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Kölner OB-WahlkampfSo lief die Diskussion um Mieten und Wohnungsbau in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Vorstellung der OB-Kandidierenden im Wallraf-Richartz-Museum: Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen) und Torsten Burmester (SPD)

Vorstellung der OB-Kandidierenden im Wallraf-Richartz-Museum: Markus Greitemann (CDU), Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen) und Torsten Burmester (SPD) 

Die drei Kölner OB-Kandidaten Berivan Aymaz (Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) stellen sich erstmals gemeinsam einer Podiumsdiskussion.

Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der aussichtsreichsten drei Kandidierenden für die Wahl zum Kölner OB-Amt in der Öffentlichkeit - und das gleich zu einem der drängendsten Probleme der Stadt. „Wohnen, Bauen und Stadtentwicklung – Herausforderungen und Perspektiven für Köln“ stand im Mittelpunkt des Kölner Wohngipfels, zu dem der Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen NRW (BFW), die Wohnungsbau Initiative Köln (WIK) und der Kölner Haus- und Grundstücksbesitzerverein von 1888 Berivan Aymaz von den Grünen, Torsten Burmester von der SPD und den Christdemokraten Markus Greitemann eingeladen hatten.

Wer allerdings die ganz harte politische Auseinandersetzung erwartet hatte, sah sich am Ende der rund anderthalbstündigen Veranstaltung eines Besseren belehrt: Zu nah lagen alle drei Kandidierenden in ihrer Einschätzung, das Problem des fehlenden Wohnraums, steigender Mieten und kaum noch finanzierbarer Träume vom Eigenheim unverzüglich angehen zu müssen. Allein über die Wege dahin gab es dann eine inhaltliche Debatte, die aber immer respektvoll blieb. 

Sorge um Zusammenhalt

Aymaz machte streng nach Alphabet den Anfang der Runde, sprach von einer dramatischen Entwicklung und legte ganz zu Anfang bereits den Finger in die vielleicht tiefste Wunde, die diese Entwicklung schon jetzt geschlagen habe: Das langsame, aber stetige Erudieren des Zusammenhalts in der Kölner Stadtgesellschaft. Sie erinnerte an ihre eigene Familiengeschichte, an ihre kurdischen Eltern, die vor vielen Jahren nach Köln kamen und hier eine neue Heimat gefunden hatten: „Diese Stadt hat uns damals so viele Möglichkeiten gegeben. Auch, weil meine Eltern damals die Mieten bezahlen konnten“, sagte sie.  

Sie warb für mehr Innenstadtverdichtung, zeigte sich später in der Runde aber auch aufgeschlossen, dort über den Regionalplan zu sprechen, wo es sinnvoll sei. „Aber ich habe Probleme damit, wenn wir alle sagen, die Stadt muss wachsen. Wir haben eine begrenzte Fläche, das müssen wir uns immer wieder vergegenwärtigen.“ Zudem vermisse sie in einem Plenum wie diesem Genossenschaften und Wohnungsbau-Initiativen besonders im Hinblick auf die Quartiersentwicklung. 

Wir müssen endlich unterschreiben, dass Köln eine wachsende Stadt ist.
Torsten Burmester

Burmester brachte aktuelle Beispiele aus dem Immobilienmarkt mit, 33 Quadratmeter in Deutz für 1150 Euro kalt oder Studierendenzimmer für 900 Euro. „Das Kölner Ratsbündnis hat gemeinsam mit der Stadt 6000 Wohnungen als Ziel pro Jahr ausgegeben und nie erreicht.“ Der Wohnungsmarkt sei ein Problem in vielen Städten, aber der Wohnungsbau in Köln noch einmal ein ganz spezielles. Er verwies auf den sogenannten „Hamburger Standard“ für effizientere Planungs- und Managementprozesse sowie schnellere Genehmigungen. 

Im Gegensatz zu Aymaz forderte Burmester ein klares Bekenntnis, dass Köln eine wachsende Stadt sei: „Das müssen wir endlich unterschreiben. Diese Stadt wächst. Und dieses Wachstum muss gestaltet werden“, so Burmester. Für ihn spielt das Thema Nachhaltigkeit nicht nur beim Klimaschutz ins Bauen hinein, sondern vor allem auch in der sozialen Frage: Wenn gut verdienende  Familien ins Umland zögen, weil sie ihre Miete nicht mehr zahlen können, habe dies weitreichende Konsequenzen. Nicht nur für den sozialen Frieden, sondern auch für den Wohlstand der Stadt selbst. „Wir müssen beim Bauen Genehmigungshauptstadt von Deutschland werden“, forderte er. 

Chancen verstreichen lassen

Beim Wachstum der Stadt war Burmester ganz beim Dritten im Bunde, dem aktuellen Baudezernenten Markus Greitemann. Und er räumte, selbst zentraler Teil des Kölner Ratsbündnisses, Versäumnisse der Stadt beim Regionalplan ein: „Wir hätten weitaus mehr ausweisen müssen, haben die Chance verstreichen lassen“, sagte er. Er will die kürzlich geschaffene Wohnbauleitstelle direkt beim OB-Amt ansiedeln: Zur Not auch, um bei strittigen Themen „overrulen“ zu können - sprich, sie auch gegen Widerstände durchzusetzen. „Wir sind in einer Situation, die schnell gelöst werden muss. Das heißt, dass man dann auch Kompetenzen an sich zieht.“ 

Über den Abbau kommunaler Vorgaben beim Bauen waren sich eigentlich alle Kandidierenden einig. Greitemann hat hier insbesondere die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Bauvorhaben im Blick: „Die Beteiligungsverfahren sind meiner Ansicht nach über die Grenzen hinaus. Die müssen eingedampft werden“, sagt der Baudezernent. Er möchte feste Ansprechpartner für alle großen Bauvorhaben installieren, die sich wiederum ihrerseits mit der Leitstelle kurzschließen „und nicht von Pontius nach Pilatus laufen“. 

Erste Abstimmungsrunde eindeutig

Nach weiteren Nachfragen von Anton Bausinger (Haus und Grund), Petra Edelbluth (WIK) und Elisabeth Gendziorra (BFW) gab es dann zum Abschluss noch eine Abstimmung, wer mit seinem Auftritt bei den Gästen am besten ankam. Das war an diesem Abend mit deutlichem Baudezernent Markus Greitemann vor Beriavan Aymaz, Torsten Burmester überzeugte die wenigsten. Aber es war nur der Auftakt und ein erstes Stimmungsbild - gewählt wird erst im Herbst.