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KlimaprotestWie betroffene Fluggäste das Chaos am Flughafen erlebten

Lesezeit 4 Minuten
Klimaaktivisten am Flughafen Köln/Bonn

Der Polizeieinsatz: Klimaaktivisten blockierten am frühen Morgen den Flughafen Köln/Bonn

Klimaaktivisten haben am Mittwochmorgen den Flughafen Köln/Bonn blockiert. Jeder Fluggast hat seine eigene Geschichte, einige haben wir und vor Ort angehört.

Eine Familie aus Remscheid saß gegen 5.30 Uhr schon im Eurowings-Flieger auf dem Rollfeld, als die Freude auf den Urlaub auf Mallorca erst einmal jäh endete. „Wir haben zwei Stunden im Flieger gesessen. Dann ging es wieder nach draußen“, sagte Vater Ralf. Freunde seien schon mitten in der Nacht geflogen, „wir sitzen nun hier“. Über die Besatzung der Maschine kann die Familie nur lobende Worte finden. „Der Kapitän hat uns ständig informiert. Es wurde sich um uns gekümmert. Wir haben Verpflegung bekommen“, sagte der Vater weiter. Dann mussten alle Passagiere das Flugzeug verlassen.

Klimaaktivisten legen Flughafen Köln/Bonn lahm

Eine Familie aus Remscheid strandete in der Ständigen Vertretung am Flughafen.

Zurück im Flughafen war der Familie erst mal nach einem Glas Kölsch zumute. An einem großen Tisch in der Kneipe „Ständige Vertretung“ kam der Familienrat zusammen. Die Laune wollte man sich nicht verderben lassen. Aber als das Reisebüro anrief und mitteilte, dass der gebuchte Flieger erst am Donnerstag von Dortmund gen Süden geht, sackte die Laune dann doch etwas ab. „Wir fliegen immer in das gleiche Hotel und wollten und erholen“, hieß es von der Familie weiter. Nun dauert es noch, bis endlich Entspannung einkehren kann.

Am Mittwoch hatte jeder Fluggast seine eigene Geschichte. Eine Frau wollte nach Wien, als Trauzeugin. Immer wieder schaute auf die Anzeigetafel und wollte es nicht glauben: „Annulliert“ steht dort. Ein Pärchen wollte nach Ibiza und später auf ein Schiff für eine Mittelmeer-Reise: Der Flug fiel aus. Traurig der Ausfall des Fluges für ein älteres Paar, die nach Mallorca wollen. „Die Wärme tut meinem Mann gut. Er hat Rheuma“. Heute ging der Flieger nicht mehr. Das Paar, der Mann von Bekannten gestützt, geht aus dem Airport. Es geht erstmal nach Hause.

Zahlreiche Flüge wurden annulliert am Mittwoch.

Zahlreiche Flüge wurden annulliert am Mittwoch.

Das Chaos am Flughafen begann am frühen Morgen. Wie die Rundschau erfuhr, rief ein Beteiligter der Blockade um 4.46 Uhr bei der Feuerwehr und sagte, der Flughafen solle alsbald den Verkehr„runter regeln“. Denn in Kürze werde man die Rollbahnen blockieren. Gegen 5.30 Uhr musste schließlich der Flugverkehr eingestellt werden. Die Mitglieder der „Letzten Generation“ hatten zwei Löcher in einen Zaun an der "Panzerstraße" geschnitten. „Wir untersuchen, wie die Personen auf dem Gelände und die Rollbahnen kommen konnten“, sagte eine Polizeisprecherin.

Drei Personen hatten sich auf den Rollbahnen D und C festgeklebt mit einem Sand-Klebe-Gemisch. Doch mit nicht genug: Zwei Frauen hatten sich vor dem Gebäude der Flughafen -Feuerwehr festgeklebt. „Im Notfall hätten die Kräfte nicht ausrücken können“, hieß es von den Ermittlungsbehörden. Die Blockierer kommen nach Rundschau-Informationen aus Bottrop, Pellworm und der kleinen Stadt Zeven in Niedersachen. Mit der Aktion hatten die Klimaaktivisten drei Stunden lang den Flugverkehr auf dem Flughafen Köln/Bonn lahmgelegt.

31 Flüge fielen aus

Infolgedessen fielen nach Angaben eines Flughafensprechers 31 Flüge aus, davon 15 Starts und 16 Landungen. Sechs Flüge mussten umgeleitet werden. Zudem sei es zu einer nicht genau bekannten Zahl von Verspätungen gekommen. Erst nachdem die Polizei alle fünf Aktivisten aufwendig von dem Rollweg gelöst hatte, auf dem sie sich festgeklebt hatten, konnte der Flugverkehr gegen 9 Uhr wieder freigegeben werden. Doch bis der Flugverkehr wieder halbwegs vernünftig anlief, vergingen noch Stunden. Als eine der erste Maschinen ging eine Eurowings-Maschine in die Luft. Es sei Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz,gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr und Hausfriedensbruchsaufgenommen worden, sagte eine Polizeisprecherin.

Lange Warteschlangen bildeten sich am Terminal 2.

Lange Warteschlangen bildeten sich am Terminal 2.

Bei dem Anrufer bei der Feuerwehr handelt es sich nach Rundschau-Informationen um den polizeibekannten Malte N. Der junge Mann war schon bundesweit bei mehreren Aktionen der Gruppe dabei. Der damals 19-Jährige saß bereits wegen Sprühattacken der „Letzten Generation“ in Bayern in Untersuchungshaft, in anderen Städten laufen Ermittlungsverfahren. N. war auch Aktion der „Letzten Generation“ am Historischen Rathaus im März 2023 beteiligt. Personen waren auf den Balkon von Oberbürgermeisterin Henriette Reker geklettert. Auch bei der Farbattacke im März 2023 auf das Reiterdenkmal in Deutz war der junge Mann aktiv. Die Stadt stellte den Aktivisten eine saftige Rechnung. 2500 Euro kostete die Reinigung des Reiterdenkmals, so die Stadt nach Abschluss der Arbeiten. Sie teilte weiterhin mit, die Schadenssumme von den Verursachern einholen zu wollen.