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Palästina-Filmtage ziehen Kritik auf sich„Allianz gegen Antisemitismus Köln“ ruft zur Kundgebung vor dem Filmhaus auf

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Das Filmhaus in der Maybachstraße

Das Filmhaus in der Maybachstraße

Man vermisse die Anerkennung der israelischen Seite, heißt es von den Kritikern.

Die geplanten Palästina-Filmtage, die ab Samstag im Kölner Filmhaus stattfinden sollen, stoßen im Vorfeld auf scharfe Kritik. Die „Allianz gegen Antisemitismus Köln“ erklärte, es handele sich um ein „Filmfestival, das sich um Aufklärung bemüht, am eigenen Anspruch aber scheitert“. In einem Aufruf heißt es: „Wir vermissen die Anerkennung der israelischen Seite, so interessant uns die filmischen Diskussionsbeiträge erscheinen. So wirft das Filmprogramm, das vorgibt, die aktuelle Lage zu reflektieren, mehr Fragen auf, als es beantwortet.“ Man rufe daher zu einer Kundgebung am Samstag um 18.30 Uhr vor dem Filmhaus an der Maybachstraße auf.

Vom 13. bis 16. Januar zeigt das Filmhaus bei einer Sonderausgabe der Palästina-Filmtage mehrere Filme, die sich mit dem Nahost-Konflikt, der Situation in den Palästinensergebieten und dem Leben palästinensischer Menschen beschäftigen. Das Programm startet am Samstag um 19.30 Uhr mit einem Empfang des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Bethlehem. Die Filmtage legen laut Filmhaus-Geschäftsführerin Vera Schöpfer den „Fokus auf Verständigung und Dialog“. Laut Programm thematisiert etwa der Film „Narrow Bridge“, der als Deutschland-Premiere gezeigt wird, das Schicksal von vier Israelis und Palästinensern, die in dem Konflikt ein Kind verloren haben. Trotz heftigen Widerstands bauen sie eine Graswurzelbewegung auf und verwandeln ihre Trauer in „eine Brücke für Verständnis und Versöhnung“.

Ursprünglich hatte das Filmhaus die Filmtage bereits im Oktober samt einer Ausstellung mit Werken der deutsch-palästinensischen Künstlerin Halima Aziz durchführen wollen – kurz nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel. Nach massiver Kritik insbesondere an der Künstlerin verschob das Filmhaus die Veranstaltung auf Januar und änderte das Programm. Doch die Änderungen sind nach Ansicht der „Allianz gegen Antisemitismus“ keinesfalls ausreichend.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Köln hatte den Aufruf zu der Kundgebung verbreitet. Sie erklärte, die „Allianz gegen Antisemitismus“ habe sich im „Nachgang der breiten Israel-Solidaritätskundgebung am 5. November 2023 auf dem Roncalliplatz gebildet“. Ihr gehörten „Parteien und Organisationen an, die das Ziel eint, gegen Antisemitismus vorzugehen“.

Dass die Filmtage nach eigenen Worten den Fokus auf Verständigung und Dialog legen, kommentierte die Allianz mit den Worten: „Das ist schön gesagt, das Ergebnis bleibt aber unbefriedigend. (...) Nach dem präzedenzlosen Angriff von Hamas und Islamischem Jihad vom 7. Oktober ist eine in beide Richtungen gerichtete Forderung nach Dialog und gegenseitiger Anerkennung fragwürdig. In Israel gibt es viele Stimmen, die das Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser anerkennen. Auf palästinensischer Seite fehlen diese Stimmen in der überwiegenden Mehrheit. Das ist das politische Problem, vor dem wir stehen.“

Filmhaus-Geschäftsführerin Vera Schöpfer erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Natürlich hat jeder und jede das gute Recht, zu einer Israelsolidaritätskundgebung vor unserem Haus aufzurufen. Auch wir haben Mitgefühl für alle Jüdinnen und Juden, in Israel und weltweit. Die Filmtage werfen einen differenzierten Blick auf palästinensische Lebenswelten. Mit der Sonderausgabe wollen wir anhand der ausgewählten Filme auch die Möglichkeiten von Verständigung ausloten. Gerade jetzt dürfen wir darauf nicht verzichten, auch wenn es schwieriger geworden ist. Dazu laden wir auch die kritischen Stimmen ein, mit uns ins Gespräch zu kommen.“