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Ein Gebot der FairnessRaimund Neuß zu Woelkis Hirtenwort

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Stark in der Kritik: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln – Tiefe Risse, so sagt es der Kölner Kardinal, gehen durch sein Erzbistum. Was ist nötig, um sie zu schließen? Rainer Maria Kardinal Woelki hat bereits im Interview mit dieser Zeitung Fehler konkret benannt. Jetzt spricht er von Schuld, die er auf sich geladen habe. Aber so wichtig solche Eingeständnisse und der Aufruf zur Versöhnung auch sind – ob die Risse zu schließen, die Wunden zu heilen sind, wird sich erst nach dem 18. März zeigen.

Dann, wenn das Gutachten des Kölner Rechtsanwalts Björn Gercke über den Umgang mit sexualisierter Gewalt im Raum des Erzbistums Köln vorliegt – und wenn hoffentlich rasch die Konsequenzen sichtbar werden, die Woelki daraus zieht.

Es ist ein Gebot der Fairness, Woelki diese Zeit zu gewähren. Und ein Gebot der Fairness ist es auch, ihn nicht anders zu bewerten als andere Bischöfe. Wäre wirklich etwas damit gewonnen, wenn nur ausgewählte Fälle näher dargestellt würden, wie das in Aachen geschehen ist? Und wenn Woelki dafür kritisiert wird, dass er den Gutachterauftrag nach Bedenken seiner Juristen gegen die Ausarbeitung einer anderen Kanzlei neu vergeben hat – wo bleibt der Aufschrei gegen die Entscheidung des Berliner Erzbischofs Heiner Koch, der ein Gutachten zwar veröffentlichte, aber alle Angaben über einzelne Fälle und damit verbundene persönliche Verantwortlichkeiten tilgen ließ?

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Wenn – wohlgemerkt: wenn– Woelki und sein Gutachter Gercke ihre Versprechen einlösen, dann wird für das Erzbistum Köln ein viel genaueres Bild der unfassbaren Vorgänge öffentlich vorliegen als für andere Bistümer. Das entschuldigt nicht die Fehler, die gegenüber den Betroffenen begangen wurden. Aber es wird eine ausgewogene Bewertung möglich machen.