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KVB-Chefin sieht „Nachholbedarf““ So wollen Kölns Verkehrsbetriebe besser werden

Lesezeit 4 Minuten

Fahrgastansturm in der U-Bahn an der Haltestelle Breslauer Platz. (Archivfoto)

Köln – Innovation und KVB: Zwei Begriffe, die selten zusammen gedacht werden. Wie ein neues Team in dem Betrieb das ändern soll, darüber sprach Ingo Schmitz mit KVB-Chefin Stefanie Haaks.

In einer Zukunftswerkstatt arbeitet nun ein Kreativteam an Innovationen für die Kölner Verkehrs-Betriebe. Mangelt es bei der KVB an Kreativität?

Wir haben da keinen Nachholbedarf. Wir arbeiten bei der KVB schon sehr innovativ, doch das dringt leider nicht immer so nach außen, wie wir uns das wünschen. Dennoch ist so ein Team für uns wichtig: Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran, Arbeitsgebiete greifen zunehmend ineinander. Da wird es immer wichtiger zu verhindern, dass in voneinander getrennten Arbeitsbereichen unwissentlich parallel an ähnlichen Aufgaben gearbeitet wird. Das wollen wir besser bündeln und vom Vorstand aus im Blick behalten.

Das bedeutet, das neue Team ist Ihnen direkt unterstellt.

Die Zukunftswerkstatt arbeitet direkt dem Vorstand zu, sozusagen als Stabsstelle. Aber natürlich können sich die Bereichsleiter mit Fragen auch direkt an die Mitglieder der Zukunftswerkstatt wenden.

Wo sehen Sie die Gefahr, dass KVB-Teams unwissentlich gleichzeitig an einem Problem arbeiten?

Da kann ich Ihnen ein Beispiel aus meiner Zeit Vergangenheit bei einem anderen Verkehrsunternehmen nennen. Dort hatten die Busse einen Knopf, den Kunden abends drücken konnten, wenn sie sich ein Taxi zur Endhaltestelle bestellen wollten. Diese Knopf funktionierte aber nicht mehr verlässlich.

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KVB-Chefin Stefanie Haaks sieht „Nachholbedarf“. Ein Zukunftsteam soll die Verkehrsbetriebe besser machen.

In der Werkstatt wurde überlegt, wie man ihn reparieren könnte. Parallel dazu suchten die Kolleginnen und Kollegen im zuständigen Betriebsbereich eine pragmatische Lösung: Sie schlugen vor, das Signal auf den Fahrer/die Fahrerin umzuleiten, damit diese Person die Leitstelle um einen Taxiruf bittet. Gleichzeitig stellte das Marketing Überlegungen an, ob nicht eine Lösung in der Kunden-App integriert werden kann. Ich war damals auch für die IT zuständig und hatte auf einmal drei Projektanträge auf dem Tisch liegen mit ein und demselben Ziel.

Und so wird heute noch bei der KVB gearbeitet?

Nein, generell hat sich das Vorgehen in solchen Fällen schon wesentlich gewandelt. Ich würde sogar sagen, die KVB ist da schon deutlich weiter als Verkehrsbetriebe in manch anderen Städten. Wir denken schon seit vielen Jahren sehr vernetzt.

Nichtsdestotrotz gibt es auch bei uns immer häufiger Themen, die mehrere Fachbereiche betreffen. Damit übergreifende Probleme dann nicht in allen betroffenen Bereichen Ressourcen bündeln, gibt es nun dieses Team, in dem die Lösungssuche gemeinsam mit den Fachbereichen gebündelt wird.

Fünfköpfiges Team soll KVB fit für die Zukunft machen

Ausgeschrieben wurde vergangenes Jahr. Ist das Team denn jetzt komplett?

Ja, wir konnten fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Zukunftswerkstatt gewinnen. Seit Januar ist das Team vollständig. So, wie es sich seit vergangenen Sommer nach und nach zusammengefunden hat, wurde auch Schritt für Schritt die Arbeit aufgenommen.

Setzt sich das Team aus externen Experten zusammen?

Wir hatten sowohl intern als auch extern ausgeschrieben. Es gab auch aus unseren eigenen Reihen sehr gute Bewerbungen. Aber letztlich haben sich externe Bewerber durchgesetzt.

Welche Expertisen bringen denn die Kreativarbeiter mit?

Im Team sind eine Architektin, eine Sozialwissenschaftlerin, die von der RWTH Aachen kommt, ein Maschinenbauingenieur, ein Kommunikationswissenschaftler mit Ingenieurstudium und ein Elektroingenieur, der in den vergangenen Jahren sehr viel im Bereich Digitalisierung und auch App-Entwicklung gearbeitet hat. Sie sehen, es ist ein sehr heterogenes Team, mit einer Altersspanne von Anfang 30 bis etwa 50.

KVB will sich bei anderen Verkehrsbetrieben was abschauen

Und die sitzen da nun und warten auf Geistesblitze?

Grundsätzlich sehen wir für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen mehrere Säulen. Sie nehmen zum einen eine Beobachterrolle ein: Was wird vielleicht in anderen Städten bei anderen Verkehrs-Betrieben schon besser gemacht? Oder was passiert in anderen Branchen? Was könnten wir gegebenenfalls übernehmen? Also ein Blick über den Tellerrand.

Immer wieder fallen die Anzeigetafeln der KVB aus. Ein Problem, das auch gelöst werden soll. (Archivfoto)

Eine zweite Säule ist, wie schon erwähnt, die Ressourcenbündelung bei der Problembewältigung. Dazu gehört auch eine Unterstützerrolle: Wo kann Fachbereichen bei einer Problemlösung geholfen werden? Sicherlich wird auch der Vorstand mit konkreten Aufgabenstellungen an die Zukunftswerkstatt herantreten. Schließlich und nicht zuletzt soll das Team auch eigene Tätigkeitsfelder entdecken und kreative Neuerungen entwickeln.

Was sind zum Beispiel Projekte, an denen die Zukunftswerkstatt schon arbeitet?

Themen sind beispielsweise die „Haltestelle der Zukunft“, die Entwicklung einer Auslastungsanzeige für die Stadtbahnen oder das Thema Fahrausweisprüfung der Zukunft.