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Neues KonzeptLange Nacht der Kirchen in Köln mit Hip-Hop, Bar, Bier und Schwarzlicht

Lesezeit 3 Minuten

Stimmungsvoll beleuchtet war die romanische Kirche St. Maria im Kapitol bei der „Langen Nacht“.

Köln – Chillen wie in einer Clublounge und dabei zu coolen Sounds eigenen Gedanken nachhängen, oder im Dunkeln verborgene Symbole aufspüren – eine Fülle neuer Erfahrungen bot die „Lange Nacht der Kirchen 2022“ am Freitag. Die Seelsorge mit Unterhaltungswert spendete Trost und gab Antworten in den gegenwärtigen existenziellen Krisen Krieg und Pandemie.

Köln: Botschaften von Liebe und Frieden im Hip-Hop-Style

So nahe wie nirgendwo sonst kamen sich ein Gotteshaus und ein Party-Hotspot am Brüsseler Platz. „You are welcome – Komm doch mal rein“ verkündete ein Plakat locker am Eingang von St. Michael. Dennoch dauerte es eine Weile, bis Nachtschwärmer merkten, dass der rote Teppich für sie ausgerollt war. Und dass es sogar klar ging, mit Bierflasche in der Hand einzutreten, dass hier kein Türsteher nach Impfausweisen fragte oder Verhaltensregeln ausgab.

Botschaften von Liebe und Frieden brachte der Hip-Hop rüber, den DJs am elektronischen Pult mixten. Nur ein bisschen stiller war es als in Clubs, damit Luft blieb, die Resonanzen in sich selbst zu hören. Wer Gesprächsbedarf hatte, fand an einer kleinen Bar Menschen, die ein offenes Ohr haben.

Religionsgemeinschaften gegen Rassismus

Die Katholische Kirchengemeinschaft Köln-Mitte und der Katholikenausschuss der Stadt Köln haben gestern Vertreter der buddhistischen, jüdischen oder türkisch-islamischen Gemeinden in der Heiligen Messe in St. Aposteln empfangen. Im Zuge der internationalen UN-Wochen gegen Rassismus laden verschiedene Religionsgemeinschaften sich zu ihren Feiern ein. Damit wollen sie ein gemeinsames Zeichen setzen, dass Rassismus und Gewalt mit religiösen Werten nicht vereinbar sind.

Wenige hundert Meter vom Stadtgarten, wo sich an dem milden Frühlingsabend Menschenmassen versammelten, schuf die Christuskirche einen Raum für Meditation. DJs legten in diesem „Urban Silent Retreat“ (urbanen stillen Rückzugsraum) Popmusik von Vinylplatten auf, die gelegentlich nostalgisch knisterten. Das alte Säulenportal war rot angestrahlt, der Innenraum in Rot getaucht. Eintretende fanden rings um die kerzenbestandene Mitte Sitzkissen oder Stühle. Kaum Platz genommen, stellte sich Entspannung ein.

Als in St. Andreas die Lucernariums-Feier „Du Licht vom Lichte“ bereits begonnen hatte, traten später Kommende etwas zögerlich ein. Doch das Konzept der Langen Nacht der Kirchen sieht ein Kommen, Bleiben und Gehen nach eigenen Bedürfnissen vor. Unzählige Kerzen erhellten die romanische Kirche in Bahnhofsnähe, schmückten den Altar, vor dem Weihrauch aufstieg, und flackerten in den Händen von Besuchern. Orgelmusik und Gesänge schufen andächtige Atmosphäre.

Lange Nacht der Kirchen: Schwarzlicht macht Bilder an Fenstern sichtbar

Die Fürbitten sprach Pfarrvikar Christoph Wekenborg „besonders für die Menschen in der Ukraine, die vom Krieg überzogen werden, und für die Soldaten auf ukrainischer und russischer Seite“. Der Dominikanerpater bat ebenso für alle, die unter der Pandemie leiden, und mit den Worten „Stärke sie in ihrem Aufstand für diese Welt“ für Fridays for Future.

In St. Johannes in Deutz, der einzigen teilnehmenden Kirche im Rechtsrheinischen, bezog die Idee von Pfarrerin Susanne Marie Koschmider und Küster Andreas Braun Familien ein. Farbige Klebestreifen zeichneten im Kirchenraum Motive aus dem Johannes-Evangelium von den Fenstern nach. Aber nur der Schein von Schwarzlichttaschenlampen machte sie sichtbar.

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„In der ersten Stunde haben wir 40 Besucher gezählt, darunter 14 Kinder“, erzählte die Pfarrerin. Viele nahmen die Einladung an, mit Leuchtstift auf Karten niederzuschreiben, was sie beschäftigt. Gedanken wie „Stoppt Putin“, „Alle wünschen sich sehnlichst Frieden“ und einige kindliche Schimpfnamen für den russischen Präsidenten hinterließen die Besucher.