AboAbonnieren

Porträt des Kölner MusikersJohann-Christof Laubisch singt Rap mit deutschen Texten

Lesezeit 4 Minuten
pers_int_johann-christof-laubisch_roe_007

Graffiti hat ihn mit der Musik in Berührung gebracht: Johann-Christof Laubisch ist ein vielseitiger Künstler. 

Köln – Ein deutsch-französischer Rapper und Schauspieler, gebürtiger Berliner und Union-Fan: Das hat auf den ersten Blick eher wenig mit Köln zu tun. Doch seit knapp drei Jahren lebt Johann-Christof Laubisch in der Domstadt und erwischt sich immer häufiger dabei, wie er auch mal für den Effzeh jubelt. Das liegt, so Laubisch, daran, dass der 1. FC Köln mit Steffen Baumgart einen ehemaligen Union-Spieler („Die Eisernen“) als Trainer hat, vor allem aber an der Geschichte des Kölner Bundesligisten. „Ich mag Traditionsvereine einfach, wo eine gewisse Kultur und kein großer Sponsor mit viel Geld dahinter steht.“

Kreativer Ader freien Lauf lassen

Wenn Laubisch nicht gerade die Bundesliga im „Gottes Grüne Wiese“ im Belgischen Viertel verfolgt, feilt der 35-Jährige an neuen Beats und Texten. Seit 2006 veröffentlicht er unter dem Synonym „Le First“ Rap-Alben – zunächst auf Französisch, mittlerweile auch mit deutschen Texten. Und er agiert auf der Bühne und vor der Kamera.

An diesem Sonntag ist er im Dortmunder Tatort zu sehen. Als Oliver Kordes ist er der Neue im Dortmunder Team der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU). „Irgendwie ist es für jeden Schauspieler, egal welcher Generation, eine Art Ritterschlag in einem Tatort mitspielen zu dürfen“, freut er sich. Neben Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) wird bei den Vorbereitungen für eine Urnenbeisetzung zufällig eine Leiche gefunden. Es ist die seit einem Jahr vermisste Feline Wagner. Kurz darauf wird ein weiteres Mordopfer geborgen, nur wenige Schritte vom ersten entfernt. Zwischen den Morden lag ein Jahr – und bald sind wieder zwölf Monate vergangen.

Bekannt geworden durch „Je suis Karl“

Bekannter wurde Laubisch durch das Drama „Je suis Karl“ von Christian Schwochow, in dem er den rechtsradikalen Rapper „Young Hate“ spielt. Keine leichte Rolle für den Deutsch-Franzosen, der seit seiner Kindheit mit vielen unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen ist. „Natürlich hatte ich zunächst einmal auch Bedenken, die Rolle anzunehmen. Dadurch, dass es aber klare Abgrenzungen zu mir und meinem eigenen Schaffen gab und ich das auch immer wieder über die sozialen Medien kommuniziert habe, konnte ich das schließlich doch mit gutem Gewissen machen. Es ist ja auch spannend, etwas zu spielen, das in keinem Verhältnis zu einem selbst steht.“

Schon als Kind hatten die „Bud Spencer und Terrence Hill“-Filme in ihm den Wunsch geweckt, später einmal vor der Kamera zu stehen, verrät er. 2011 absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Theaterakademie Vorpommern. Es folgten Spielzeiten an der Vorpommerschen Landesbühne Anklam sowie eine mehrjährige Festanstellung am Mittelsächsischen Theater.

Rap-Workshops an Schulen und Flüchtlingsheimen

Doch tief in seinem Herzen ist er Musiker. Erstmals mit Rap in Berührung gekommen sei er als Jugendlicher durch die Graffiti-Kultur. Die Attitüde und Coolness habe ihn in jungen Jahren angesprochen, daran gehalten habe ihn dagegen aber die Grundidee, dass es im Hip-Hop egal ist, „wo du herkommst und wie du aussiehst“. Auch in seiner Clique in Berlin seien die unterschiedlichen Kulturen im Freundeskreis nie ein Thema gewesen. Das sei das, was er versucht den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Denn seit einigen Jahren gibt Laubisch Rap-Workshops an Schulen oder in Flüchtlingsheimen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Warum er zunächst ausschließlich auf Französisch rappte, erklärt Laubisch folgendermaßen: „Es gab damals für mich einfach keinen coolen Deutschrap. Es gab zwar sowas wie die Fantastischen Vier oder Fünf Sterne Deluxe – aber das war einfach nichts, was mit meiner Lebensrealität als Berliner zu tun hatte.“ Im französischen Hip-Hop steckte „damals einfach viel mehr Energie, viel mehr Politisches hinter“. Mittlerweile hat der 35-Jährige aber seinen Frieden mit der hiesigen Szene geschlossen, die seiner Meinung nach sehr vielfältig geworden ist. „Da sind wirklich viele Musiker dabei, die richtig gut und eigenständig sind. Leider bevorzugt die Industrie häufig immer noch die, die eigentlich nur eine Kopie von etwas Erfolgreichem darstellen, aber nichts wirklich Eigenes machen.“