Der russische Außenminister sorgt erneut mit seiner Wortwahl für Wirbel. Der Ton aus Moskau in Richtung der EU bleibt rau.
Erneute Nazi-EntgleisungLawrow beleidigt von der Leyen – Moskau attackiert Europa

Ursula von der Leyen (CDU), Präsidentin der Europäischen Kommission, hat ihren Aufrüstungsplänen den Zorn Moskaus auf sich gezogen. (Archivbild)
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Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat sich erneut eine Entgleisung geleistet. In einem Interview mit mehreren amerikanischen Bloggern rückte Moskaus Top-Diplomat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in die Nähe des Nationalsozialismus. „Führer Ursula mobilisiert alle, um Europa wieder zu militarisieren“, erklärte Lawrow dabei schließlich mit Blick auf die Aufrüstungsbestrebungen der Europäischen Union.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten von der Leyen vergangene Woche auf einem Krisengipfel Zustimmung für einen „Plan zur Wiederaufrüstung Europas“ (ReArm Europe) signalisiert. Um Milliardeninvestitionen in Verteidigung zu ermöglichen, schlägt sie unter anderem eine Lockerung der europäischen Schuldenregeln und einen Milliardenfonds für Darlehen an Mitgliedsländer vor. Insgesamt will sie bis zu 800 Milliarden Euro mobilisieren.
Immer wieder Nazi-Beleidigungen von Sergej Lawrow
„Die Zeit der Illusionen ist vorbei“, hatte von der Leyen zudem am Dienstag im Europaparlament in Straßburg erklärt. „Wir müssen die europäischen Verteidigungsanstrengungen deutlich steigern, und zwar jetzt“, fügte sie hinzu. Es sei dringend notwendig, „die Lücken in der militärischen Versorgung der Ukraine zu schließen und der Ukraine solide Sicherheitsgarantien zu geben“, sagte von der Leyen zur Begründung.
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Der russische Außenminister Sergej Lawrow spricht auf einer Pressekonferenz. (Archivbild)
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Lawrows Hitler-Anspielung ist dabei nur die jüngste in einer ganzen Reihe von Beleidigungen, die zuletzt von Moskaus Chefdiplomat nach Europa geschickt wurden. Zuvor hatte der dienstälteste russische Minister bereits mit Aussagen über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für Empörung gesorgt.
Russische Medien verbreiten „Führer Ursula“-Zitat weiter
Man könne den Ukrainer „kaum als Menschen bezeichnen“, hatte Lawrow zuletzt faschistische Töne angeschlagen. Auch als „Nazi“ und „Verräter am jüdischen Volk“ bezeichnete Lawrow den ukrainischen Präsidenten – ungeachtet der Tatsache, dass Selenskyj selbst Jude ist.
Radikale Töne aus Moskau haben seit Kriegsbeginn keinen Seltenheitswert, üblicherweise verzichten die hochrangigen Kreml-Politiker jedoch auf derartige Attacken und überlassen sie einfachen Abgeordneten, den Propagandamedien oder Ex-Präsident Dmitri Medwedew, der immer wieder mit besonders vulgären Wortmeldungen in Erscheinung getreten ist.
Eingefrorene Vermögenswerte: Russland wirft EU „Diebstahl“ vor
Lawrows Äußerungen unterstreichen unterdessen den anti-europäischen Kurs, den Moskau spätestens seit Beginn der Gespräche mit US-Präsident Donald Trump noch einmal verschärft hat. So griffen staatliche Nachrichtenagenturen wie Tass Lawrows Worte über von der Leyen prominent auf und verbreiteten das „Führer Ursula“-Zitat weiter.
Maria Sacharowa, Sprecherin von Lawrows Außenministerium, warf der EU unterdessen am Donnerstag „Diebstahl“ vor, nachdem Brüssel die Gewinne aus in der EU festgesetzten russischen Vermögenswerten der Ukraine zur Verfügung gestellt hatte.
Kreml prophezeit EU wirtschaftlichen Niedergang
„Alle gesperrten Gelder und die darauf entfallenden Einkünfte sind Eigentum der Russischen Föderation“, behauptete Sacharowa nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti. Europa nutze „pseudo-juristische Konstruktionen“, um den „Diebstahl“ zu vertuschen, hieß es weiter.
Auch der Kreml meldete sich in Sachen Europa erneut zu Wort. Die geplanten Militärausgaben seien eine „exorbitante Ausgabe für die EU-Länder“, erklärte Regierungssprecher Dmitri Peskow gegenüber den Staatsmedien. Die Länder Europas würden dadurch ihre „Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, behauptete Peskow zudem. Um diesen Schritt zu rechtfertigen, habe die EU „auf jede erdenkliche Weise einen Feind erfinden“ müssen, hieß es weiter aus Moskau. „Niemand ist aus ihrer Sicht dafür besser geeignet als Russland.“
Die EU will Lawrows Nazi-Beleidigung gegen Kommissionspräsidentin von der Leyen unterdessen nicht weiter kommentieren. „Das kommentiert sich selbst“, zitierte das RedaktionsNetzwerk Deutschland EU-Kreise in Brüssel.