Die Instandsetzung der gesperrten Hafenbrücke in Köln-Niehl soll in einigen Wochen beendet sein.
Nach UnfallschadenGesperrte Brücke in Köln-Niehl bald wieder geöffnet

Florian Moldenhauer von SEH Reconstruction zeigt die Zugstangen (schwarz) und Hilfskonstruktion (rot) für die Demontage der beschädigten Teile der Niehler Hafenbrücke.
Copyright: Meike Böschemeyer
Gute Nachricht für viele Menschen im Kölner Norden: Die seit 15 Monaten gesperrte Brücke an der Einfahrt zum Niehler Hafen soll Fußgängern und Radfahrern bald wieder zur Verfügung stehen. Die Instandsetzungsarbeiten an der bei einem Unfall beschädigten Brücke kommen gut voran und sollen in Kürze abgeschlossen werden. „Wir gehen davon aus, dass wir die Brücke nach Karneval wieder öffnen können“, sagt Sonja Rode, Leiterin des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Aschermittwoch ist der 5. März, das ist in fünf Wochen. Möglicherweise klappt es mit der Öffnung sogar etwas früher, in einer Mitteilung nennt die Stadt Februar als Ziel.
Wie berichtet, war die Hafenbrücke für den Fuß- und Radverkehr am 18. Oktober 2023 durch ein Binnenschiff so schwer beschädigt worden, dass sie wegen Einsturzgefahr sofort gesperrt werden musste. Damit fiel ein bei Spaziergängern, Radfahrern, Joggern und Hundehaltern beliebter Zugang zum Rhein von einem Tag auf den anderen ersatzlos weg. Wer das beliebte Naherholungsgebiet mit dem Cranachwäldchen erreichen wollte, musste fortan einen langen Umweg um den gesamten Niehler Hafen machen. Auch die internationale Veloroute für Fahrradtouristen entlang des Rheins war unterbrochen.
Köln: Bei Schiffsunfall beschädigte Brücke ab März wieder geöffnet
Bei dem Aufprall waren der Hauptlängsträger und vier Hänger der Stahlkonstruktion außergewöhnlich stark verformt worden. Verursacht hatte den Schaden die Crew eines Schiffsführer aus den Niederlanden, der im Niehler Hafen ein Auto an Land setzen wollte. Weil der bordeigene Kran schon vor der Einfahrt in den Hafen ausgefahren wurde, prallte der Kranausleger gegen die Brücke, riss ab und fiel in das Hafenbecken.
Im Rahmen einer Notsicherungsmaßnahme ließ die Stadt Verstärkungen an die Brücke anschweißen, damit die Zufahrt für Binnenschiffe in den Hafen offen bleiben konnte. Die Schäden waren so groß, dass die Stadt zwischenzeitlich davon ausging, die 220 Tonnen schwere und 98 Meter lange Stabbogenbrücke aus dem Jahr 1986 müsse abgerissen und neu gebaut werden. Doch dann ergaben vertiefte statische Untersuchungen, dass sich die verformten Bauteile an Ort und Stelle ersetzen lassen.

Ein großes Gerüst musste für die Arbeiten an der Hafenbrücke montiert werden.
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Dazu wurde im November an der Brücke zunächst ein Gerüst montiert. Danach musste eine Hilfskonstruktion aus roten Stahlträgern errichtet werden, um die Statik der Brücke während der Demontage der beschädigten Teile zu gewährleisten. Dafür wurden außerdem noch unterarmdicke Zugstangen aus Stahl eingebaut, die die Zugkräfte der Brücke aufnehmen, sobald der Hauptlängsträger durchtrennt wird. „Das ist der heikelste Moment“, erläutert Florian Moldenhauer, Geschäftsführer der ausführenden Firma SEH Reconstruction, die zum französischen Eiffage-Konzern gehört. „Erst in dem Augenblick, wenn der alte Träger durchtrennt wird, wissen wir, ob unsere Berechnungen richtig waren. Bei so stark deformierten Bauteilen wie an dieser Brücke weiß man nie, was da für Spannungen im Bauwerk vorherrschen. Das ist recht schwer zu bewerten.“
Stadt Köln streitet mit Versicherer vor Gericht um Kostenübernahme
Am Montagmittag war es so weit. Mit Schweißbrennern trennten Arbeiter die beschädigten Teile des Hauptlängsträgers heraus. „Hat alles super funktioniert. Es gab nur eine minimale Bewegung in der Brücke“, berichtet Moldenhauer auf der Baustelle. Der Rest seit jetzt „mehr oder weniger Routine“. Insgesamt wird ein 2,65 Tonnen schwerer und 17 Meter langer Abschnitt des Hauptlängsträgers herausgetrennt, abtransportiert und durch zwei neue Elemente ersetzt. Vier bei dem Unfall beschädigte Hänger sind bereits ausgetauscht.

Mit dem Schweißbrenner wird der beschädigte Brückenträger zerteilt.
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„Der Hänger, der am am stärksten nach innen geknickt war hatte eine Auslenkung von 66 Zentimetern. Das ist wahnsinnig viel“, betont Rode. Sie sei sehr froh, dass die Brücke vor Ort instandgesetzt werden könne. Das sei zwar technisch anspruchsvoll, aber „wesentlich materialsparender. Von 220 Tonnen Stahl lassen wir rund drei Tonnen austauschen.“
Voraussichtlich bis Ende dieser Woche sollen alle beschädigten Teile ersetzt sein, so Moldenhauer. Dann sei der Korrosionsschutz dran, dafür brauche man trockenes Wetter. Danach werden die dicken Bohlen aus Bongossi-Holz wieder montiert. Einige weisen altersbedingte Witterungsschäden auf und müssen ersetzt werden. Langfristig sei aber ohnehin ein anderer Brückenbelag aus Platten geplant, so Rode.
Die Instandsetzung soll rund 1,6 Millionen Euro kosten. Ob die Unfallversicherung des Schadenverursachers in vollem Umfang dafür haftet, muss vor Gericht geklärt werden. Die Stadt Köln hat Klage beim Rheinschifffahrtsgericht in Duisburg eingereicht, weil der Versicherer auf Kontaktversuche nach dem Unfall nicht reagierte.