„Mal was anderes sehen“Urlauber starten von Köln in den Osterurlaub auf Mallorca
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Köln/Bonn – Der Eingangsbereich des Flughafens wirkt an diesem Freitag nahezu gespenstisch leer. Die Schaufenster der Läden sind dunkel, es stehen keine bunten Koffer oder Menschengruppen herum und das einzige Geräusch sind die hallenden Schritte weniger vorbeigehender Personen. Erst bei den Check-ins für die Gates B und C füllt es sich etwas, denn von hier starten die Urlaubsflüge nach Mallorca oder auch in die Türkei.
Ein paar Menschen haben sich auf den Stühlen im Wartebereich verteilt, außerdem hat der Buchladen und ein Supermarkt geöffnet.
Leichtes Stimmengewirr zieht durch die Halle und zwei Kinder mit Rollkoffern flitzen vorbei. Sie haben es eilig und können leider nicht reden, denn sie kämen direkt von der Schule, ruft ihre Mutter im Vorbeirennen zu. Aber man freue sich auf den bevorstehenden Urlaub.
Grundsätzlich scheint das auch der Konsens bei den meisten anderen Anwesenden zu sein. „Wir wollen einfach mal wieder etwas anderes sehen und das schöne Wetter genießen“, erklärt Michael Schmidt. Zusammen mit seiner Frau Helga hat der 85-Jährige einen Flug nach Palma gebucht. „Hätten wir im Vorhinein allerdings gewusst, mit wie viel Aufwand die Reise verbunden ist, hätten wir das vermutlich gelassen“, räumt er ein und spielt auf die notwendigen Corona-Tests an. In der Nacht zu Dienstag gilt in Deutschland für alle Reiserückkehrer aus dem Ausland eine generelle Testpflicht. Wer kein negatives Ergebnis vorweisen kann, darf nicht mitfliegen.
Savge Yigic und ihrer Tochter Zeyneb stört das nicht: Die beiden wollen nach Izmir, um dort ihre Familie und ein paar Freunde zu besuchen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie während der Pandemie verreisen, an das Maskentragen und etwaige Corona-Tests habe man sich schon längst gewöhnt. Auch über das Ansteckungsrisiko machen die beiden sich keine Gedanken. „Wir haben vor Ort eine feste Unterkunft und werden das Haus selten verlassen“, erklärt Zeyneb.
„Es geht uns wirklich nur darum, unsere Familie zu sehen.“ Andere Anwesende fliegen, um ein bisschen Sonne zu tanken oder dem grauen Alltag zu entkommen. „Für uns geht es in eine eigene, abgelegene Finca auf Mallorca“, beschreibt Volker die Reisepläne seiner Familie.
Maximal 30 Abflüge am Tag
Mehr als eine halbe Million Fluggäste wurden bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie alljährlich in den Osterferien am Flughafen Köln Bonn abgefertigt. Davon ist man derzeit weit entfernt. Im vergangenen Jahr hob an manchen Tagen kein einziger Urlaubsflieger von Köln ab. In diesem Jahr sind es maximal 30 am Tag. Am gestrigen Freitag waren es 23, genauso viele wie heute, für Sonntag sind 19 Flüge geplant.
Nicht geändert haben sich die Top-Ziele der wenigen Urlauber: Palma de Mallorca, die Kanarischen Inseln wie Gran Canaria, Fuerteventura, Teneriffa und Istanbul, Ankara und Izmir in der Türkei. (kmü)
„Dort wollen wir selbst kochen und vielleicht ein bisschen wandern gehen.“ Die neue Testpflicht empfindet er als absolut richtig. Seinen Nachnamen will der Familienvater allerdings nicht nennen. Das Thema „Mallorca-Urlaub während der Pandemie“ sei ihm in den letzten Tagen einfach zu umstritten. „Es polarisiert halt richtig, da hat man schon ein schlechtes Gewissen“, erklärt eine junge Frau.