Die Verantwortlichen des Werks fordern eindringlich Ausnahmegenehmigungen und erhalten Unterstützung aus der Politik.
AbgasreinigungEU-Vorgaben könnten zur Schließung des Eisenwerks in Brühl führen

Das Brühler Eisenwerk baut derzeit eine neue Abgasreinigungsanlage. Für die Erfüllung der neuen Vorgaben der EU würde diese aber nicht ausreichen.
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Die Sorge vor einer Stilllegung des Brühler Eisenwerks veranlasst die CDU-Politiker Detlef Seif und Gregor Golland zum Schulterschluss mit der Geschäftsführung des Herstellers von Motorblöcken. Neben wirtschaftlichen Herausforderungen treibt die Verantwortlichen des mehr 1500 Mitarbeiter zählenden Unternehmens eine europäische Umweltgesetzgebung um. Diese könne im Extremfall zur Schließung des Eisenwerks führen, heißt es.
Hintergrund ist das neue sogenannte BREF-Dokument, das verschärfte Vorgaben für die Abgasreinigung beinhaltet, im Dezember 2024 in Kraft trat und nun in die nationale Gesetzgebung der EU-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. BREF steht für „Best Available Techniques Reference“. Es handelt sich um ein Dokument der Europäischen Kommission, das die besten verfügbaren Techniken (BTV) zur Vermeidung und Verminderung von Umweltauswirkungen einer Wirtschaftsbranche beschreibt und bei Anlagengenehmigungen von Behörden in der EU berücksichtigt werden muss.

Matthias Pampus-Meder (l.) und Thomas Friedrich aus der Geschäftsführung machen sich Sorgen um den Fortbestand des Eisenwerks.
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Matthias Pampus-Meder sieht Fehler in dem Papier aus Brüssel. Denn dort werde von technischen Möglichkeiten zur Einhaltung der geforderten Grenzwerte ausgegangen, die nur bei kleinen Abluftmengen funktionierten. Beim Abgasvolumen des Eisenwerks hingegen müsste eine enorme Menge Erdgas eingesetzt werden, um die Abgase so zu erhitzen, dass die Schadstoffbelastung wie gefordert sinkt. Dafür ist eine Nachverbrennung bei Temperaturen von 850 Grad Celsius erforderlich.
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„Das wäre technisch und wirtschaftlich kaum darstellbar und wenn doch für die Klimabilanz verheerend“, erklärt Pampus-Meder. Er fordert daher eine Veränderung der Vorgaben der EU oder Ausnahmegenehmigungen im Rahmen der nationalen Gesetzgebung – die es schon heute vielerorts gebe. Andernfalls drohe in vier bis sechs Jahren das Aus für das Eisenwerk.
Auch die aktuellen Bemühungen des Unternehmens, Abgase und Gerüche zu reduzieren, wären dann Makulatur. Dabei investiere das Eisenwerk Brühl gerade 52 Millionen Euro in neue Abluftreinigungsanlagen, in denen eine völlig neue Technik verwendet wird – „die beste, die es derzeit gibt“, wie Pampus-Meder betont.
Die EU-Vorgaben betreffen nach seiner Einschätzung die gesamte deutsche Gießerei-Industrie. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif und der CDU-Landtagsabgeordnete Gregor Golland kündigten bei einem Besuch im Werk an, sich für den Standort Brühl einzusetzen und die künftige Bundesregierung auf die Schwierigkeiten hinzuweisen. Golland sagte: „Das Eisenwerk ist der wichtigste industrielle Arbeitgeber meiner Heimatstadt Brühl. Wir müssen alles dafür tun, um diesen Standort zu erhalten.“