Nach dem Raub auf einen Schmuckhändler in Köln folgte er den Tätern in einer filmreifen Verfolgungsjagd und eroberte das Gold zurück. Zwei der mutmaßlichen Räuber stehen nun vor Gericht.
Prozess in KölnWilde Verfolgungsjagd über die A4 endet vor Gericht
Als ein Schmuckhändler einen Koffer mit rund 38 Kilogramm Gold im Wert von rund einer Viertelmillion Euro mit seiner Ehefrau von seinem Wohnhaus in Rösrath in seinen Laden in die Keupstraße bringen wollte, soll das Paar brutal überfallen worden sein. Doch der Schmuckhändler ließ sich von den Räubern nicht kleinkriegen, verfolgte die Täter mit dem Auto und gelangte zurück in Besitz des Koffers voller Gold.
Seit Mittwoch stehen nur zwei mutmaßliche Räuber (45 und 39 Jahre alt) unter anderem wegen schweren Raubes vor dem Landgericht. Ein dritter Angeklagter erschien zum Prozessauftakt nicht vor Gericht. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt. Laut Anklage sollen insgesamt fünf Täter an der Tat am 3. Februar 2018 beteiligt gewesen sein, wobei drei von ihnen den eigentlich Überfall begangen haben sollen.
Opfer klammerte sich an den Koffer
Vor dem Haus sollen zwei der Täter darunter mutmaßlich der ältere Angeklagte dem Paar aufgelauert und es mit Fäusten niedergeschlagen haben, während der dritte im bereitstehenden Fluchtwagen gewartet haben soll. Anschließend sollen die Täter mit dem Koffer in ihr Fluchtfahrzeug gestiegen sein. Doch bevor sie hätten losfahren können, soll sich der Schmuckhändler vom ersten Angriff wieder berappelt und den Koffer gepackt haben.
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Trotz noch geöffneter Autotüre hätten die Täter beschleunigt. „Der Geschädigte wurde daraufhin mehrere Meter über den Boden mitgezogen, bis er schließlich von dem Koffer ablassen musste“, sagte der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung. Trotz Schürfwunden an den Knien war der Widerstandswille des Händlers aber offensichtlich nicht gebrochen. Der Mann soll sich hinters Steuer seines Range Rovers geklemmt und die Verfolgung aufgenommen haben, weshalb eine Übergabe des Koffers an zwei in der Nähe des Tatorts wartender Mittäter darunter der 39-jährige Angeklagte nicht habe stattfinden können.
Wilde Verfolgungsjagd über die A4
Was sich dann laut Anklage entwickelte, kommt einer wilden, filmreifen Verfolgungsjagd gleich: „Der Geschädigte folgte ihnen über die Bundesautobahn A4 nach Köln“, hieß es in der Anklage. Während der Fahrt sollen die Täter ihr Fahrzeug mehrmals so stark abgebremst haben, dass es zwei Mal beinahe Kollisionen mit ihrem Verfolger gegeben hätte.
Zudem soll einer der Täter aus dem Fluchtfahrzeug heraus mindestens einmal auf den Range Rover geschossen haben. Ein Projektil soll die Motorhaube des Range Rovers getroffen und in die Windschutzscheibe geprallt sein. Dennoch brach der Schmuckhändler nicht die Verfolgung ab und blieb bis zum Wendehammer in der Singhofener Straße in Humboldt-Gremberg an den Tätern dran. Die sollen dort ihr Fluchtfahrzeug verlassen und ohne Rollkoffer zu Fuß weitergeflohen sein.
Die Angeklagten schwiegen zu Prozessbeginn, ließen über ihre Verteidiger aber erklären, dass sie sich zu einem späteren Zeitpunkt einlassen wollten. Bereits im November 2023 war ein Täter in dem Fall zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann hatte in seinem Prozess umfassende Angaben zu seinen Mittätern gemacht. Daraufhin war es Ende November zur Verhaftung der beiden nun angeklagten Männer gekommen, die seither in Untersuchungshaft sitzen.
Der Prozess wird fortgesetzt.