Die bei einem Schiffsunfall schwer beschädigte Fußgängerbrücke über die Einfahrt zum Niehler Hafen muss abgerissen und neu gebaut werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten im Auftrag der Stadt.
Neubau erforderlichBrücke am Niehler Hafen muss abgerissen werden
Es hat sich schon länger abgezeichnet, nun ist es Gewissheit. Die Brücke für den Fuß- und Radverkehr am Niehler Hafen kann nicht mehr repariert werden und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Das hat die Stadt Köln auf Anfrage der Rundschau bestätigt. Damit fällt diese wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer im Kölner Norden noch für lange Zeit aus. Auch eine provisorische Wiederinbetriebnahme der Brücke ist vom Tisch. Sie wäre laut Stadt unwirtschaftlich und „nicht alltagstauglich“.
Seit mehr als einem halben Jahr ist die Brücke gesperrt. Seitdem müssen Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer, Hundebesitzer und Erholungssuchende, die zum Rheinufer wollen, weite Umwege durch den Niehler Hafen in Kauf nehmen (siehe Grafik). Am 18. Oktober hatte ein in den Niederlanden registrierter Frachter das Bauwerk am Niehler Hafen gerammt und stark verformt. Das Schiff hatte während der Einfahrt in den Hafen den bordeigenen Kran ausgefahren, mit dem man einen Pkw an Land setzen wollte. Mit dem Kran prallte der Frachter gegen die Brücke, verformte den Längsträger erheblich und knickte mehrere Hänger. Der Kapitän musste ein Bußgeld in Höhe von 55 Euro bezahlen.
In der Folge empfahl ein Prüfstatiker die sofortige Sperrung der Brücke. In einer Notinstandsetzung wurden Stahlteile eingeschweißt, um einen Einsturz der Brücke zu verhindern und den Wasserweg für die ein- und ausfahrenden Schiffe zu sichern. Die Stadt beauftragte ein „einschlägig erfahrenes, renommiertes Ingenieurbüro“, ein Gutachten zu erstellen. Das liegt inzwischen vor. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Gutachten: Brücke „außergewöhnlich stark beschädigt und verformt“
Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, wurden für das Gutachten „im Dezember und Januar weitere Untersuchungen und Vermessungen am Bauwerk durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen auf, dass das Bauwerk außergewöhnlich stark beschädigt und verformt ist.“ Die Stadt erklärt: „Eine provisorische Wiederinbetriebnahme der Brücke wäre nach Einschätzung des Gutachters und auch des begleitenden Prüfstatikers nur unter Einhaltung weitgehender und kostenträchtiger Auflagen denkbar.“ Dazu gehören der Austausch beschädigter Bauteile, Verstärkungsmaßnahmen am Hauptträger, die Reduzierung der Belastungen durch die Nutzer auf ein sehr geringes Maß und die Befristung der provisorischen Nutzung auf maximal ein Jahr.
Fazit der Stadt: „Die Bewertung dieser Aspekte durch die Verwaltung zeigt auf, dass mit einem außerordentlich großen Aufwand nur eine befristete, nicht alltagstaugliche Querung auf einer etwa ein Meter breiten Trasse möglich wäre. Ein Begegnungsverkehr beziehungsweise ein höheres Verkehrsaufkommen erscheint damit nicht sicher abwickelbar. Von einer Wiederinbetriebnahme wird daher abgesehen.“
Neubau soll in zwei Jahren fertig sein
Es soll aber möglichst rasch Ersatz geschaffen werden. Aus Sicht der Verwaltung sei „ein schnellstmöglicher Neubau der Brücke erforderlich“, betont die Stadt. Sie verweist auf die „Bedeutung des Verkehrsweges als überregionaler Radweg des Rheintourismus und der regionalen Erschließung“, beispielsweise als Radpendlerroute zu den Ford-Werken, sowie die Bedeutung der Brücke für Anwohner, die das Rheinufer erreichen wollen. „Unabhängig von einer erforderlichen Schadensregulierung mit dem Schiffseigner werden daher derzeit die Optionen einer Vorfinanzierung und beschleunigten Vergabe des Brückenneubaus geprüft. Ziel der Verwaltung ist es, den Verkehrsweg in etwa zwei Jahren mit einem neuen Bauwerk zu eröffnen.“
Ob dieser Zeitplan realistisch ist, bleibt abzuwarten. Anwohner fordern, dass die Stadt eine Fährverbindung vom Niehler Damm zu den Rheinauen am Molenkopf einrichten soll. Die Stadt steht diesen Plänen jedoch kritisch gegenüber.