Die wichtige Verbindung im Kölner Norden ist seit neun Monaten gesperrt. Jetzt gibt es einen Plan für die Instandsetzung.
Nach SchiffsunfallBrücke am Hafen in Köln-Niehl kann doch repariert werden
Gute Nachricht für Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer, Hundebesitzer und Erholungssuchende im Kölner Norden: Die seit 18. Oktober gesperrte Brücke für den Fuß- und Radverkehr an der Einfahrt zum Niehler Hafen muss nun doch nicht abgerissen und komplett neu gebaut werden. Neue Untersuchungen haben ergeben, dass sie repariert werden kann. Allerdings gibt es Streit mit der Versicherung des Unfallverursachers über die Übernahme der Kosten.
Ein Schiffsführer aus den Niederlanden hatte das Bauwerk am 18. Oktober mit seinem Frachter gerammt und stark verformt. Bei der Fahrt in den Hafen wurde ein an Bord befindlicher Kran zu früh ausgefahren und prallte gegen die Brücke. Das verursachte schwerwiegende strukturelle Schäden an Haupttragelementen des Bauwerks. Die Brücke musste notgesichert werden, um einen Einsturz zu verhindern und die Hafeneinfahrt freihalten zu können.
Am Montag teilte die Stadt Köln mit: „Erste Überlegungen gingen davon aus, dass der Überbau der Brücke aufgrund der außergewöhnlich starken Beschädigungen und Verformungen der Träger und Abhänger komplett erneuert werden muss. Vertiefte gutachterliche statische Betrachtungen haben ergeben, dass entgegen ursprünglichen Annahmen die durch den Anprall beschädigten Bauteile im eingebauten Zustand auszutauschen sind.“
Brücke könnte im Frühjahr 2025 wieder nutzbar sein
Damit ist das bisherige Szenario von Abriss und Neubau samt einjähriger Sperrung der Verbindung vom Tisch. Nach Angaben der Stadt soll die Instandsetzung der Brücke „etwa zwölf Wochen“ dauern, die Arbeiten sollen im vierten Quartal 2024 beginnen. Bleibt es bei diesem Plan, könnte die sanierte Brücke im Frühjahr 2025 wieder für den Fuß- und Radverkehr geöffnet werden. Zurzeit müssen Fußgänger und Radfahrer, die hier zum Rheinufer wollen, weite Umwege um den Niehler Hafen herum in Kauf nehmen (siehe Grafik).
Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich laut Stadt auf rund 1.575.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Der Verkehrsausschuss soll die Instandsetzung am 10. September beschließen, am 19. September berät die Bezirksvertretung Nippes darüber.
Grundlage der Entscheidung ist ein Gutachten des Düsseldorfer Ingenieurbüros Grassl vom 24. Juli. Es umfasst eine Schadensanalyse und skizziert drei mögliche Lösungen zur Schadensbehebung: Erstens ein Austausch der beschädigten Stahlteile an Ort und Stelle unter laufendem Betrieb der Hafenzufahrt. Zweitens ein Austausch der beschädigten Teile, nachdem die Brücke aus den Lagern gehoben und zu einem Montageplatz transportiert wurde. Drittens ein Ersatzneubau. Das städtische Brückenamt plädiert für die erste Variante, in der Beschlussvorlage heißt es: „Die technische Vorgehensweise ist ambitioniert, bringt aus Sicht der Verwaltung aber enorme Vorteile in der Bauzeit und den Baukosten mit sich.“
Stadt verklagte Versicherung des Unfallverursachers
Außerdem sei „diese Vorgehensweise auch in Anbetracht der bisher noch nicht sicheren Höhe des Schadensersatzes empfehlenswert“. Denn die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers will offenbar nicht zahlen. Die Stadt Köln hat deshalb bereits Klage eingereicht. Wörtlich heißt es in der Beschlussvorlage: „Die bisherigen, weitgehend fruchtlosen Kontaktversuche mit dem Unfallverursacher bzw. der zuständigen Versicherung haben bereits dazu geführt, dass die Beauftragung einer Rechtsanwaltskanzlei und eine Klageeinreichung zur Betreibung der bisher entstandenen Schadenssumme (z. B. Notmaßnahmen) erforderlich wurden. Insofern ist auch aus Gründen der Schadensminimierungspflicht und der sparsamen Verwendung der städtischen Haushaltsmittel eine Instandsetzung sinnvoll.“
Die Arbeiten sollen an einen Totalunternehmer „mit einschlägiger Erfahrung“ vergeben werden, der die Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie die komplette Bauausführung übernimmt. Die Langlebigkeit des Bauwerks soll durch eine begleitende Qualitätssicherung in Bezug auf den Korrosionsschutz sichergestellt werden. Das Brückenamt betont, die Arbeiten müssten schnellstmöglich begonnen und bis Ende 2024 umgesetzt werden. Grund: Der Notinstandsetzung werde „eine Lebensdauer von bis zu zwölf Monaten zugeschrieben“. Neun davon sind bereits vorbei.