In Köln und ganz Deutschland war die Luftqualität zu Wochenbeginn sehr schlecht. Das sagt die Stadt zu Maßnahmen gegen die Schadstoffbelastung.
Feinstaub, StickstoffdioxidDas sagt die Stadt Köln zur tagelangen Belastung durch schlechte Luft

Die Luftqualität in weiten Teilen Deutschlands – auch in Köln – war im März laut App des Umweltbundesamts tagelang schlecht.
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Zu Beginn der Woche war die Luftqualität in Köln mehrere Tage lang schlecht – zu erkennen an der App des Umweltbundesamts (UBA), die vor allem am Montag- und Dienstagmorgen für die Messstellen in Köln rot zeigte. Das Phänomen beschränkte sich nicht auf Köln, sondern an vielen Orten in Nordrhein-Westfalen und auch ganz Deutschland war die Luft schlecht. Dies betraf vor allem die Feinstaub-Werte, aber auch die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) wurden teilweise überschritten. Beim Atmen machte sich dies unangenehm bemerkbar.
Vor allem der Feinstaub-Wert PM2,5 (Partikel bis zu einem maximalen aerodynamischen Durchmesser von 2,5 Mikrometer) war hoch. Die App zeigt laut Umweltbundesamt schlechte Luftqualität an, wird also rot, wenn der PM2,5-Wert „bei stündlich, gleitenden Tagesmittelwerten“ über 25 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter) steigt. Über 50 µg/m³ wird die App dann dunkelrot, die Luftqualität „sehr schlecht“.
Schlechte Luft durch Straßenverkehr, Heizungen und Wetterlage
Grund für die schlechte Luft waren mehrere Faktoren: Zum einen ist die Verschmutzung generell im Winter höher. Dies liegt laut Auskunft der Stadt Köln und des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) am allgemein erhöhten Heizbedarf, wobei auch private mit Holz betriebene Kaminöfen eine Rolle spielen. Ein wesentlicher Treiber der Schadstoffe sind die Emissionen aus dem Straßenverkehr, sowohl aus dem Auspuff als auch vom Straßenabrieb. Auch Einflüsse aus der Landwirtschaft spielen eine Rolle und in den vergangenen Tagen auch Saharastaub.
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Eine Joggerin mit Hund ist im dunstigen Morgenlicht zu sehen. Staub aus der Sahara macht das Sonnenlicht in Deutschland derzeit etwas milchiger und wärmer.
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Hinzu kam eine Wetterlage, die für wenig Luftaustausch sorgte: Es war Anfang der Woche windstill und trocken. Die Schadstoffe verteilten sich nicht gut in der Luft, sondern reicherten sich über mehrere Tage an. Bereits Ende Januar hatte sich dieses Phänomen bemerkbar gemacht.
Stadt Köln ergreift keine „punktuellen Maßnahmen“ gegen schlechte Luft
Auf Nachfrage verweist die Stadt Köln auf die besondere Wetterlage, die die Luftqualität verschlechtert habe. Beim Feinstaub handele es sich um „kurzzeitige, insbesondere wetterbedingte Spitzen, denen nicht mit punktuellen Maßnahmen begegnet werden kann“, teilt die Stadt mit. Man setze stattdessen auf „langfristig wirksame, nachhaltige Maßnahmen“. Diese würden „konsequent umsetzt“, heiß es weiter. Verwiesen wird vor allem auf die Stärkung des Radverkehrs in den vergangenen Jahren. So würden immer mehr Autospuren in Radwege umgewandelt. Beim Autoverkehr sollen mehr Tempolimits für weniger Schadstoffausstoß sorgen.
Auf Kölner Stadtgebiet gibt es vier Messcontainer, die ihre Daten ans Lanuv melden, von dort gehen diese Daten an das Umweltbundesamt. Insgesamt gibt es laut Stadt 15 Messstationen, die meisten davon „Passivsammler“. Diese befinden sich zur Messung von Stickstoffdioxid und Benzol an viel befahrenen Straßen und übertragen ihre Daten nicht automatisch.
Besonders Feinstaub erhöht Risiko von Erkrankungen
Hohe Schadstoffwerte können bei empfindlichen und vorbelasteten Menschen zu Atemwegsproblemen führen. Luftverschmutzung kann sich „negativ auf die Lungenfunktion auswirken und Asthma und COPD (chronische obstruktive Lungenerkrankung)-Exazerbationen auslösen und das Risiko von Lungenkrebs erhöhen“, heißt es in einer Studie von 2023. Auch das Risiko von Schlaganfällen und Herzerkrankungen steigt. Insbesondere die kleineren Feinstaub-Partikel mit einem Durchmesser unter 2,5 Mikrometer rufen demnach eine stärkere entzündliche Reaktion als größere Partikel hervor.
Auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund wies angesichts der zuletzt schlechten Luftqualität auf Probleme für die Gesundheit hin. „Gerade für Menschen mit Asthma, chronischen Atemwegserkrankungen oder Allergien kann die derzeitige Feinstaubbelastung problematisch sein“, schrieb er. Sei die Luftqualität schlecht oder sehr schlecht, könne es zu „ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden“ kommen. Aktivitäten im Freien sollten entsprechend angepasst werden. Im Innenraum könnten HEPA-Filter helfen, zudem müsse die Medikation eventuell angepasst werden.
Grenzwerte der EU liegen deutlich über den von der WHO empfohlenen
In Deutschland gelten die von der EU festgelegten Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid. Diese bestehen bereits seit 20 Jahren. Sie entsprechen nach Ansicht des Umweltbundesamts (UBA) „nicht den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung“. Ab 2030 sollen neue Grenzwerte gelten, dazu gibt es eine Einigung innerhalb der EU. Das UBA begrüßt dies. Die Behörde kritisiert allerdings, dass selbst diese Werte nicht den von der Weltgesundheitsorganisation WHO 2021 aktualisierten Erkenntnissen entsprechen.
Der größte Teil der Menschen in Europa atme beispielsweise Feinstoffwerte ein, die nicht den von der WHO ausgegebenen Kriterien entsprechen, so das UBA. Die WHO hat einen PM2,5-Grenzwert von 5 µg/m³ festgelegt, auch der Wert für Stickstoffdioxid liegt klar unter dem in der EU gültigen. Hier müsse Europa dringend weiter nachbessern, so die Behörde.
Luftverschmutzung sei nach derzeitigem Stand der Wissenschaft das „größte Umweltrisiko für die Gesundheit in Deutschland“ und ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung von chronischen Erkrankungen wie Schlaganfällen, Herzinfarkten, bestimmten Krebserkrankungen und Typ 2-Diabetes.