Management für Studis wurde ausgebaut. Weitere Informationen auf der Homepage.(MW)

www.kstw.de/corona

Viele Stellen helfen außerdem bei der Bewältigung der Corona-Pandemie: Über 700 Medizinstudierende der Uni haben sich gemeldet, um im Uni-Klinikum oder im Gesundheitsamt mitzuarbeiten. Sie unterstützen zum Beispiel bei der Anamnese und informieren am Telefon zu Fragen rund ums Coronavirus. Forscher arbeiten außerdem an Impfstoffen oder untersuchen rechtliche und ethische Folgen der Pandemie.

Die TH Köln, mit rund 26 000 Studierenden die bundesweit größte Fachhochschule, hat sich vorübergehend schon zu rund 80 Prozent auf digitalen Lehrbetrieb umgestellt. Virtueller Vorlesungsbeginn war dort bereits am 23. März. Wie läuft es und wie geht es weiter? „Es läuft erstaunlich gut“, sagt TH-Präsident Professor Stefan Herzig, „vieles wurde bei uns schon vorher erprobt, aber nun gibt es eine zweite Welle und ein großes Interesse an Schulungsangeboten.“

Für den Ausbau der Virtuellen Lehre wurde ebenfalls an der TH mehr in Softwarepakete investiert, Videokonferenz-Programme und andere Tools etabliert. Im Sommersemester werde es auch anrechenbare „credits“ geben. Überlegungen, wie die Prüfungen und eine verlässliche Lehre gestaltet werden können, laufen laut Herzig: „Wir bemühen uns um frühestmögliche Planbarkeit.“ Bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Politik weiter vorgibt.