Um ein Haar wären im Hochhaus an der Kapuzinerstraße 12 Strom und Wasser abgestellt worden. Und die Anwohnerinnen und Anwohner konnten nichts dafür.
„Wir hätten nicht gewusst, wo wir hinsollten“Krimi in Weidenpesch – Hausbewohner hätten beinahe ohne Strom und Wasser dagestanden
Fast zwei Wochen ist die Hausgemeinschaft an der Kapuzinerstraße 12 durch die Hölle gegangen. Eine Zeit des Hoffens und Bangens – bangen darum, ob die Rhein-Energie ihrer Ankündigung, Strom und Wasser zu sperren, Taten folgen lässt, sowie das Hoffen darauf, dass es doch nicht dazu kommt. „Das wäre eine Katastrophe für uns gewesen“, sind sich die zwölf Nachbarn aus dem Haus beim Termin mit dieser Zeitung einig. „Bei uns wohnen Leute, die im Home-Office arbeiten, die im Seniorenalter sind und mit Behinderung leben, sowie Pflegefälle. Wir hätten nicht gewusst, wo wir hinsollten.“
Das Hochhaus Kapuzinerstraße 12 mit 30 Wohneinheiten ist Teil der Wohnanlage zwischen Kapuzinerstraße, Jesuitengasse, Am Tetzerkamp / An den Kreutzmorgen und der Neusser Straße. Unter den Hochhäusern des Ensembles, zu dem entlang der Kapuzinerstraße auch Ladenlokale im Erdgeschoss gehören, ist es das kleinste. Andere Häuser auf dem Areal waren dem Anschein nach nicht von der Sperrungsandrohung betroffen.
Tagelanges Hin und Her um Zahlung für Hochhaus in Weidenpesch
Am 23. Oktober erreichte diejenigen Mietparteien im Haus, die ihren Stromvertrag bei der Rhein-Energie haben, das Schreiben des Versorgers, das sie über die beabsichtigte Sperrung informierte. Diese sei deshalb geplant, weil „der Vermieter bzw. der Vertragspartner für das Objekt die vertraglichen Verpflichtungen für die Kosten der Allgemeinversorgung seit einiger Zeit nicht einhält“. Deshalb werde man, sollte bis dahin immer noch kein Zahlungseingang erfolgt sein, Strom und Wasser ab Montag, 6. November, sperren. Die Mieter wurden im Brief gebeten, auf ihre Hausverwaltung einzuwirken, so dass es nicht zur Versorgungs-Unterbrechung komme.
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Und das taten sie auch: Mit mehreren Anrufen, und sogar einem persönlichen Besuch in der Niederlassung des bundesweit tätigen Verwalters Reanovo im Kölner Westen machte die Bewohnerschaft Druck. Nach einigem Hin und Her – die Hausverwaltung sagte den Bewohnern, der Betrag sei überwiesen, während die Rhein-Energie dies dementierte – kam am Donnerstagnachmittag die (vorläufige) Entwarnung: Der geschuldete Betrag, dem Vernehmen nach aus einer kurz vor der Verjährung stehenden Jahres-Abschlussrechnung, sei eingegangen, die angedrohte Sperrung somit gegenstandslos.
„Für uns ist eine solche Sperrung das alleräußerste Mittel, wenn sämtliche anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, betont Rhein-Energie-Sprecher Christoph Preuß. „Wir machen uns solch einen Schritt wahrlich nicht leicht, weil wir wissen, welche Auswirkungen dieser hat.“ Die Mietparteien habe an der misslichen Lage überhaupt keine Schuld getroffen. Umso erleichterter sei man, dass der Schritt abgewendet worden sei.
Zahlreiche Mängel in der Wohnanlage in Köln-Weidenpesch
Beim Treffen mit der Hausgemeinschaft in der Garage des Objekts herrscht zwar Erleichterung, nicht ab der nächsten Woche im Dunkeln und auf dem Trockenen sitzen zu müssen. „Wir haben aber Angst, dass sich das Schauspiel im nächsten Jahr wiederholt“, heißt es aus der Runde. Auch abseits des aktuellen Falls sind die Menschen sehr unzufrieden mit der Verwalter-Leistung: So würden Reparaturen nicht oder nur sehr schleppend geleistet und allgemein, wenn überhaupt, nur das Nötigste im Haus gemacht. In der Garage läuft an einigen Stellen Wasser durch die Wand, auf dem Boden haben sich an mehreren Stellen Pfützen gebildet.
„Die Mängelliste hier ist extrem lang“, zählt ein Nachbar auf. „Sie reicht von Wasserschäden über Heizungsausfälle, Rohrverstopfungen bis zu einer nur oberflächlichen Beseitigung von Schäden.“ Auch die Klingel-Anlage spiele häufig verrückt – dann läute es in den falschen Wohnungen, oder überhaupt nicht. Eine Nachbarin warte seit Monaten auf die Genehmigung für einen barrierefreien Umbau ihres Badezimmers. Um 2020 herum sei der Hausverwaltung gekündigt worden und die Leistungen an die Berliner Firma Optima vergeben worden; Anfang 2022 kaufte Reanovo die Optima jedoch auf. Trotz mehrmaliger Versuche war die Hausverwaltung nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.