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Neue WeichenGleise im Kölner Hauptbahnhof wegen Bauarbeiten gesperrt

Lesezeit 4 Minuten
In der Einfahrt zum Kölner Hauptbahnhof stehen mit Schotter beladene Güterwagen.

Mit Schotter beladene Güterwagen stehen für Gleisarbeiten im Kölner Hauptbahnhof bereit.

„Heavy Metal“ am Kölner Hauptbahnhof: Die Deutsche Bahn lässt hier seit Montag 50 Meter lange XXL-Weichen einbauen. Für die Fahrgäste kommt es durch die Gleisbauarbeiten zu Einschränkungen.

Das Kölner Nadelöhr bekommt eine Frischzellenkur: Die beiden Bahnhöfe links und rechts der Hohenzollernbrücke, Köln Messe/Deutz und Köln Hauptbahnhof, die zu den meistbefahrenen der Republik gehören, werden zurzeit mit großem Aufwand ertüchtigt. Mehr als 1300 Züge fahren täglich hier durch.

Damit der Betrieb künftig effizienter und reibungsloser läuft, investiert die Bahn in digitale Steuerungstechnik und baut ein neues Elektronisches Stellwerk (ESTW). Es ersetzt die alte Relais-Technik von 1975, mit der bis heute der Zugbetrieb im Hauptbahnhof gesteuert wird (die Rundschau berichtete). Parallel werden im Bereich Hauptbahnhof und Messe/Deutz im Rahmen der normalen Instandhaltung zehn Weichen ersetzt, die aus den 1990er-Jahren stammen, also rund 30 Jahre auf dem Buckel haben.

Gleise im Hauptbahnhof gesperrt

Den Reisenden bot sich am Dienstag ein ungewohnter Blick am Hauptbahnhof. Statt Schnellzügen bei der Ein- und Ausfahrt konnten sie auf Gleis 3 lediglich mit Schotter beladene Güterwagen sehen, die Material für die Gleisbauarbeiten anlieferten. Rund 2200 Tonnen Schotter müssen insgesamt in den beiden Bahnhöfen ausgetauscht werden. Für die Weichenerneuerung, die bis Freitag, 14. Juli, dauert, gibt die Bahn 3,3 Millionen Euro aus.

Anzeigetafeln im Kölner Hauptbahnhof zeigen Gleissperrungen an.

Während der Arbeiten müssen Gleise im Hauptbahnhof gesperrt werden.

Eine besondere Herausforderung für die Gleisbau-Experten stellt das Arbeiten auf engstem Raum zwischen dem Hauptbahnhof und der Hohenzollernbrücke dar. Die XXL-Weichen, die teils mehr als 50 Meter lang sind, liegen unmittelbar nebeneinander. Sie müssen vor Ort zertrennt und abtransportiert werden, danach werden die neuen Weichenteile eingesetzt und verschweißt. Während der Arbeiten müssen mehrere Gleise auf der Hohenzollernbrücke und im Hauptbahnhof gesperrt werden (aktuell sind es dort die Gleise 1 bis 3).

Schienenteile und Schotter liegen bei Bauarbeiten an der Einfahrt in den Kölner Hauptbahnhof.

An der Einfahrt in den Kölner Hauptbahnhof werden Weichen erneuert.

Auch nachts wird an den Weichen gearbeitet, damit die Erneuerung pünktlich am 14. Juli abgeschlossen werden kann. Denn danach stehen weitere Bauarbeiten an. Vom 14. bis 28. Juli verlegt die Bahn zwischen Köln Hauptbahnhof und Hürth-Kalscheuren neue Kabel für die elektronische Signalsteuerung, was umfangreiche Tiefbauarbeiten erfordert. Auf einer Länge von zehn Kilometern werden eine Kabeltrasse, eine Rohrtrasse sowie Schächte und Querungen errichtet. Auch das führt zu Beeinträchtigungen für die Fahrgäste (siehe Infotext).

Elektronisches Stellwerk startet 2024

Ende 2024 soll das Elektronische Stellwerk „Linker Rhein“ in Betrieb gehen. Bis dahin müssen noch 375 Kilometer Kabel verlegt, knapp 130 neue Signale errichtet sowie einige Weichenheizungen gebaut werden. Die zum selben Zeitpunkt geplante Inbetriebnahme des „ESTW Köln Hauptbahnhof“ hat die Bahn um ein Jahr auf Ende 2025 verschoben. Auf Anfrage erklärte Dirk Pohlmann, Sprecher der Deutschen Bahn in NRW: „Wir haben uns entschieden, die Inbetriebnahme ‚ESTW Linker Rhein‘, die Ende 2024 erfolgt, von ‚ESTW Köln Hbf‘ zu trennen, die jetzt Ende 2025 erfolgt. Dies ist bewusst erfolgt, um die beiden großen Stellwerke nicht gleichzeitig in Betrieb nehmen zu müssen und die Komplexität herauszunehmen“.

Die Kabel- und Signalarbeiten finden zu einem großen Teil in nächtlichen Sperrpausen statt, um die Auswirkungen für die Fahrgäste gering zu halten. Insgesamt investiert die Bahn rund 160 Millionen Euro in das Projekt. Mit den neuen Stellwerken sollen die Kapazität und Flexibilität im hochbelasteten Bahnknoten Köln zunehmen, zugleich soll die Störanfälligkeit abnehmen. „Die elektronischen Stellwerke bilden letztlich die Grundlage für die Digitalisierung der Schiene in Deutschland“, so Pohlmann.


Einschränkungen für Bahnreisende

Bis zum 14. Juli kommt es für Reisende im Fernverkehr zu Halt- und Zugausfällen am Kölner Hauptbahnhof. Ersatzweise halten die Züge im Bahnhof Deutz beziehungsweise in Ehrenfeld. Einige Fernzüge fallen zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Köln und Solingen aus. Die meisten Züge zwischen Köln und Koblenz werden über die rechte Rheinseite umgeleitet, daher entfallen Halte in Bonn, Remagen und Andernach. IC/EC-Züge halten ersatzweise in Bonn-Beuel.

Vom 14. bis 28. Juli entfallen bei Zügen, die zwischen Bonn und Berlin verkehren, die Fahrten zwischen Bonn und Köln. Fernzüge zwischen Köln und Koblenz werden weiterhin über die rechte Rheinseite umgeleitet, es entfallen die Halte in Köln Hbf, Bonn Hbf, Remagen und Andernach. Ersatzweise halten die Züge in Deutz, die IC/EC-Züge zudem in Bonn-Beuel. Die Fahrtzeit verlängert sich um rund 10 Minuten. Alle Änderungen sind nach Angaben der Bahn in ihrem Auskunft- und Buchungssystem eingearbeitet. (fu)