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Kölns neue „Historische Mitte“Planung verzögert sich um zwei Jahre

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Köln – Die Planung von Kölns neuer „Historischer Mitte“ am Dom verzögert sich: Ursprünglich sollte der Kölner Stadtrat im Frühjahr 2020 entscheiden, ob das Millionen-Projekt rund um das neue Kölnische Stadtmuseum nach der abgeschlossenen Planung tatsächlich gebaut wird. Im Mai 2018 hatte das Gremium beschlossen, die Detail-Planungen anzugehen und 2020 zu entscheiden. Doch zunächst wurde der Baubeschluss auf 2021 verschoben – aktuell ist er sogar erst für März 2022 vorgesehen, zwei Jahre später als geplant.

Viele komplexe Fragen müssen geklärt werden

Bedeutet eine später fertige Planung nicht auch eine spätere Fertigstellung? Ab Baubeschluss 2020 sollte der reine Bau 6,5 Jahre dauern, bis zur Eröffnung 7,5 Jahre, das wäre Ende 2027 gewesen. Wird es also möglicherweise Ende 2029?Ist damit nicht der Vorteil gegenüber der Sanierung dahin? Die war insgesamt nur mit 6,5 Jahren angeben worden, zudem mit 125,4 Millionen Euro nur rund neun Millionen Euro teurer gewesen als der städtische Anteil am Neubau.2018 hatte sich die Verwaltung für den Neubau am Roncalliplatz ausgesprochen und gegen die Sanierung des Zeughauses als Heimat des Stadtmuseums. Sie urteilte: „Damit ist ein Baubeschluss für die Sanierungsvariante erst im Frühjahr 2022 möglich, zwei Jahre nach dem für den Neubau.“ Das hat sich als falsch erwiesen. Nun ist auch der Neubaubeschluss erst im März 2022 möglich.

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Mittlerweile ist die neu gegründete Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) namens Historische Mitte für den Bau zuständig, Stadt und Kirche betreiben sie. Die Kirche ist dabei, weil ihr Kurienhaus abgebrochen und neu aufgebaut wird. Die GbR teilt mit: „Der Vorteil gegenüber der Sanierung ist nicht obsolet, da sich nach ersten Erkenntnissen im Zweifel nicht die Gesamtlaufzeit ändert, sondern die zeitliche Lage des Projektes.“

Das spräche für eine spätere Eröffnung, aber noch wollen die Verantwortlichen keine ursprünglichen Zieldaten kippen, aber auch nicht den Fehler machen, die Planer zu hetzen. Erst planen, dann bauen – gegen diesen Grundsatz wurde in Köln nicht erst einmal verstoßen, was die Stadt teuer bezahlte. Die Gründung der Gesellschaft hat gedauert, es ist eine komplexe rechtliche Frage gewesen, erst im Juli hat sie übernommen, die Planer begannen später. Die GbR teilt mit: „An dem neuen Terminplan wird noch gearbeitet.“

Nun lässt sich die Verzögerung von zwei Seiten betrachten. Einerseits ist es vernünftig, gründlich zu planen, um den Politikern am Ende realistische Zahlen zu präsentieren. Andererseits sprach die Verwaltung ihre Empfehlung für den Neubau und gegen die Sanierung 2018 auf Basis von drei Faktoren aus: Kosten, Qualität und Termine – und zumindest beim Baubeschluss stimmt der Termin nicht.

Stand jetzt wird der Rat 2022 entscheiden, ob die „Mitte“ tatsächlich gebaut wird – anhand der „echten Zahlen“, wie Baudezernent Markus Greitemann voriges Jahr sagte. Bislang sind Termine und Kosten geschätzt, erst wenn die Planer sich vorarbeiten, wird es konkreter und nicht bei 143,8 Millionen Euro bleiben. „Wenn der Terminplan steht, wird die Kostenprognose neu erstellt“, teilt die GbR mit.

Zuletzt haben sich Grüne, CDU und Volt in ihrem Eckpunktepapier zum Baubeschluss der „Mitte“ bekannt. Bilden die drei Fraktionen am Ende ein neues Bündnis, ist der Baubeschluss wohl Formsache, das Trio hat eine Mehrheit. Das Eckpunktepapier ist ein wichtiges Signal, auch an die Kirche , vor allem in Corona-Zeiten. Wie berichtet, fehlt der Stadt bis 2024 fast eine Milliarde Euro an Steuereinnahmen, einige der verabredeten Projekte des Trios werden gar nicht finanzierbar sein – dass die prestigeträchtige „Mitte“ dazu zählt, ist aber unwahrscheinlich.Unmittelbar betroffen von einer Verzögerung wäre das Stadtmuseum, übergangsweise soll es aus dem sanierungsbedürftigen Zeughaus ins frühere Modehaus Sauer in der Innenstadt ziehen. Ist die „Mitte“ fertig, wechselt das Stadtmuseum an den Roncalliplatz.

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Nur: Im früheren Modehaus Sauer tut sich augenscheinlich wenig, obwohl der Ratsbeschluss zur Anmietung zwei Jahre alt ist. Laut Stadt übergibt der Besitzer das Haus in der zweiten Jahreshälfte 2021 an das Museum. Und wann eröffnet das Museum? Die Stadt teilt mit: „Zur weiteren Zeitleiste kann das Kulturdezernat zurzeit noch keine Auskunft geben.“