Im Prozess gegen den früheren Reemstma-Entführer Thomas Drach (62) soll ein weiterer Insasse der JVA in Ossendorf gegen den 62-Jährigen aussagen wollen.
Prozess in KölnBelastet ein weiterer Mitinsasse Thomas Drach?
Wie die Rundschau am Donnerstag aus Justizkreisen erfuhr, soll der Zeuge gegenüber der Polizei Angaben über Drach gemacht haben. Demnach soll es in Hafthaus 4 in dem Drach in Untersuchungshaft sitzt, ein offenes Geheimnis sein, dass Drach die ihm zur Last gelegten Taten begangen habe.
Wortgefechte zwischen Anwälten und Richter
Der mutmaßliche Zeuge wäre der zweite Mithäftling der Drach belastet. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein ehemaliger Mitinsasse Drachs ausgesagt, der 62-Jährige habe ihm gegenüber gesagt, drei der vier ihm vorgeworfenen Raubüberfälle auf Geldtransporter in Köln, Frankfurt und im hessischen Limburg begangen zu haben.
Ansonsten wurde am 63. Verhandlungstag die Befragung von Bio-Mechaniker Prof. Wolfgang Potthast durch die Verteidigung fortgesetzt. Potthast hat ein Bewegungsgutachten erstellt, laut dem Drach bei Raubüberfällen auf Werttransporter in Frankfurt am Main sowie in Köln als Täter in Frage komme. Die Bühne gehörte am Donnerstag aber vor allem Rechtsanwalt Wolfgang Heer, Verteidiger von Drachs Mitangeklagtem, sowie dem Vorsitzenden der 21. Großen Strafkammer, Dr. Jörg Michael Bern, die sich in zahlreiche Wortgefechte verstrickten. Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als könne sich das zuletzt vergiftete Verhandlungsklima bessern. Die Verfahrensbeteiligten versicherten gegenseitig, in Zukunft respektvoller miteinander umgehen zu wollen. Drach-Verteidiger Andreas Kerkhof: „Wir sollten uns wieder an unsere Fähigkeit erinnern, nichts persönlich zu nehmen, auch wenn wir uns hart in der Sache auseinandersetzen.“
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Hintergrund war ein Eklat in der Verhandlung am Dienstag. Da hatte Nebenklagevertreterin Dr. Monika Müller-Laschet eine Bemerkung über das „fortgeschrittene Alter“ von Drach-Verteidiger Dirk Kruse gemacht. Der fühlte sich beleidigt und erstattete Anzeige, obwohl Müller-Laschet sich umgehend entschuldigt hatte. Am Donnerstag nahm Kruse die Entschuldigung an und zog auch den Strafantrag zurück.
Der Vorsatz respektvollen Umgangs währte nur wenige Minuten. Auf die Frage Heers an den Gutachter, wie man Meter in der Sekunde in Stundenkilometer umrechne, antworteten Potthast und Bern gleichzeitig wie aus der Pistole geschossen: „Mal 3,6.“ Heer, selbst nicht gerade verlegen seinen Scharfsinn auszustellen, fand die Anmerkung des Vorsitzenden „unverschämt“ und „respektlos“ und schrie in seine Tischmikrophon: „Was soll das? Wollen Sie mich vorführen?
Verteidiger verliert das die Kontrolle
Danke für die dämliche Anmerkung.“ Dann forderte er eine Pause, verbunden mit der Drohung: „Ansonsten werde ich mich möglicherweise nicht mehr in der Gewalt haben.“
Nach der Pause ging es konfliktträchtig weiter. Als Heer bei einem weiteren Wortgefecht in Richtung des Vorsitzenden stöhnte: „Mein Gott“, konterte Bern: „Herr Vorsitzender reicht.“ Der Prozess wird fortgesetzt.