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Prozess gegen BetrügerLuxus-Uhren gegen Imitate ausgetauscht – Urteil in Köln

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Gerichtsakten im Kölner Landgericht

Gerichtsakten im Kölner Landgericht

Ein 34-Jähriger wurde unter Anwesenheit seiner Familie zu einer Strafe auf Bewährung verurteilt. Dabei gab es eine besondere Überraschung.

Das eloquente Auftreten, der Anzug mit Weste, der Schmuck und die Uhr – das alles wirkte auf einen 29-jährigen Sales-Manager aus Süddeutschland „schon recht gut und seriös“. Doch der Schein trog: Statt 118 000 Euro für drei Rolex-Uhren zu zahlen, tauschte ein 34-jähriger Kaufinteressent die Chronometer beim Verkaufsgespräch im Steigenberger Hotel aus und machte sich aus dem Staub.

Am Dienstag wurde der 34-Jährige nun von einer Schöffenabteilung am Amtsgericht wegen schweren Betrugs zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Landgericht Köln: Besondere Überraschung

Doch zunächst wartete im Gerichtssaal eine freudige Überraschung auf den 34-Jährigen. Seine Lebensgefährtin war mit dem vor einem Monat geborenen Sohn erschienen, den der 34-Jährige noch nicht gesehen hatte. Richter Dr. Bernhard Krieg erlaubte ein erstes Kennenlernen von Vater und Sohn. Mit Tränen in den Augen und zutiefst gerührt, nahm der 34-Jährige den Jungen auf den Arm und liebkoste ihn. Anschließend legte er dann ein Geständnis ab und räumte ein, dass er die Uhren von dem 29-Jährigen erbeutet hatte. Die Uhren habe er anschließend an Hintermänner einer serbischen Bande ausgehändigt, die ihn zu der Betrugstat mehr oder weniger genötigt hatten. Der Angeklagte hatte Schulden bei den Männern, die sie zurückverlangten; um dem Nachdruck zu verleihen, waren Bandenmitglieder gar bedrohlich bei der Familie des Angeklagten aufgetaucht. Für einen Schuldenerlass verlangten die Männer, dass er die Betrugstat begehe. Auch der 29-Jährige bestätigte, dass er die vorangegangenen Verkaufsgespräche am Telefon über die Uhren nicht mit dem Angeklagten geführt habe. Er selbst habe erst kurz vor dem Geschäft von seinem Verhandlungspartner erfahren, dass dieser aufgrund von Terminkollisionen nicht persönlich erscheinen werde, sondern sein Cousin das Geschäft abwickeln werde.

Opfer: „Und dann war der Herr weg. Ich wurde verarscht“

Eigentlich hatte der junge Mann die Rolex-Uhren (Neuwert: 190 500 Euro) Anfang 2022 als Altersvorsorge gekauft. „Aber der Markt hat sich nicht entwickelt wie erhofft“, sagte der Sales-Manager. Ende 2023 hätten die Uhren nur noch einen Schätzwert von 108 000 Euro gehabt. Um den Spekulationsschaden zu begrenzen, entschied er sich, die „Wecker“ wieder zu verkaufen und inserierte bei Ebay. Daraufhin habe sich ein „Schweizer Investmentbanker“ gemeldet und Interesse bekundet. Drei Wochen habe man immer wieder telefoniert und sich schließlich auf einen Preis von 118 000 Euro und Geschäftsabwicklung im Steigenberger Hotel geeinigt. Nach einem rund 45-minütigen Small Talk im Foyer zwischen dem 29-Jährigen, seinem ihn begleitenden Vater und dem Angeklagten sollte das Geschäft dann auf einem Hotelzimmer abgewickelt werden.

Dort begutachtete der 34-Jährige die Uhren und verpackte sie statt in den Originalverpackungen in einem Mäppchen, das er dann auch noch rundherum zuklebte. Dann habe der 34-Jährige gesagt, er müsse das Geld noch holen. Das Mäppchen ließ er zur Sicherheit zurück. Doch es handelte sich um ein zuvor präpariertes, gleich aussehendes Mäppchen mit billigen Uhren-Imitaten darin, das er zuvor gegen das Mäppchen mit den echten Uhren ausgetauscht hatte. „Und dann war der Herr weg. Ich wurde verarscht“, sagte der 29-Jährige.