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Prozess in Köln55-Jähriger soll Missbrauch aus der Ferne bezahlt haben

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Landgericht Köln

Landgericht Köln

Einem 55-Jährigen wird vorgeworfen, Eltern auf den Philippinen für den Live-Missbrauch ihrer Kinder bezahlt zu haben. Der Verdächtige soll Anweisungen für die Handlungen gegeben haben.

Dem Ermittler (31) war das Phänomen neu. Zuvor habe er noch nie mit einem Fall zu tun gehabt, bei dem in Live-Chats sexueller Kindesmissbrauch gegen Bezahlung vor der Kamera angeboten wird. „Mir waren vorher nur Fälle bekannt, wo Pädophile zu Missbräuchen zugeschaltet wurden. Aber dass dies jetzt als Dienstleistung gegen Bezahlung durchgeführt wird, das war mir neu“, sagte der Beamte im Prozess gegen einen 55-Jährigen. „Ich war aber auch nicht überrascht, dass es sowas gibt“, so der Ermittler weiter, der in einem Kriminalkommissariat arbeitet, das sich mit sexuellem Kindesmissbrauch beschäftigt.

In dem Prozess vor der 2. Großen Strafkammer ist ein 55-Jähriger mit diesem Vorwurf konfrontiert: Er wird beschuldigt zwischen Mai 2021 und November 2023 auf den Philippinen lebende Eltern gegen Bezahlung zu Live-Sessions bewegt zu haben, in denen diese ihren Kindern sexuelle Gewalt zufügten. Dabei soll der Angeklagte per Chat auch Anweisungen gegeben haben, was die Akteure genau tun sollten.

Taten, die den Vorstellungen entsprachen

In der Anklageschrift hieß es: „Es kam ihm darauf an, dass die sexuellen Handlungen seinen Vorstellungen entsprechen.“ 13 Fälle von ursprünglich 14 — ein Vorwurf wurde bereits am zweiten Verhandlungstag eingestellt - werden dem Kölner zur Last gelegt. Opfer sollen mehrere Kinder und Jugendliche im Alter von fünf Monaten bis 15 Jahren in dem ostasiatischen Inselstaat gewesen sein. Rund 24 Euro pro Live-Session soll der Angeklagte dafür gezahlt haben.

Der Hinweis auf den Angeklagten sei per Mail vom Bundeskriminalamt (BKA) bei der Kölner Polizei eingegangen, nachdem die Behörde einen Tipp vom US-Heimatschutzministerium „Homland Securitiy“ erhalten habe. Demnach habe es Ermittlungen gegen einen Mann oder eine Frau auf den Philippinen wegen des Betriebs solcher sexuellen Missbrauchs-Streamings gegeben, wobei auch ein Chat des 55-Jährigen aufgetaucht sei. Dieser Chat sei dann an die Bundesrepublik weitergeleitet worden, so der Zeuge. Wie das genau gelaufen sei und wie Homeland-Security an seine Informationen gekommen sei, das konnte der Zeuge nicht sagen. Für ihn sei entscheidend gewesen, dass der Hinweis vom BKA und somit einer Bundesbehörde gekommen sei.

Beschuldigter arbeitete im offenen Ganztag

Als erste Ermittlungen ergeben hätten, dass der Beschuldigte auch beruflich „mit Kindern im Präferenz-Alter“ zu tun habe, sei es bereits fünf Tage nach dem BKA-Hinweis zur Wohnungsdurchsuchung gekommen. „Wir sind priorisiert an die Sache rangegangen“, sagte der Zeuge. Nachdem man am Morgen des 20. November 2023 die Wohnung des Angeklagten betreten habe, sei auch gleich ein geöffneter Laptop sichergestellt worden, sagte der 31-Jährige. Darauf sei ein Chat geöffnet gewesen, den der beamte kurz überflogen habe. „Für mich hat sich das so dargestellt, dass in dem Chat nach minderjährigen Personen gefragt wurde und Anweisungen erteilt wurden über sexuelle Handlungen“, sagte der Beamte.

Das habe ihm und den Kollegen gereicht, um einen Haftbefehl über die Staatsanwaltschaft beantragen zu lassen, der dann auch noch erlassen worden sei. Am selben Tag habe es dann auch noch eine Gefährderansprache in der Grundschule stattgefunden, in der der Angeklagte als Betreuer im offenen Ganztag gearbeitet habe. „Wir haben aber keine Hinweise darauf, dass es zu einem realen Missbrauch durch den Beschuldigten hier in Deutschland gekommen ist“, sagte der Beamte. Der Prozess wird fortgesetzt.