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Traum vom EigenheimSo entwickeln sich die Immobilienpreise in Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Neubaugebiet in Köln-Chorweiler

Köln – Nur einige aktuelle Beispiele aus den gängigen Immobilien-Websites: Vier-Zimmer-Wohnung in Brück, 130 Quadratmeter, 815.000 Euro. Vier Zimmer in Mülheim, 125 Quadratmeter, 925.000 Euro. Fünf Zimmer in Nippes, 135 Quadratmeter, 777.000 Euro. Macht Quadratmeterpreise zwischen 5755 und 7400 Euro. Plus Gebühren, plus Makler-Courtage, plus Rücklagen für eventuelle Reparaturen – kein Wunder, dass dem ein oder anderen angesichts solcher Zahlen schwindelig wird.

Es geht zwar auch günstiger, dann aber mit deutlichen Abstrichen an Lage und Qualität, nach oben hin sind ohnehin keine Grenzen gesetzt. Unter einer halben Million Euro ist in Köln kaum an eine familiengerechte Wohnung zu kommen. Häuser, so denn überhaupt welche auf dem Markt sind, reißen gerne die Millionen-Grenze. Im nahen Umland, Richtung Frechen beispielsweise oder Bergisch Gladbach, sieht es nicht viel besser aus. Für Familien, die ein eigenes Zuhause suchen, oft schlicht nicht bezahlbar.

Auch die Schäl Sick hat angezogen

In den letzten Jahren war die Chance im Rechtsrheinischen etwas größer, an eigene vier Wände zu kommen – aber auch da hat die „Schäl Sick“ inzwischen mächtig aufgeholt.

Grafik Immobilien

Es ist nie so ganz einfach, eine komplexe Datenlage zu beurteilen. In einem aber sind sich alle Experten einig: Der Preis für Immobilien wird weiter ansteigen, trotz Corona und teilweise anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit. Für Köln trifft dies in erster Linie auf Eigentumswohnungen zu – schlicht, weil es kaum ein nennenswertes Angebot an Ein- oder Zweifamilienhäusern gibt. Aber auch bei den Wohnungen kann das Angebot den Bedarf nicht decken.

Zahlen zum Wohnen

6000 neue Wohnungen bräuchte Köln mittelfristig jedes Jahr, um den Bedarf zu decken. Davon ist die Stadt weit entfernt – 2175 Wohnungen wurden im letzten Jahr fertiggestellt.

82.493 Ein- oder Zweifamilienhäuser gab es 2019 in Köln und 563 145 Wohnungen. 138 648 Wohngebäude insgesamt wurden in Köln gezählt bei 564 841 Haushalten, davon 103 932 mit Kindern.

650 Euro pro Quadratmeter betrug laut Stadt im letzten Jahr das Mittel für einen Baugrundstückspreis im Stadtgebiet Köln zum Bau von Ein- oder Zweifamilienhäusern. (Quelle: Stadt Köln)

Laut einer Untersuchung des Baufinanzierers Dr. Klein beträgt der durchschnittlich gezahlte Preis für Eigentumswohnungen momentan 3454 Euro pro Quadratmeter, über 1000 Euro mehr als noch vor fünf Jahren. Wenn man denn das Glück hat, ein Haus zu bekommen, kann das in Köln bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter teuer werden. Allerdings ist die Preisspanne hier sehr groß – es gibt noch einige unsanierte Häuser aus den 50er, 60er Jahren, die vergleichsweise günstig angeboten werden. Dann müssen aber die Sanierungskosten mit eingerechnet werden, was in den wenigsten Fällen unter einer sechsstelligen Summe abgeht.

Der Index, der die tatsächliche Preisentwicklung bei den Immobilien anzeigt, liegt laut Dr. Klein momentan bei einem Plus von 3,22 Prozent im Vergleich zum Vorquartal – so hoch wie in keiner anderen Metropolregion in Deutschland.

Köln hinkt beim Bauen hinterher

Die grundsätzliche Entwicklung bestätigt auch Prof. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. „Es gibt zentrumsnah kaum Angebote. Köln hinkt mit seiner Bautätigkeit massiv hinterher, wir haben 3000 neue Wohnungen im Jahr, bräuchten aber mindestens 6000.“ Dass die Nachfrage nach Eigentum auch in Corona-Zeiten so stark ist, führt er auf mehrere Faktoren zurück.

Zum einen seien einige Anleger durch die wirtschaftliche Entwicklung zwar etwas vorsichtiger geworden. „Andere aber sind nach wie vor da, und die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ist nach wie vor zu groß“, sagt Voigtländer. Außerdem sei die Wertschätzung der eigenen vier Wände durch die Corona-Pandemie gestiegen: „Viele Menschen haben jetzt gemerkt, dass ihnen ein weiteres Zimmer fürs Home office oder einfach mehr Platz wichtiger ist als eine zentrale Lage.“

Die Gefahr einer Immobilienblase, wie es sie vor über einem Jahrzehnt von Amerika aus kommend gegeben hat, sieht er heute nicht: „Wenn es die geben würde, wäre sie während der Pandemie schon geplatzt. Die Fundamentaldaten stimmen.“

Im Gegenteil, Voigtländer sieht das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und macht Häusle-Suchern wenig Hoffnung: „Die Preise sind noch nicht am Limit, auch wenn sich die Dynamik voraussichtlich etwas abschwächen wird.“