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Partyschiff bis PollerwiesenSo wird auf und am Rhein in Köln gefeiert

Lesezeit 4 Minuten

Tanzen auf dem Strom: Während auf dem Deck ausgelassen gefeiert wird, fährt das KD-Partyschiff in südlicher Richtung von der Altstadt bis nach Sürth und macht dann wieder kehrt.

Köln – Wie eine Welle schwappt das Pfeifkonzert über das Deck der MS RheinFantasie. Das Partyschiff fährt in diesem Moment unter der Deutzer Brücke durch, unter der das Echo die Stimmen verdoppelt. Die rund 1000 Menschen an Bord johlen und pfeifen so laut sie können – so lange, bis das Schiff aus dem Schatten der Brücke weiter den Rhein stromaufwärts fährt. Ein Ritual, das zu jeder Partyfahrt gehört. Und die Severinsbrücke ist schon in Sicht.

Partys an Bord

In Köln gibt es einige Anbieter, von After-Job bis „Ahoi-Party“. Die Partys der Köln-Düsseldorfer (KD) zählen zu den Größten. Jeden Freitag von April bis November legt das Partyboot in der Kölner Altstadt ab. Mal wird zu Musik der 80er und 90er Jahre getanzt, mal zu „Mallorca-Hits“. Je nach Schiff fahren 1000 bis 1650 Passagiere mit – der Cruise ist beliebt und oft ausverkauft. Drei Stunden dauert die Fahrt: den Rhein hoch bis Sürth, wieder runter bis zur Mülheimer Brücke und zurück zum Anleger. Kostenpunkt: 22 Euro. Fahrten mit Freibier kosten 39 Euro.

DJ Balou spielt „Macarena“. Die Tanzfläche an Bord ist voll: Junggesellenabschiede, aber auch Familien mit erwachsenen Kindern schunkeln hier gemeinsam. Was das Feiern dort so reizvoll macht? Bei gutem Wetter kommen die Passagiere in den Genuss eines Sonnenuntergangs über dem Rheinpanorama. Bei Regen wird die Tanzfläche im Inneren des Schiffs genutzt – an deren gläsernen Seiten das Wasser vorbeizieht.

Der Rhein ist längst auch Partymeile – und nicht nur auf dem Fluss wird gefeiert. Als das KD-Schiff die Badebuchten in Rodenkirchen passiert, geht das große Winken los, Bierflaschen werden zum Gruß gehoben. Auch von dort schallt Musik rüber, im Sand wird gegrillt. Doch da, wo es schön ist, ist das Feiern nicht immer erlaubt. „Die Zahl der illegalen Technopartys ist von 2014 auf 2015 angestiegen“, so Ordnungsamts-Sprecherin Carolin Krause. „In diesem Jahr ist es wieder zurück gegangen – was wahrscheinlich am Wetter liegt.“

Bei Feiern am Rhein zu beachten

Nördlich der Mülheimer Brücke ist das Ufer zum größten Teil Naturschutzgebiet. Diese Flächen dienen dem Natur- und Artenschutz und dürfen nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden.

Südlich der Mülheimer Brücke ist das Rheinufer Landschaftsschutzgebiet, das der Naherholung dient. Musik, solange sie niemanden stört, ist erlaubt. Um Umweltverschmutzung vorzubeugen, raten die AWB, den Müll und insbesondere Glasflaschen wieder mit nach Hause zu nehmen oder in den unter anderem auch auf den Poller Wiesen und im Rheinpark bereitgestellten Müllcontainern zu entsorgen.

Grills müssen eine Mindesthöhe von 20 Zentimetern haben. Im Rheinpark ist das Grillen verboten, außer an den Stränden. Offenes Feuer ist überall verboten. (wes)

Generell seien diese Partys eine großes Problem für die Stadt. Wo die Grenze zwischen einem geselligen Abend mit Freunden und einer nicht genehmigten Party gezogen wird, ist nicht leicht zu definieren. Beim Ordnungsamt geht es vor allem um die Themen Umweltverschmutzung und Ruhestörung (siehe Infobox links). Einen „Run“ auf die Grünflächen verzeichnen auch die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) in Köln. Bei der „Picknick-Reinigung“ an Wochenenden und Feiertagen sind rund 40 AWB-Mitarbeiter auch an den Poller Wiesen und im Rheinpark unterwegs. Insgesamt fallen dabei täglich zwischen 20 und 50 Kubikmeter Müll an. „Das Rheinufer ist aber längst nicht so betroffen wie andere Parks und Grünflächen“, sagt ein Sprecher der AWB.

Als 1993 die erste „Pollerwiesen“-Party in Köln gefeiert wurde, waren die Probleme bereits dieselben. Am Rheinufer feierten Initiator Patrick Peiki und ein paar Hundert Mitstreiter vor dem Panorama der Kölner Skyline. Nicht nachts, sondern ab sonntagmittags. Boxen, ein Stromgenerator und ein DJ-Pult aus Holzplanken – mehr brauchte es zunächst nicht für die legendären Partys, die mit Mund-zu-Mund-Propaganda und Telefonkette bekannt gemacht wurden. Bis es oben genannte Probleme mit der Stadt gab.

2003 einigte man sich nach hitzigen Diskussionen im Rathaus: Seitdem finden die „Pollerwiesen“ mehrmals im Jahr mit rund 10 000 Besuchern im Jugendpark statt. Immer noch am Rhein, aber als gut organisierte Großveranstaltung. Aus einer illegalen Technoparty ist ein Unternehmen entstanden. „Das ist ganz organisch gewachsen“, sagt Mitveranstalter Michael Kastens. Weltbekannte DJs wie Paul Kalkbrenner, Ben Klock oder Marc Carolan legten schon auf der Rheinzunge auf, die sich nördlich vom Rheinpark erstreckt.

Sicherheit geht vor

Der Rhein selbst ist bei den sonntäglichen Partys – gefeiert wird nur bei schönem Wetter – im Bereich des Jugendparks mit Flatterband abgesperrt. Ein Boot des DLRG patrouilliert. „Wir müssen für die Sicherheit sorgen“, sagt Kastens. Der Strand ist jedoch offen. Getanzt wird barfuß im Sand. Letzte Veranstaltung in diesem Jahr: 7. August. „Diese Location ist in Köln schon einzigartig“, so der Veranstalter.

Auch auf dem Rhein funktionieret das Festival. Drei Mal im Jahr stechen die Techno-Freunde als „Pollerwiesen Boot“ auf der MS Rheinenergie in den Fluss – seit 13 Jahren ist die Party jedes Mal ausverkauft. Für Schlager und Techno mit viel Echo braucht es also keinen Club – die Rheinbrücken genügen.

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